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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Daugherty
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in Trauben herumstanden.
    Durch die Fenster auf dem Treppenabsatz konnte man Limousinen in der Sonne blitzen sehen – Rolls-Royce und Bentleys, so weit das Auge reichte.
    Rachel wurde bleich. »So viele sind das?«
    »Neunzig dürften es sein«, erwiderte Allie und ließ ihren Blick über die dunklen Edelkarossen gleiten. »Komm jetzt«, sagte sie.
    Sie hasteten den Gang entlang bis zu der versteckten steinernen Wendeltreppe, über die sie in das uralte Kellergewölbe gelangten, wo bereits die anderen auf sie warteten. Der verliesartige Raum war kühl und dunkel. Zoe, Nicole und Sylvain standen dicht beisammen und unterhielten sich eindringlich im Flüsterton.
    »Da seid ihr ja!«, rief Nicole. Sie sah erleichtert aus.
    »Wo ist denn Carter?«, fragte Allie.
    Allgemeines Schweigen. Allie hatte das ungute Gefühl, dass etwas nicht stimmte.
    Schließlich klärte Sylvain sie auf.
    »Er sucht nach Jules«, sagte er und sah sie dabei unverwandt an. »Ihre Eltern waren mit die Ersten, die hier waren.«
    Allie kam es vor, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen. Mit ungläubigem Entsetzen starrte sie Sylvain an. »Jules …? Das kann nicht sein.«
    Im selben Moment wusste sie, dass er recht hatte – in diesen Dingen irrte Sylvain nie.
    Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und versuchte nachzudenken. Carter hatte nie erwähnt, auf welcher Seite Jules’ Eltern standen. Es war einfach nie Thema gewesen. Allie war automatisch davon ausgegangen, dass sie zu Isabelle hielten – alles andere schien ausgeschlossen.
Der arme Carter.
    Schlagartig begriff sie, wie real das alles war. Im Prinzip konnten da draußen jedermanns Eltern stehen. Panik stieg in ihr auf, sie konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen.
    »Hat Jules es geschafft, abzuhauen?«, fragte Allie. »Und wissen wir irgendwas von den anderen?«
    »Nein. Wir sind sofort hier runter, darum haben wir keine Ahnung, was oben abgeht«, erklärte Zoe.
    »Es ging alles rasend schnell. Auf einmal waren sie da«, ergänzte Nicole, die neben ihr stand.
    Wer von den Schülern nicht gehen wollte, sollte sich irgendwo auf dem Schulgelände verstecken, lautete der Plan. Isabelle war in alles eingeweiht und hatte sich um die kniffeligen Detailfragen gekümmert. Vermutlich erzählte sie just in diesem Moment ein paar Eltern, dass sie leider nicht die leiseste Ahnung habe, wo ihr Kind gerade stecken könnte.
    »Einer von uns sollte hochgehen und nachschauen, was Sache ist«, sagte Allie. »Rachel und mir kann ja nichts passieren, wir zwei könnten das übernehmen.«
    Rachel nickte so angespannt, dass ihre dunklen Haare an den Schultern auf und ab hüpften.
    »Aber nicht allein«, sagte Sylvain. »Ich hab auch nichts zu befürchten. Ich kann auch mitkommen.«
    Nicole betrachtete ihre Fingernägel und zögerte einen Moment zu lange.
    »Ich bleib lieber hier unten«, sagte sie schließlich kleinlaut. Worauf sich die anderen zu ihr umdrehten und Nicole leichthin mit den Achseln zuckte, um eine Nonchalance zu suggerieren, die sie ganz offensichtlich nicht empfand. Ihren dunklen Augen war anzusehen, wie nervös sie war. »Für alle Fälle. Weil … ich glaub nämlich, meine Eltern … haben sich noch nicht entschieden.«
    Zoe zupfte Allie beharrlich am Ärmel. »Ich möchte auch mitkommen.«
    Die Angst schnürte Allie fast die Kehle ab.
    Ich krieg zu viel. Zoe ist doch noch ein Kind. Sie ist erst dreizehn! Wenn ihr was passiert …
    »Ach Zoe«, sagte Allie mit sanftem Nachdruck. »Das find ich jetzt aber nicht fair, Nicole einfach so allein hier unten versauern zu lassen.« Als Zoe störrisch das Kinn reckte, versuchte sie es auf andere Weise. »Wir sind auch nicht lange weg. In ein paar Minuten bin ich wieder da, und wir können tauschen. Okay? Wir müssen zusammenhalten!«
    Kurz sah es so aus, als würde Zoe sich erneut widersetzen, doch dann ließ sie die Schultern hängen und gab nach.
    »Na gut«, sagte sie und schob die Unterlippe vor. »Dann bleib ich eben hier und
versteck
mich.«
    »Okay«, sagte Sylvain und wandte sich Rachel und Allie zu. »Wir müssen uns aufteilen. Ich übernehme den Jungstrakt. Rachel, du übernimmst den Mädchentrakt, und Allie das Hauptgebäude – Bibliothek und Aufenthaltsraum. Und versuch, Isabelle aufzutreiben. In genau zwanzig Minuten treffen wir uns wieder hier.« Er ließ den Blick von einem zum anderen wandern. »Kommt bloß nicht zu spät«, sagte er mit todernster Miene. »Sonst zwingt ihr uns, nach euch zu

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