Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Daugherty
Vom Netzwerk:
Medien bis zu den Gerichten. Bislang hat sie noch nie offen eine Wahl zu beeinflussen versucht, doch wenn sie wollte, könnte sie es. Ohne dass es jemals bekannt würde.« Sie lehnte sich zurück. »Orion kontrolliert nämlich die Behörde, die mit der Überwachung der Wahlen betraut ist.«
    Allie starrte sie mit offenem Mund an.
    »Willst du damit sagen, Nathaniel könnte mit dem, was er vorhat, Erfolg haben? Dass er …«, sie wusste nicht, wie sie das, was er tun wollte, bezeichnen sollte, »… alles übernimmt?«
    »Ich fürchte, ja«, sagte Isabelle. »Deshalb ist es so wichtig. Deshalb mussten Menschen sterben. Deshalb geht es dabei ums Ganze.«
     
    Weil nichts passierte, hatte Allie auch keinen Vorwand mehr, noch länger die Schule zu vernachlässigen. Jeden Nachmittag konnte man sie und Rachel nun an ihrem versteckten Lieblingstisch in der Bibliothek finden, wo sie in weichen Ledersesseln saßen und im Schein einer grünen Tischlampe lernten. Wie in alten Zeiten.
    Eines Mittwochs, knapp zwei Wochen nachdem die Night-School-Ausbilder zurückgekehrt waren, gab Rachel Allie wieder mal Nachhilfe in Chemie. Es war später Nachmittag, und in Allie wuchs langsam, aber sicher der Wunsch, in die Küche zu gehen und sich einen Snack zu besorgen.
    »Wenn ich nicht irre, hast du bei deinem Molekül diesen Teil hier vergessen.« Rachel deutete auf die Zeichnung auf Allies Notizblock. »Da. Da muss noch was dran. So.« Sie schob ihren eigenen Block näher, damit Allie sah, wie die Zeichnung aussehen sollte. »Sonst kriegst du am Ende noch, was weiß ich, ein Dachsmolekül.«
    Allie machte sich sofort daran, das fehlende Anhängsel nachzutragen. Sie sah nicht auf, als sie antwortete. »Ein Dachsmolekül?«
    »Na, Dachse sehen doch irgendwie so aus, als wären bei ihnen ein paar Moleküle verloren gegangen und durch fremde Moleküle ersetzt worden, oder? Das meine ich.«
    Während Allies Moleküle langsam die richtige Form annahmen, ging ein Raunen durch den Raum. Allie schaute auf, konnte aber keinen Grund dafür erkennen. Einige der Schüler waren von ihren Tischen aufgestanden und standen flüsternd in Grüppchen zusammen. Andere verließen fluchtartig den Raum.
    »Was ist da los?«, sagte sie mehr zu sich selbst.
    »Vermutlich hat irgendwer mit irgendwem Schluss gemacht«, antwortete Rachel, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen. »Kaum zu glauben, dass ich noch nicht darüber Bescheid wusste.«
    »Du weißt ja immer noch nicht darüber Bescheid«, versetzte Allie geistesgegenwärtig.
    »Gut beobachtet«, sagte Rachel und erhob sich halb. »Na, dann will ich mal fragen geh…«
    Sie verstummte mitten im Satz.
    Durch den Raum kam Katie auf sie zugelaufen. Ihr Pferdeschwanz wippte hin und her, ihre Schritte wurden von den Perserteppichen gedämpft. Sie musste die ganze Strecke gerannt sein, denn sie war völlig außer Atem. Ihre milchweiße Haut war noch blasser als sonst.
    Als sie vor ihnen stand, hielt sie sich mit so viel Kraft am Tisch fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten.
    »Es geht los!«

[zurück]

Einunddreißig
    »Jetzt komm!«
    Als Katie sich nicht rührte, schubste Allie sie heftig und schrie: »Sofort!«
    Da setzte Katie sich in Bewegung und rannte, ohne sich noch einmal umzudrehen, davon.
    Das Adrenalin rauschte durch Allies Adern und jagte ihren Puls hoch. »Bist du so weit?«, fragte sie Rachel.
    Rachel nahm die Brille ab und steckte sie in ihre Rocktasche. Sie wirkte verängstigt.
    »Was ist mit unseren Sachen …?«, fragte sie und deutete auf den Tisch, auf dem sich lauter Bücher, Papiere und Stifte stapelten – was eben so zu einem normalen Schülerleben gehört.
    »Die laufen nicht weg«, sagte Allie sanft. Dass Rachel in Panik geriet, fehlte ihr gerade noch. »Die lassen wir liegen, bis wir wiederkommen.«
    Wenn wir wiederkommen
, dachte sie.
    Rachel nickte, als leuchtete ihr das völlig ein.
    Die Bibliothek war inzwischen fast menschenleer.
    »Auf geht’s, Rachel«, sagte Allie und machte einen Schritt Richtung Tür. »Wir müssen hier verschwinden.«
    Rachel ließ ihren Blick durch den Saal schweifen. »Lucas.«
    Allie nahm sie am Arm. »Er weiß ja, wo er hinmuss. Du hast es ihm doch erzählt. Bestimmt ist er schon da. Du musst ihm einfach vertrauen, okay?«
    Rachel holte zitternd Luft. Sie nickte, drückte den Rücken durch und sagte: »Dann mal los.«
    Sie rannten aus der Bibliothek in den plötzlich leeren Hauptflur und die große Treppe hinauf, wo die verwirrten Schüler schon

Weitere Kostenlose Bücher