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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Daugherty
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suchen.«
    Es gab verschiedene Wege aus dem Keller. Sylvain nahm einen engen Gang, der zu einer Treppe führte, über die man ins Hauptgebäude kam, während Allie und Rachel über die Wendeltreppe zurückgingen, die sie zuvor genommen hatten – und die direkt in den Mädchentrakt führte.
    »Seid ja vorsichtig!«, rief ihnen Nicole hinterher.
    Während das französisch gefärbte Echo noch von den Wänden des dunklen, staubigen Treppenturms widerhallte, hasteten Rachel und Allie nach oben. Nur ihr rauer Atem und das Poltern ihrer Schritte auf den unebenen Stufen war zu hören.
    Im Mädchentrakt herrschte heller Aufruhr. Überall standen Schülerinnen auf dem Flur und fielen einander weinend um den Hals, während Leibwächter und bunt livrierte Fahrer sie mit der kaum gezügelten Aggressivität von Bereitschaftspolizisten zur Eile antrieben.
    »Pack deine Sachen«, bellte ein schwarz uniformierter Mann eine Zwölfjährige an, die sich verängstigt vor ihm wegduckte und an die Hand einer Freundin klammerte, »sonst bleiben sie hier. Mir ist das egal.«
    Tränenüberströmt ließ das Mädchen – ungefähr so groß wie Zoe – die Freundin los und lief ängstlich vor ihm her den Flur entlang.
    Die zurückgelassene Freundin schluchzte auf. Als sie Allies entsetzten Blick sah, warf sie die Hände in die Luft. »Ich kapier das nicht … Was ist hier los?«
    »Meine Fresse«, flüsterte Allie und sah Rachel an.
    Das Mädchen hatte die blonden Haare mit einer blauen Schleife zurückgebunden.
Irgendwie kommt die mir bekannt vor. Woher kenne ich die bloß? Dünn und mit Sommersprossen um die Nase … Ich komm nicht drauf.
    Allie bückte sich, bis sie auf Augenhöhe mit dem Mädchen war, und packte es sanft, aber bestimmt bei den Schultern. »Hör mir zu! Siehst du die Tür da drüben?« Sie deutete auf die Tür zu ihrem eigenen Zimmer. Das weinende Mädchen nickte. »Du gehst jetzt da rein und kommst nicht wieder raus, bis alle Autos weg sind. Auch nicht, wenn jemand deinen Namen ruft. Nicht mal, wenn du die Person kennst.« Völlig verschreckt nickte das Mädchen. Es hatte aufgehört zu weinen und starrte Allie an, als hätte die sich gerade vom Hubschrauber abgeseilt, um sie vom Dach eines überfluteten Hauses zu retten.
    Sie hat die gleichen kornblumenblauen Augen wie Jo.
    Allie schnürte sich der Hals zu, sie konnte kaum noch sprechen. Jo hatte doch gar keine kleine Schwester – das musste Zufall sein. Aber die Ähnlichkeit war frappierend …
    »Wie heißt du?«, fragte sie flüsternd.
    »Emma.«
    »Und mit
Nachnamen
?«, hakte Allie nach – wohl etwas zu nachdrücklich, denn die Kleine fing sofort wieder zu weinen an.
    »Hammond«, schluchzte sie.
    Rachel beugte sich nun ebenfalls zu Emma herab und nahm ihre Hand. »Emma Hammond. Und wie alt bist du?«
    »Z-zwölf«, erwiderte das Mädchen.
    Rachel nickte ernst, als wäre zwölf genau das richtige Alter für so ein Mädchen. »Kommst du ’ne Zeit lang alleine klar? Wir versuchen inzwischen, noch ein paar anderen kleinen Mädchen zu helfen, okay?«
    Emma nickte, obwohl sie sich offenkundig nicht so sicher war.
    Allie hatte sich wieder in der Gewalt. Emma war nicht mit Jo verwandt. Sie hatte einfach nur blaue Augen.
    Soll vorkommen.
    »In der obersten rechten Schreibtischschublade sind Kekse. Wenn ich wiederkomme, hast du die alle aufgegessen, verstanden? Und jetzt ab!«
    Das Mädchen rannte in Allies Zimmer. Kurz bevor die Tür sich hinter ihr schloss, begegneten sich noch einmal ihre Augen – und wieder bemerkte Allie diese unheimliche Ähnlichkeit mit Jo.
    Sie schluckte schwer und nickte der Kleinen zu. Mit einem satten Geräusch schnappte die Tür ins Schloss.
    »Wenn man die Türen bloß absperren könnte«, murmelte Rachel.
    »Ja, dann wär mir auch wohler«, stimmt Allie zu und drückte ihre Hand.
    Rachel fing ihren Blick auf. »Du hast das richtig gemacht«, sagte sie und beantwortete damit Allies unausgesprochene Frage.
    »Aber sie ist doch noch so jung«, entgegnete Allie. »Viel zu jung, um sie da mit reinzuziehen. Alle unter sechzehn brauchen die Erlaubnis ihrer Eltern, wenn sie hierbleiben wollen. Hast du das vergessen?« Sie trat mit solcher Wucht gegen die Wand neben ihr, dass ein federgroßes Stück Putz herausbrach, durch die Luft segelte und direkt neben ihrem Schuh auf dem Fußboden landete. »Wieso haben wir keinen
besseren Plan
? Wieso sind wir so blöd?«
    Rachels Kiefer mahlte. »Wir haben getan, was wir konnten.«
    Aber in diesem

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