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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Daugherty
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Katastrophe.«
    Allie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, klappte ihn aber gleich wieder zu. Zoe hatte recht.
    Vor Zoes Zimmertür blieben sie stehen, und Zoe sagte: »Wenn du noch mal abhauen willst, komm zu mir. Ich werd dir dabei helfen, den richtigen Ort zu finden. Statistisch gesehen.«
    Verwundert stellte Allie fest, wie nah ihr das ging – einen Moment lang traute sie sich nicht, etwas zu erwidern. Doch als sie sich gefasst hatte, sagte sie inbrünstig: »Wenn ich noch mal abhaue, bist du die Erste, die davon erfährt.«
     
    Als Allie die Tür zu ihrem Zimmer öffnete, wurde sie, noch ehe sie das Licht angeknipst hatte, vom künstlichen Zitronenduft der Möbelpolitur begrüßt. Sie atmete tief ein. Auch wenn sie es sich nur widerwillig eingestand, musste sie doch zugeben, wie froh sie war, dass jemand ihre schmutzige Wäsche hatte verschwinden lassen und auf dem Regal neben der Tür frische Handtücher lagen. Dass alles ordentlich war.
    Von draußen schlug kalter Winterregen gegen das Fenster, als wollte er zu ihr herein. Sie ließ die schwere Tasche neben dem Schreibtisch zu Boden plumpsen und streifte die Schuhe ab. Das Zimmer war warm und behaglich.
    Sie schnappte sich den dicken Stapel Hausaufgaben, den die Lehrer ihr an diesem Tag mitgegeben hatten, und setzte sich auf den Boden, um ihn zu sortieren – sie würde eine Menge Platz brauchen.
    Mit zerfurchter Stirn nahm sie das erste Blatt. »Mal sehen … Das ist dringend«, murmelte sie und legte es rechts neben sich auf den Boden. »Und das hier … ist irgendwie auch dringend …« Sie legte das zweite Blatt auf das erste. »Und das hier …«, sie hob das nächste Blatt hoch, »ist aber so was von dringend!«
    So ging das eine Zeit lang weiter, und der »Dringend«-Stapel wuchs beängstigend an. Als sie alles durchgesehen hatte, sah sie sich bestürzt um: Der Boden war so mit Papieren bedeckt, dass die weißen Holzdielen kaum noch zu sehen waren.
    »Oh Mann«, sagte sie laut, obwohl niemand da war. »Bin ich gearscht.«
    Schließlich beschloss sie, dass der Englischaufsatz für Isabelle das Wichtigste war: eintausendzweihundert Wörter über die englischen Romantiker in Italien, Abgabe am nächsten Vormittag. Allie hatte in den letzten Wochen nicht eine Seite der angegebenen Literatur gelesen.
    Während sie bedrückt ihr Englisch-Lehrbuch durchblätterte, klopfte es.
    »Herein«, sagte sie, ohne aufzuschauen.
    »Hey, Al…lie.« Rachel verstummte und machte große Augen angesichts der Szenerie, die sich ihr bot. »Wow, da liegt ja ein ganzer Baum bei dir auf dem Boden!«
    »Hilfe«, Allie wedelte mit ihrer Hausaufgabe, »was weißt du über die englischen Romantiker in Italien?«
    »Kommt drauf an – die in der Toskana?« Rachel trat ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. »Oder die in Rom?«
    Allie warf ihr einen verzweifelten Blick zu. »Wie – die waren an mehreren Orten?!«
    Statt einer Antwort streckte Rachel die Hand aus und überflog das Blatt, das Allie ihr reichte. »Ich hab meinen Aufsatz schon geschrieben, lass mal sehen …« Sie ging die Titel in Allies Regal durch und zog ein schmales Büchlein heraus. »Ich hab das hier benutzt. Da steht alles drin, Kapitel acht. Lies das, und du hast das Grundgerüst für deine Arbeit. Und zitier ein paar Shelley-Gedichte, das schindet Platz und macht was her. Der Typ hat sich ja selber gerne reden hören. Hör dir das mal an.«
    Mit dem Buch in der Hand deklamierte sie dramatisch:
    »Let a vast assembly be,
    And with great solemnity
    Declare with measured words that ye
    Are, as God has made ye, free …«
    Allie griff nach dem Buch: »Rachel, du hast mir das Leben gerettet!«
    »So kennt man mich.« Rachel lächelte ruhig, doch Allie kannte sie gut genug, um die leichte Unsicherheit dahinter zu entdecken.
    Immerhin
, beruhigte sie sich.
Wenigstens lächelt sie wieder.
    Plötzlich herrschte Stille.
    Allie kramte in ihren Papieren und überlegte, was sie sagen könnte, doch Rachel füllte die entstandene Gesprächspause. »Hat Jerry dir gesagt, dass ich ab jetzt deine Chemielehrerin bin?«
    Allie versuchte, cool zu wirken. »Glaub ja nicht, dass ich deshalb deine Sklavin bin. Ich bin immer noch ein freier Mensch.«
    Rachel grinste, diesmal aufrichtig. »Ach ja? Und wer ist dein Papi?«
    »Moment mal …«, Allie fand langsam wieder in den Rhythmus ihrer schnellfeuerartigen Unterhaltungen zurück, obwohl es nach all der Zeit noch ein bisschen knirschte. »Willst du damit sagen,

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