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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Daugherty
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Standort preiszugeben.
    Eine Weile blieb es unangenehm still, dann hörte sie es wieder – das Knacken eines brechenden Zweigs.
    Dabei hatte sie sich gar nicht bewegt.
    Nun machte sich Allies Ausbildung bezahlt – sie ging tief in die Hocke, ohne Rücksicht auf ihr zerschundenes Knie. Ihr Herz pochte.
    Knack.
    Da – schon wieder!
    Da war definitiv jemand – kein Tier konnte so ein Geräusch machen. Aber wer es auch immer war, er musste sich am anderen Ende des Gartens befinden, obwohl das schwer auszumachen war, weil das Geräusch vom Gemäuer ringsum als Echo zurückgeworfen wurde.
    Geschützt durch Dunkelheit und trockenes Gestrüpp, hockte Allie eine Weile da und dachte nach. Sie war seltsam ruhig. Vielleicht eine Nachwirkung der Panikattacke von vorhin – ihr Adrenalinvorrat war aufgebraucht.
    Eigentlich hätte sie zum Schulgebäude zurücklaufen und Hilfe holen müssen. Das hätte zumindest Isabelle von ihr erwartet.
    Aber wenn es Nathaniel ist? Oder Gabe? Was, wenn die beiden jetzt hier sind? Das wäre doch meine Chance, die Sache zu Ende zu bringen. Und ihnen alles heimzuzahlen.
    Aber sie war noch nicht wieder ganz die Alte. Und sie war allein. Sich jetzt mit ihnen anzulegen war keine gute Idee. Falls sie den Kürzeren zog …
    Sie wusste nicht, was dann geschehen würde.
    Doch sie hatte nur den einen Gedanken:
Wenn ich sie drankriege … dann ist endlich alles vorbei.
    Letztlich war die Entscheidung nicht so schwer.
    Während sie sich aufrichtete, sah sie sich nach etwas um, das sich als Waffe verwenden ließ.
    Egal, wie ihre Aussichten waren – sollten die beiden hier sein, würde sie auf keinen Fall davonlaufen. Das war sie Jo schuldig.
    Sie griff sich zwei spitze Bambusstecken, riss sie aus der gefrorenen Erde und nahm in jede Hand einen.
    Vorsichtig schlich sie sich zum Rand des Gartens. Dort verharrte sie regungslos, um zu horchen. Dann lief sie lautlos und schnell in Richtung Obstgarten, wie ihr Instinkt es ihr vorgab. Sie war jetzt völlig auf ihr Ziel konzentriert und spürte die Kälte gar nicht mehr.
    Als sie ihr Ziel beinahe erreicht hatte, hörte sie das Geräusch abermals – nur diesmal viel näher. Es kam von jenseits der Baumreihe vor ihr. Wer auch immer es war, er war hier drin. Ihr Magen krampfte sich vor Angst zusammen. Die Muskeln verhärteten sich, und sie zitterte nervös vor Anspannung, bereit, jederzeit hochzuschnellen.
    Da hörte sie das Lachen.
    Dröhnendes, vertrautes Gelächter, gefolgt von ein paar Wortfetzen, die sie nicht verstand, dann wieder ein Glucksen.
    Dieses Lachen kannte sie.
    Ohne sich weiter Mühe zu geben, leise zu sein, bahnte sie sich ihren Weg zwischen den eng beisammenstehenden Apfel- und Birnbäumen hindurch, die halb verborgen im frühmorgendlichen Dunkel lagen.
    »… und er kriegt so ’ne rote Birne, und die Augen fallen ihm fast aus dem Kopf, und ich schwör bei Gott …«
    Allie trat zwischen den Bäumen hervor. Carter stand mit dem Rücken zu ihr. Er war gerade dabei, dünne Äste in handlichere Größen zu zerbrechen und auf einen Stapel zu legen, und erzählte unterdessen seine Geschichte. Mr Ellison stand daneben und schliff lächelnd seine Heckenschere. Auf dem Boden zwischen ihnen stand eine batteriebetriebene Laterne.
    Schamesröte stieg Allie in die Wangen.
Wie konnte ich glauben, es wäre Nathaniel? Ich bin paranoid.
Sie hätten aber wirklich auch mal kurz nach mir sehen können, statt hier rumzustehen und zu quasseln
, dachte sie dann – und ihre Scham verwandelte sich ruck, zuck in Zorn.
    »Hey!«, rief sie etwas lauter als beabsichtigt. Carter fuhr herum, in der Hand einen langen Ast. Immerhin wirkte er auch perplex. »Wieso antwortet mir eigentlich keiner, wenn ich rufe?«
    Ihr fiel selber die Verärgerung in ihrer Stimme auf, doch noch ehe Carter etwas erwidern konnte, richtete Mr Ellison seine Heckenschere auf sie.
    »Sie sind spät dran, junge Dame«, sagte er mit finsterer Miene. »Und mir gefällt die Art nicht, wie Sie uns begrüßen.«
    »
Wie bitte?
Aber ich … Ich hab euch nicht finden können. Habt ihr mich denn nicht rufen hören?« Ihr wütender Tonfall wurde defensiv. »Ich hab ’ne halbe Ewigkeit nach euch gesucht. Niemand hat mir gesagt, dass ich in den Obstgarten kommen soll, und außerdem …«, die beiden starrten sie an, »… ist es dunkel«, beendete sie etwas lahm ihren Satz.
    Mr Ellison bückte sich und begann, sein Werkzeug in einer uralten Metallkiste zu verstauen. »Deswegen müssen Sie aber

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