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Denn wer zuletzt stirbt

Denn wer zuletzt stirbt

Titel: Denn wer zuletzt stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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attraktive Physiotherapeutin arbeitete.
    Als sich dieses hübsche Mädchen dann professionell meinen Oberschenkel heraufarbeitete, klärte sich wenigstens, daß diese Gegend den Unfall unversehrt überstanden hatte. Damit diese erfreuliche Tatsache nicht noch offensichtlicher wurde, bedurfte es einer intellektuellen Ablenkung. »Stadt, Land, Fluß« stellte sich dafür als ebensowenig effektiv heraus wie Kopfrechnen, also beschäftigte ich mich mit den eigentlichen Ursachen für meinen Krankenhausaufenthalt. Mir fiel Celines Rat ein, den Todeszeitpunkt meiner Toten mit den Dienstplänen zu vergleichen, und ich rief Beate wegen der Akten an.
    »Natürlich kannst du die Akten haben, Felix. Ich höre, an Zeit fehlt es dir im Moment nicht. Hast du denn deine Krimis schon ausgelesen?«
    »Ich habe das Gefühl, die Akten könnten spannender sein.«
    »Immer im Dienst, was? Also, wie du willst. Die Akten müssen allerdings noch irgendwo bei Valenta herumschwirren. Bestell ihm von mir, er soll sie dir geben. Und dir alles Gute – und sieh zu, daß du uns mit deiner Behandlung nicht zu hohe Kosten machst.«
    Lachend legte Beate auf. Ich erzählte ihr lieber nicht, daß ich mir gerade eine Massage verschrieben hatte, wahrscheinlich hätte sie sofort den Konkursantrag für die Klinik gestellt. Während sich die Physiotherapeutin jetzt mit meiner Unterbauchmuskulatur beschäftigte, versuchte sie zu ignorieren, daß mein Ablenkungsversuch nicht ganz erfolgreich gewesen war. Ich drehte mich auf den Bauch, bot ihr meinen unverfänglichen Rücken und rief Valenta an.
    »Mein Gott, Felix! Kannst du nicht einmal Ruhe geben und einfach ein braver Patient sein? Was willst du denn jetzt noch mit diesen Akten?«
    Valenta zählte zur Zeit nicht zu meinen Lieblingskollegen, entsprechend unfreundlich fiel meine Antwort aus.
    »Das geht dich einen feuchten Kehricht an, mein Lieber. Bring sie mir einfach auf die Aufwachstation oder, besser, schicke jemanden mit den Akten rüber.«
    »Von mir aus kannst du dich mit diesen Akten begraben lassen. Aber du mußt sie dir von Beate holen, wo ich sie abgegeben habe. Ich habe deine blöden Akten nicht mehr.«
    Mit dem Begrabenlassen hoffte ich Valenta auch weiterhin zu enttäuschen, aber daß die Akten inzwischen verschwunden waren, hätte ich mir eigentlich denken können. Mit dieser Erkenntnis hatte offensichtlich sogar mein Kleinhirn ausreichend Beschäftigung, und ich konnte mich ohne Erregung öffentlichen Ärgernisses wieder auf den Rücken legen.

13

    Nachdem man mich bei den Kollegen Chirurgen zwar nett massierte, mir aber offenbar nicht meinen Heilschlaf gönnte, begab ich mich schließlich doch in die Obhut meiner internistischen Abteilung. Das war eigentlich ungerecht, denn auf der Inneren wäre die Sache mit meinen nächtlichen Schmerzen nicht anders gelaufen, aber der Mensch besteht nun einmal zu 67,3 Prozent aus Vorurteilen.
    Außerdem war ich wirklich kein Fall mehr für die Aufwachstation, und bis auf gelegentliche Verbandswechsel und ab und zu eine Röntgen-Kontrolle der frisch verschraubten Knochen auch kaum noch ein chirurgischer Fall. Wenn schon Patient in der eigenen Klinik, beschloß ich, die Sache perfekt zu machen, und verlegte mich auf meine eigene Station.
    Zu Schwester Käthe hatte ich Vertrauen, unsere Zusammenarbeit beruhte auf über Jahre gewachsenem gegenseitigem Respekt, dem die Tatsache, von ihr als Krankenschwester betreut zu werden, keinen Abbruch tun würde. Außerdem waren die Tage meiner Regression in den Wer-setzt-mich-bitte-auf-den-Topf-Status vorüber, mit einer Gehhilfe und entsprechendem Zeitaufwand konnte ich meine dringendsten Bedürfnisse inzwischen alleine managen, nur zum Anziehen brauchte ich noch Hilfe.
    Dr. Hoffmann als Patient auf der eigenen Station brachte allen Beteiligten praktische Vorteile. Die Finanzlage der HumanaKlinik war nach wie vor angespannt, demgemäß auch ihre Personaldecke. Mein Ausfall mußte durch die ohnehin stark belasteten Kollegen aufgefangen werden, natürlich ohne Bezahlung. Da ich nicht mehr bettlägerig war und die Betreuung meiner Station eher geistige als körperliche Fitneß verlangte und weil es auch kaum etwas langweiligeres gibt, als in einem Krankenhausbett herumzuliegen, kam ich fünf Tage nach meiner Flugreise Landstraße/Maisfeld in einer Doppelfunktion auf meine Station: Als zu umsorgender Patient und als kostengünstiger Stationsarzt.
    Jeden Morgen pünktlich um neun Uhr klemmte Schwester Käthe mit ein paar

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