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Denn wer zuletzt stirbt

Denn wer zuletzt stirbt

Titel: Denn wer zuletzt stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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Wir reanimieren Heilige und Kinderschänder, Alkoholiker und Vegetarier. Niemand stirbt uns vor den Augen weg, jedenfalls nicht ohne unsere Genehmigung oder erst nach unseren verzweifelten Bemühungen, und schon gar nicht am plötzlichen Herztod. Bei einer Reanimation denkt man nicht über ihren Sinn nach, genausowenig wie beim Sex.
    »Aber du bist immer noch überzeugt, daß ich etwas mit deiner wilden Geschichte von Patientenmord, Verscherbeln ihrer Häuser, Weiterkassieren ihrer Rente und der Entführung deines Hundes zu tun habe?«
    Das mußte ich ihm leider bestätigen. Ich schielte auf seinen Monitor, aber seine Herzfrequenz stieg nicht an. Kein Unschuldsbeweis, denn wegen des Infarktes stand er unter Betablockern, deren Einnahme ich generell vor jedem Test mit dem Lügendetektor empfehle.
    »Felix, überleg doch mal. Auf keinen Fall kann ich an dem Versuch beteiligt gewesen sein, dich per Rammbock in deinem wertvollen Golf umzubringen. Schließlich war ich hier in der Klinik, als du eingeliefert worden bist, und ich hätte wohl kaum euren Hubschrauber überholen können.«
    Stimmt. Er hatte als zusätzliche Absicherung mit seiner Überdosis für mich bereitgestanden. Aber dafür hatte ich keine Beweise, also sagte ich nichts.
    »Außerdem haben wir dieses Ferienhaus in der märkischen Schweiz schon vor über einem Jahr verkauft.«
    Das hatte mir Renate auch schon gesagt.
    »Überhaupt, wo ist die Logik in deiner Geschichte? Wenn diese Typen gar nicht vorhatten, mit dir zu deinem Hund zu fahren, sondern dich umzubringen, warum soll dann das Hundeversteck ihr Ziel gewesen sein?«
    Das nun wieder hatte bereits Celine zu bedenken gegeben.
    »Und noch etwas, Herr Detektiv. Mit der bekannten Sterbequote unserer Patienten auf der Intensivstation, wäre es da für mich als Chef dieser Station nicht unauffälliger gewesen, mein Unwesen direkt hier zu treiben? Aber keiner der Patienten, deren Akten ich für dich überprüft habe, ist auf Intensiv verstorben.«
    War der fehlende Pulsanstieg doch nicht nur Folge der Betablocker? Führte ich mit Valenta vielleicht wirklich den falschen Verdächtigen auf meiner Liste?
    »Nehmen wir einmal an, ich verdächtige dich zu Unrecht. Dann muß Schwester Renate einen anderen Komplizen in der Klinik haben.«
    »Ich weiß. Irgend jemand hat angeblich Renate aus dem Zimmer von diesem Patienten kommen sehen, kurz bevor seine Infusion stehengeblieben ist. Wie du behauptest, wegen einer falschen Sicherung.«
    »Stimmt. Man hat Renate gesehen. Und es war eine falsche Sicherung.«
    »Stimmt nicht. Nie im Leben kann jemand Renate zu Silvester kurz vor zwölf auf deiner Station gesehen haben.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil das nicht sein kann. Das weiß ich ganz sicher. Das mußt du mir glauben.«
    Valenta riß die EKG-Kabel ab, die ihn mit dem Überwachungsmonitor verbanden, stellte den sofort einsetzenden Alarm ab und stand auf.
    »Wir machen folgendes, Felix. Wir fahren jetzt gleich zu Renate. Die hat heute ihren freien Tag und ist um diese Zeit bestimmt zu Hause. Dann besprechen wir die ganze Sache gemeinsam.«
    In seinem Flügelhemd stürmte Valenta in Richtung Arztzimmer.
    »Sag mal, Heinz, spinnst du? Du bist Patient auf der Intensivstation!«
    »Du weißt genau, daß ich hier nur liege, weil es mir auf einer Normalstation zu langweilig ist. Deine segensreiche Wiederbelebung ist fünf Tage her, ich habe keinen Schaden am Herzmuskel und keine bedeutenden Rhythmusstörungen. Im Prinzip kann ich entlassen werden, und jetzt gerade entlasse ich mich.«
    Während Valenta in seinem Dienstzimmer verschwand, versuchte ich, die Intensivschwestern zu beruhigen. Wir würden nur einen kleinen Ausflug machen, und schließlich wäre ich ja dabei. Als ich in sein Arztzimmer kam, hatte er bereits Hose und Jackett angezogen, die gleiche Kleidung, mit der er am Morgen vor seinem Infarkt in die Klinik gekommen war. Auf Hemd und Unterwäsche mußte er verzichten, die hatte ich ihm bei der Wiederbelebung eingesaut und zerrissen.
    »Los geht‘s, Dr. Hoffmann!«
    Ein seltsames Pärchen verließ die Klinik – Valenta im Jackett über dem in die Hose gestopften Flügelhemd, ich unverändert auf meine Krücken gestützt. Kein Problem, es gibt immer wieder Patienten, die im Flügelhemd und sogar mit ihrem Infusionsständer an der Busstation vor der Klinik ohne Zögern mitgenommen werden. Valenta marschierte voraus in Richtung Personalparkplatz und kramte nach seinen Autoschlüsseln.
    »Willst du etwa auch noch

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