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Denn wer zuletzt stirbt

Denn wer zuletzt stirbt

Titel: Denn wer zuletzt stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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entmündigen? Du weißt, wie das ist.«
    Entgegen all meinen wüsten Vorstellungen bekam ich Käthe ans Telefon.
    »Keine Angst, Dr. Hoffmann. Sie brauchen mich jetzt nicht alle Stunde anzurufen.«
    »Das freut mich zu hören, Käthe. Aber eine dringende Frage noch: Wie war das mit Herrn Winter zu Silvester?«
    »Wir haben ihn gemeinsam reanimiert, das wissen Sie bestimmt noch.«
    »Klar. Aber warum wurde mir einen Tag später von Marske seine Wohnung zum Kauf angeboten?«
    »Die Wohnung von Herrn Winter? O Gott, jetzt verstehe ich, warum Margitta so aus dem Häuschen war! Sie wissen doch, wie schlecht es Herrn Winter ging. Es war eigentlich klar, daß er das neue Jahr nicht mehr erleben würde. Besonders, nachdem Sie mir gesagt hatten, daß Sie ihn nicht auf die Intensivstation verlegen würden. Ich hatte noch freie Tage als Ausgleich für Weihnachten, und so nicht mitbekommen, daß Sie ihm trotzdem Katecholamine gegeben hatten. So kam es, daß ich Margitta von seiner Wohnung erzählt hatte.«
    »Sie haben bei Winter also keine Sterbehilfe versucht, richtig?«
    »Warum hätte ich ihn dann wiederbeleben sollen?«
    Stimmt. Und die falsche Sicherung paßte auch nicht zu Käthes modus operandi. Eher schon zu jemandem mit mehr technischer Orientierung.
    Auf der Station faßte ich die Visite kurz, schließlich war Samstag, kein geeigneter Tag, um ohne Not eine neue Therapie zu beginnen oder eine Diagnose umzuwerfen. Danach rief ich Simone Simons an. Ich wollte Herrn Winter nicht beunruhigen, also suchte ich mir die Telefonnummer der Großnichte aus dem Telefonbuch heraus.
    Natürlich wisse sie noch, wer ich sei, aber es täte ihr leid, sie hätte im Moment dringende Aufgaben und könne sich nicht um ihren Großonkel kümmern. Als ich andeutete, daß es um sein Erbe ginge, konnte sie dann doch. Sie schlug ein Treffen gegen Abend in ihrer Firma vor, vorher habe sie keine Zeit. Das glaubte ich ihr gerne. Der Zeitungsartikel deutete an, daß sich neben der Börsenaufsicht eventuell auch die Staatsanwaltschaft für die Firma Advanced Biotechnology Systems interessierte.
    Dann rief ich Celine an, um Dr. Watson aufs laufende zu bringen.
    »Hast du die Zeitung da? Im Wirtschaftsteil ist ein Foto von ihr.
    Celine war irgendwie nicht gut drauf.
    »Woher soll ich die Zeitung haben? Es ist deine Aufgabe, hier samstags mit Brötchen und Zeitung anzutreten.«
    »Doch nicht, wenn ich Nachtdienst hatte.«
    Nahm sie mir immer noch übel, daß sie schon letzten Sonntag zum Bäcker mußte? Aber vielleicht hatte ich durch Nachtdienst und Müdigkeit etwas latent Aggressives in der Stimme. Jedenfalls würde sie mich nicht zu Winters Großnichte begleiten.
    »Ich kann nicht. Ich bin schon fast weg. Es heißt, sie haben Sedat aufgespürt und wollen ihn verhaften.«
    Ich erinnerte mich vage. Sedat war dieser von Abschiebung bedrohte Kurde, von dem Celine mir neulich erzählt hatte.
    »Wer hat ihn aufgespürt?«
    »Na, die Polizei, die Ausländerbehörde. Was weiß ich, vielleicht auch der FBI oder der CIA. Seit der Sache mit dem World Trade Center und dem Pentagon können die doch hier wieder herumspringen, als gehöre ihnen das Land.«
    Ich verzichtete darauf, Celine auf die Nase zu binden, daß ich persönlich immer noch lieber CIA, KGB und BND auf den Straßen hätte als irgendwelche Selbstmordterroristen – schließlich wollte ich etwas von ihr.
    »Kann ich dann wenigstens deinen Wagen haben?«
    »Tut mir leid. Den brauche ich wegen Sedat selber. Du kannst dich ja später noch melden. Bis dann.«
    Ich war ziemlich sauer. Sauer, daß sich Celine mehr für ihre Asylantengeschichte als für mich und meinen Fall interessierte. Und sauer, daß ich nun wieder ohne Auto dastand. Wie sollte ich zu Frau Simons nach Buch kommen? Wieder quer durch die Stadt mit dem Taxi?
    Das gab den Ausschlag. Ich blätterte in der Zeitung und fand heraus, daß es am Samstag noch immer den großen Gebrauchtwagenmarkt in Siemensstadt gab. Also auf nach Siemensstadt! Trixi würde es egal sein, ob sie an Bäume oder gebrauchte Autos pinkelte.
    Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen, auch in der Abteilung Porsche, Jaguar und Co. vorbeizuschauen. Trotzdem war ich unverändert der Überzeugung, daß für meine Mobilitätsbedürfnisse ein Gebrauchtwagen absolut ausreicht und verschaffte mir einen Überblick über die aktuelle Situation in diesem Marktsegment.
    Die Autogeneration, zu der mein seliger Golf gehört hatte, war anläßlich der Wiedervereinigung von fleißigen

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