Department 19 – Die Mission
bereit waren, dann konnte er es in diesem späten Stadium mit Worten auch nicht mehr ändern. Und falls sie bereit waren, dann wollte er sie nicht zusätzlich belasten. Nicht mehr lange, und sie würden noch mehr als genug zu tun bekommen, dessen war er ziemlich sicher.
Das Hauptgebäude des Anwesens, ein mächtiges Landhaus aus der Zeit des siebzehnten Jahrhunderts, saß auf dem Kamm eines lang gestreckten flachen Hügels. Vom Tor aus konnte man das obere Stockwerk sehen. Die Einfahrt führte nach links und wand sich dann zwischen sauber gestutzten Bäumen hindurch nach rechts, bevor sie in einen breiten gekiesten Platz vor dem Haus mündete. Die Bäume blieben hinter ihnen zurück, und die fünf Schwarzlicht-Agenten befanden sich vor einer riesigen rasenbewachsenen Freifläche ohne jede Deckung, was Carpenter das Schlimmste hätte befürchten lassen, wären nicht die blassen Sonnenstrahlen gewesen, die sich glitzernd im morgendlichen Tau spiegelten.
Rasch überquerten sie in einer weit gefächerten Formation den Rasen. Turner und Frankenstein führten, Carpenter folgte in der Mitte, und die beiden jungen Soldaten bildeten den Abschluss. Ihre Stiefel knirschten auf dem Kies, als sie den Vorplatz erreichten und sich dem Haus der Familie Molnár näherten. Schließlich drückte Turner die hohe Doppeltür auf, und die fünf Männer schlüpften lautlos ins Innere des Hauses.
Der Gestank war das Erste, das ihnen in der marmorverkleideten Eingangshalle entgegenschlug. Es roch nach Fäulnis, so schwer und dicht, dass man glaubte, die Luft schneiden zu können. In einer offenen Tür im hinteren Teil der Halle schwirrte eine große träge Wolke schwarzer Fliegen, und Carpenter führte seine Truppe in diese Richtung.
Hinter der Tür lag eine riesige, moderne Küche, groß genug, um ein ganzes Restaurant zu versorgen. Der Gestank wurde schlimmer, als sie den Raum betraten und die Fliegenschwärme mit den behandschuhten Händen wegwedelten. Auf der Arbeitsfläche über einem der Öfen lag auf einem schweren Backblech eine gebratene Lammkeule. Sie war von giftig roter Farbe und, seit die Fäulnis eingesetzt hatte, auf beinahe die doppelte Größe angeschwollen. Eine milchige Flüssigkeit leckte aus dem Fleisch und sammelte sich in einer dicken Lache auf dem Blech, und in den breiten Rissen, die sich im verwesenden Fleisch aufgetan hatten, wimmelten weiße Maden. Über dem Ganzen schwirrte in einem wirbelnden Muster aus glänzenden schwarzen Leibern und transparenten Flügeln eine dichte Wolke aus Fliegen. Neben dem Backblech standen Schüsseln mit schwarzen, sich verflüssigenden Kartoffeln und Gemüse sowie ein Tablett mit Champagnerflöten voll schalem Inhalt.
Miller würgte leise.
»Wie lange?«, fragte Turner so ruhig und gelassen wie immer.
»Um diese Jahreszeit?«, entgegnete Carpenter. »Eine Woche, mindestens.«
Die fünf Männer standen schweigend da und starrten auf die verdorbenen Speisen. Den mutmaßlichen Zustand derjenigen, die sie hatten zu sich nehmen wollen, konnte sich jeder selbst ausmalen.
»Los, weiter«, sagte Carpenter.
Das Team kehrte in die prachtvolle Eingangshalle mit den holzvertäfelten Wänden und dem schwarz-weißen Marmorboden zurück. Über ihnen ließ ein Kuppelfenster die Morgensonne herein. Sie verlieh dem Ort eine ruhige und friedliche Stimmung, die keinen größeren Kontrast zu den Empfindungen der Männer hätte bilden können.
Im Esszimmer fanden sie die Leichen.
Es war mehr ein Saal als ein Zimmer, eine lange, mit Eichenholz vertäfelte Halle, auf einer Seite gesäumt von Fenstern mit Ausblick auf die satten grünen Rasenflächen vor dem Haus. In der Mitte des Saals stand ein langer Esstisch aus Holz mit Schalen voll verschimmelten Brotes sowie unbenutzten Gedecken aus Porzellan und Tafelsilber vor den leeren Plätzen.
Die gegenüberliegende Wand wurde dominiert von einem großen Kamin mit einer Reihe gemütlicher Ohrensessel davor, zweifellos der Ort für zahllose Digestifs im Verlauf der Jahre – und auf diesen Sesseln hatte man die Familie Molnár mitsamt ihrem Dienstpersonal drapiert.
Insgesamt waren es sechs Leichen. In einem der Sessel saß ein Mann Ende fünfzig oder Anfang sechzig mit zurückgelegtem Kopf, die Kehle herausgerissen. Auf seinem Schoß ein Mädchen, nicht älter als sieben Jahre, an dessen dünnem, bleichem Hals zwei runde Einstiche zu sehen waren. Soweit Carpenter erkennen konnte, hatte sie keine weitere Verletzung erlitten. Er spürte einen Anflug
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