Department 19 – Die Mission
auf.«
Er beendete das Gespräch und nahm die Hand von Jamies Mum.
»Julian, du machst mir Angst«, sagte sie leise. »Bitte sag mir, was das zu bedeuten hat. Bitte.«
Er sah seiner Frau in das blasse, verängstigte Gesicht. »Das kann ich nicht«, antwortete er. »Es tut mir leid.«
Jamie beobachtete alles wie benommen. Er begriff nicht, was geschah, er begriff rein gar nichts. Was war das, was sich da draußen vor ihrem Haus in der Dunkelheit bewegte? Wer war dieser Frank? Sein Dad hatte keinen Freund, der Frank hieß, das wusste Jamie ganz sicher.
Hinter Jamie zerbarst das Wohnzimmerfenster, als ein schwerer Eichenast wie eine Rakete hindurchschoss und auf dem Couchtisch landete, der unter dem Aufprall zerbrach. Diesmal schrie nicht nur Jamie, sondern auch seine Mutter.
»Weg von den Fenstern!«, brüllte Julian erneut. »Los, kommt hierher, zu mir!«
Jamie rappelte sich vom Boden hoch, rannte durch das Zimmer zu seinem Vater und packte die Hand seiner Mutter. Sie drängten sich an die Wand gegenüber den Fenstern. Sein Dad legte den Arm um ihn und seine Mum, bevor er mit der anderen Hand eine schwarze Pistole aus der Manteltasche zog.
Jamies Mutter drückte die Hand ihres Sohnes so fest, dass Jamie glaubte, seine Knochen würden brechen. »Julian!«, kreischte sie. »Was machst du mit dieser Pistole?«
»Still, Marie«, antwortete Jamies Vater mit leiser Stimme.
In der Ferne hörte Jamie Sirenen.
Gottseidankgottseidankgottseidank. Jetzt sind wir gerettet.
Draußen im Garten hallte ein grotesk schrilles Lachen durch die Nachtluft.
»Beeilt euch«, flüsterte Julian. »Bitte beeilt euch!«
Jamie hatte keine Ahnung, mit wem sein Vater da redete, jedenfalls aber nicht mit ihm oder seiner Mum. Dann plötzlich war der Garten voller Licht und Lärm, als zwei schwarze Lieferwagen unter gellenden Sirenen und Blaulicht auf den Dächern mit quietschenden Reifen in die Auffahrt bogen. Jamie starrte hinaus zu der alten Eiche, die jetzt im hellen Schein der roten und blauen Lichter stand. Der Baum war leer.
»Sie sind weg!«, rief Jamie. »Dad, sie sind weg!«
Er sah seinen Vater an, und der Ausdruck in Julian Carpenters Gesicht verängstigte Jamie mehr als alles, was bisher geschehen war.
Julian trat von seiner Frau und seinem Sohn zurück und sah ihnen in die Augen. »Ich muss gehen«, sagte er mit brechender Stimme. »Vergesst niemals, dass ich euch mehr liebe als alles andere auf der Welt. Jamie, pass auf deine Mutter auf. Okay?«
Er drehte sich um und ging zur Tür.
Jamies Mutter lief zu ihm, griff nach seinem Arm und wirbelte ihn zu sich herum. »Wo willst du denn hin?«, schluchzte sie, und Tränen strömten über ihre Wangen. »Was soll das heißen, Jamie soll auf mich aufpassen? Was geht hier vor?«
»Das kann ich dir nicht sagen«, antwortete Julian Carpenter leise. »Ich muss euch schützen.«
»Wovor?«, schrie seine Frau.
»Vor mir selbst«, antwortete er mit gesenktem Kopf. Dann sah er sie an, und mit einer Geschwindigkeit, die Jamie nicht für möglich gehalten hätte, entwand er sich ihrem Griff und stieß sie quer durch das Zimmer. Sie stolperte über eines der Tischbeine, und Jamie sprang vor, fing sie auf und ließ sie zu Boden gleiten. Mit einem Schrei, so schmerzerfüllt, dass es Jamie durch Mark und Bein ging, stieß sie seine Hände weg. Er blickte zu seinem Vater und sah gerade noch, wie er durch die Tür nach draußen ging.
Jamie stieß sich vom Boden hoch, wobei er seine Hände am Glas des zerbrochenen Tisches schnitt, und rannte zum Fenster. In der Auffahrt standen acht Männer in schwarzen Einsatzmonturen und mit Maschinenpistolen, die sie auf seinen Vater richteten.
»Die Hände über den Kopf!«, befahl einer der Männer. »Sofort!«
Jamies Vater trat noch ein paar Schritte vor und blieb dann stehen. Für einen langen Moment starrte er hinauf in den Baum, bevor er einen raschen Blick über die Schulter zum Fenster warf und seinem Sohn zulächelte. Dann ging er weiter, zog die Pistole aus der Tasche und zielte damit auf den ihm am nächsten stehenden Mann.
Die Welt explodierte in ohrenbetäubendem Lärm, und Jamie schlug die Hände über die Ohren und schrie und schrie und schrie, als die Maschinenpistolen Feuer und Eisen spien und seinen Vater töteten.
Zwei Jahre später
1
Teenager-Ödnis
Jamie Carpenter schmeckte Blut und Dreck und fluchte in den feuchten Matsch des Spielfelds.
»Geh runter von mir!«, gurgelte er.
Ein schrilles Lachen ertönte hinter seinem Kopf,
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