Department 19 – Die Mission
über mich«, giftete sie. »Überhaupt nichts.«
Frankensteins Blick wich nicht von ihrem Gesicht. »Ich denke doch«, sagte er leise. »Ich denke, ich weiß eine ganze Menge über dich. Möchtest du wissen, wie ich die Sache sehe?«
»Es ist mir egal, wirklich«, erwiderte Larissa schnippisch. »Wenn Sie mir was zu sagen haben, dann sagen Sie es.«
Frankenstein nickte. »Ich glaube nicht, dass du je im Leben auch nur eine Fliege umgebracht hast. Ich denke, dass du ein verängstigtes kleines Mädchen bist, das hübsch genug war, um von Alexandru nicht getötet zu werden. Ich denke, du hattest schreckliche Angst vor ihm, und wahrscheinlich hast du jeden Tag und jede Sekunde nach einem Weg gesucht, wie du ihm entkommen kannst. Aber ich denke, dass du zu viel Angst hattest, um es zu versuchen. Hab ich recht?«
Larissa sah zur Seite, und Frankenstein fuhr fort.
»Ich denke, du hast so lange gelogen, was die Männer und Frauen angeht, die du getötet hast, bis Alexandru dir geglaubt hat. Vielleicht so lange, bis du es selbst geglaubt hast. Ich denke, du hast von den Überresten anderer Getöteter überlebt oder vom Blut von Tieren, wenn du welche fangen konntest. Ich denke, du hast gelogen und gelogen und gelogen, bis Alexandru dachte, du wärst fast genauso schlimm wie er selbst, obwohl ich jede Wette eingehe, dass keiner seiner Anhänger sich daran erinnern kann, dass du jemals einen Menschen umgebracht hast. Und das war auch der Grund, warum er dir den Auftrag gegeben hat, Jamie zu töten.«
Die Stimme des Monsters wurde lauter, und heiße Wut mischte sich in seinen Tonfall.
»Ich glaube dir nicht, dass du Jamie verschont hast, wie du es nennst. Du hast es einfach nicht fertiggebracht, als es darauf ankam. Ich glaube nicht, dass du ihn hättest töten können. Und obwohl ich für deine Schwäche dankbar bin, haben deine Lügen und deine Prahlerei und deine kriminelle Selbstsucht Zeit gekostet, die wir besser mit der Suche nach Marie Carpenter hätten verbringen können. Zeit, die wir nicht haben. Wenn wir wegen dir zu spät kommen – weil wir Zeit auf ein erbärmliches kleines Vampir-Gör verschwendet haben, das wir besser im Garten vor dem Haus hätten sterben lassen –, dann werde ich dafür sorgen, dass du dafür bezahlst, und zwar für den Rest deiner Tage, so wahr mir Gott helfe!«
Frankenstein zitterte sichtlich, und seine massigen Schultern bebten vor Zorn. »Sieh mich an!«, brüllte er, und Larissa, die während seiner Tirade die Wand angestarrt hatte, zuckte zusammen. »Wenn du das schon nicht fertigbringst, dann sieh wenigstens ihn an und erweise ihm ein Mindestmaß an Höflichkeit, nachdem du unsere Zeit verschwendet hast und seine Mutter deswegen länger in den Händen dieses Irren ist! Sieh ihn an!«
Larissas Schultern sackten herab, dann drehte sie sich langsam um und sah Jamie und Frankenstein an. Jamie spürte, wie es ihm den Atem verschlug, als er ihr Gesicht sah.
Sie weinte. Das Vampirmädchen weinte !
Tränen flossen über ihre blassen Wangen und hinterließen dünne Linien, die im elektrischen Licht über dem Tisch nass glänzten. In ihrem Gesicht stand ein Ausdruck von größtem Elend, und sie sah Jamie voller Qual an.
»Die Nacht, in der deine Mutter entführt wurde, nachdem du mich im Park zurückgelassen hast«, schluchzte sie mit kaum hörbarer Stimme. »Ich bin weggelaufen, aber ich kam nur ein paar Kilometer weit, bevor Anderson mich schnappte und zu ihm zurückbrachte.«
Sie spie die letzten Worte förmlich aus, und ihr Gesicht verzog sich vor Abscheu. »Alexandru hat mich in die Luft gezerrt und mich angegrinst, und dann hat er in völlig normalem Ton gesagt, er müsse mir wohl eine Lektion erteilen. Dann hat er auf mich eingeschlagen, bis ich das Bewusstsein verlor, und mich aus dem Himmel zu Boden stürzen lassen.«
Sie sah Frankenstein an, und Hass zuckte über ihr Gesicht.
»Sie haben recht«, sagte sie. »Ich habe noch nie jemanden getötet. Ich habe noch nie jemandem etwas getan bis auf den Soldaten im Garten und den Jungen, und ich wollte ihnen nicht weh tun. Ich war halb besinnungslos vor Schmerzen, und ich weiß nicht mal mehr …«
Sie sah zur Seite, wartete, bis sie sich wieder gefasst hatte, dann blickte sie Jamie direkt in die Augen.
»Es tut mir leid«, flüsterte sie. »Es tut mir wirklich leid. Ich dachte, du würdest mich umbringen, wenn du denkst, dass ich nichts weiß, und ich will nicht sterben. Ich hatte noch gar keine Chance zu leben, und ich
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