Department 19 – Die Mission
will nicht jetzt schon sterben.«
»Aber warum hast du uns nach Walhalla geführt?«, fragte Jamie leise. »Warum hast du uns zu so einer sinnlosen Unternehmung geschickt?«
»Mir ist nichts Besseres eingefallen. Ich weiß, dass ihr denkt, ich hätte euch dorthin geführt, um mit Grey abzurechnen, aber das war nicht so. Mir war einfach klar, dass ich dich nicht länger aufhalten durfte, und mir ist nichts anderes eingefallen, und da dachte ich, wenn es schon das letzte Mal ist, dass ich die Welt zu sehen bekomme, dann will ich wenigstens den Mistkerl sehen, der mir das angetan hat …«
Sie brach ab, und frische Tränen strömten über ihre Wangen. Jamie sah ihr beim Weinen zu und kämpfte gegen den Drang, sie in den Arm zu nehmen und zu trösten.
»Weißt du irgendetwas, das uns weiterhelfen könnte?«, fragte er drängend. Frankenstein stieß ein Stöhnen aus, doch Jamie hob die Hand und brachte das Monster damit zum Schweigen. »Es spielt keine Rolle, wenn nicht«, fuhr er fort. »Aber wir müssen es wissen. Irgendetwas, das Alexandru gesagt oder getan hat, bevor ihr uns angegriffen habt. Irgendetwas Ungewöhnliches, ganz egal was.«
»Nichts«, sagte Larissa. »Er war Alexandru, derselbe wie immer. Am Tag vor dem Angriff habe ich gehört, wie er am Telefon noch mehr Bliss bestellte, aber das war nichts Ungewöhnliches. Er verbraucht dieses Zeug tonnenweise.«
Jamie erstarrte das Blut in den Adern, und er sah zu Frankenstein, der so still geworden war wie eine Statue.
»Am Tag vorher?«, stieß er hervor. »Am Tag vor der Entführung?«
Larissa nickte verwirrt.
»Was ist denn?«, fragte Morris und durchbrach die Stille. »Stimmt was nicht?«
Frankenstein sah Jamie an, das Gesicht dunkel vor Zorn.
»Der Chemiker«, grollte er leise. »Er hat uns angelogen.«
Ich habe dir gleich gesagt, dass er mehr weiß, als er zugibt! Ich habe das gleich vor seinem Haus gesagt! Warum hast du nicht auf mich gehört?
»Fahren wir«, sagte Jamie und ging zur Tür, den Zünder in der Hand.
»Fahren? Wohin?«, wollte Morris wissen, während er dem Jungen nach draußen folgte.
»Dartmoor«, sagte Frankenstein. »Und gib verdammt noch mal Gas.«
Das Schwarzlicht-Team stand am Rand des Moors und kontrollierte seine Ausrüstung. Einhundert Meter weiter die Straße hinunter befand sich das hübsche Farmhaus des Chemikers. Rauch stieg träge aus dem roten Schornstein.
»Wir machen das auf meine Weise«, entschied Frankenstein und hakte sich ein paar UV-Granaten in den Gürtel. »Keine Diskussionen. Ihr hattet eure Chance, ist das klar?«
Jamie starrte das Monster an, doch er schwieg. Morris nickte nur, und Larissa sah zur Seite, die Augen immer noch vom Weinen gerötet.
»Gut«, sagte das Monster. »Folgt mir.«
Er führte sie die Straße entlang, und die Absätze ihrer Stiefel klapperten in einem stetigen Rhythmus auf dem Asphalt. Frankenstein stieß das Tor auf, marschierte schnell über den Weg zur Tür und klopfte dröhnend.
Sie wurde augenblicklich geöffnet.
»Nicht nötig, so laut zu klopfen«, sagte der Chemiker lächelnd. »Ich habe Sie schon von Weitem kommen …«
Er kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden. Mit einem blitzschnellen Griff zog Frankenstein die Lichtpistole aus dem Holster, zielte und drückte ab. Der intensive UV-Strahl traf den Chemiker mitten ins Gesicht. Der Getroffene stieß einen schmerzerfüllten Schrei aus und stolperte rückwärts. Frankenstein riss die Hand mit der Waffe nach oben, und der Lauf krachte dem Chemiker ans Kinn. Es gab ein knirschendes Geräusch, und der Vampir sank schreiend auf die Knie, während er sich mit den Händen ins Gesicht schlug und versuchte, die roten Flammen zu ersticken. Frankenstein trat dem Chemiker in den Hintern, dann betrat er das Haus. Das restliche Team starrte ihm verständnislos hinterher. Die gesamte Aktion hatte kaum länger als drei Sekunden gedauert, und die brutale Gewalt hatte sie völlig überrascht.
Das Monster packte den Chemiker an den Haaren und zerrte ihn hinter sich her durch den Flur.
»Macht die Tür zu!«, bellte Frankenstein den anderen entgegen. »Macht, dass ihr ins Haus kommt, und schließt die verdammte Tür!«
Angst stieg in Jamie auf, als er Frankensteins Gesicht sah. Die Züge des Monsters waren zu einer wilden, wütenden Grimasse verzerrt. Seine Augen leuchteten, und er hatte den Mund zu einem schauerlichen Grinsen verzogen. Jamie wollte rennen, weg von diesem Gesicht, weg von dem Gestank nach brennendem Fleisch, den
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