Department 19 – Die Mission
um und lächelte beinahe schüchtern.
»Ich muss gestehen, er hat mich beeindruckt. Valentin war ein ausgesprochen schöner Mann, und er war von Dracula höchstpersönlich verwandelt worden. In den Kreisen, in denen ich mich damals bewegte, galten er und seine Brüder als eine Art Götter. Und sie wussten es. Als er also anfing zu erzählen, dass Valeri nur ein loyaler Soldat wäre, unfähig selbstständig zu denken, und Alexandru nicht viel mehr als ein unsterblicher Psychopath und die einzige Kreatur, vor der Valentin jemals Angst gehabt hätte, da fühlte ich mich, als hätte man mir den Schlüssel zum inneren Zirkel gegeben. Und so fragte ich ihn nach Dracula, und er erzählte, dass keine der vielen Geschichten ihm gerecht wurde, dass er ein weit größerer Mann gewesen sei, als die Welt auch nur ahnte – und ein noch viel grauenvolleres Monster als die Legenden berichteten. Und dann erzählte er mir noch, er hoffe, dass Dracula niemals wieder zurückkehren würde, weil er die Welt liebte, wie sie war, und weil er nicht den Wunsch hatte mit anzusehen, wie Dracula alles niederbrannte.«
Alle in Greys Arbeitszimmer standen reglos da und hingen wie gebannt an Greys Lippen.
»Ich erinnerte ihn daran, dass die Welt Dracula für tot hielt, doch er lachte nur. Er sagte mir, dass es nur einen Weg gäbe, Dracula endgültig zu töten, und seine Kehle mit einem amerikanischen Cowboymesser durchzuschneiden wäre nicht dieser Weg. Ich wagte kaum zu fragen, aber ich wusste, dass ich diese Chance vielleicht niemals wieder bekommen würde, und so schluckte ich meine Aufregung hinunter und fragte ihn, wie man denn den ersten Vampir, der je gelebt hatte, endgültig töten könne. Er zuckte nicht mit der Wimper, als er mir erzählte, dass einzig und allein Draculas erstes Opfer die Macht hätte, ihn zu vernichten. Ich lachte und meinte, dann wäre ja alles in Ordnung, da Valeri sich niemals gegen seinen Herrn und Meister wenden würde. Kaum hatte ich das gesagt, wurde Valentin eigenartig still und sah mich auf eine Weise an, dass mir angst und bange wurde. Ich erinnere mich, dass ich dachte: Jetzt habe ich den Bogen überspannt, und er wird mich umbringen. Ich glaubte nicht, dass er es wollte, aber ich dachte, ich hätte ihm keine andere Wahl gelassen. Doch dann lachte er und sagte, Valeri wäre nicht so wichtig, wie Valeri von sich selbst glaubte. Als ich fragte, was er denn damit meinte, schüttelte er nur den Kopf und weigerte sich, noch ein weiteres Wort zu sagen. Dann ging die Sonne über dem Dach des Gebäudes auf, und wir gingen hinein. Ich habe ihn seitdem nicht mehr wiedergesehen, auch wenn ich annehme, dass sich in Valentins Welt nicht viel verändert hat.«
»Was hat er gemeint, als er sagte, dass Valeri nicht so wichtig ist, wie er von sich glaubt?«, fragte Jamie. »Was hat er damit gemeint?«
Grey sah den Jungen an. »Ich weiß es nicht mit Bestimmtheit«, antwortete er. »Allerdings bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die weithin akzeptierte Geschichte – Valeri sei der erste Mensch gewesen, der von Dracula verwandelt wurde – nichts weiter ist als genau das: eine Geschichte. Ich glaube, das hat Valentin gemeint.«
»Wenn Valeri nicht Draculas erstes Opfer war, wer war es dann?«, wollte Morris von ihm wissen.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Grey. »Ich habe von Zeit zu Zeit über jene Nacht nachgedacht, aber ich bin keinen Schritt weitergekommen. Dann habe ich mich mit Walhalla beschäftigt, und die Außenwelt interessierte mich immer weniger.«
»Abgesehen vom Blut junger Mädchen«, fauchte Larissa giftig.
»Das ist richtig«, sagte Grey und besaß den Anstand, verlegen dreinzublicken.
»Das war jedenfalls eine faszinierende Geschichte«, sagte Frankenstein sarkastisch. »Doch sie liefert lediglich eine halbe Lösung für ein Problem, das sich so nicht stellen wird. Verzeihen Sie mir, aber ich kann nicht sehen, warum wir noch länger unsere Zeit hier verschwenden sollten.«
»Warum suchst du Alexandru?«, wollte Grey von Jamie wissen, ohne auf das Monster einzugehen. »Die meisten Menschen würden alles in ihrer Macht Stehende tun, um ihm nicht zu begegnen.«
»Er hat meine Mutter«, sagte Jamie.
Für einen langen Moment sprach niemand ein Wort. »Ich wünschte, ich könnte dir helfen«, sagte Grey schließlich und sah Jamie direkt an. »Wenn ich könnte, würde ich, das magst du glauben oder nicht. Ich kann es dir nicht verdenken, wenn du es nicht tust. Aber ich werde etwas tun, das ich
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