Department 19 – Die Mission
Schwarzlicht-Agenten rannten über den Schnee, dunkle Gestalten, die durch eine Landschaft aus purem Weiß huschten. Die Männer erschauerten, als der arktische Wind durch ihre Monturen schnitt. Der Schnee, der unablässig auf ihre roten Visiere fiel, behinderte ihre Sicht.
Sie erreichten den Eingang zur Basis, ein ausgefranstes Loch, wo die schwere Luftschleusentür aus Panzerstahl hätte sein sollen.
»Grundgütiger …«, murmelte einer der Agenten.
Die Tür war aus dem Rahmen gerissen worden. Sie lag verbogen und zerbeult wie eine leere Bierdose an der Seite. Die Angeln, die sie an einer Seite gehalten hatten, bestanden aus zwanzig Zentimeter langen und fünf Zentimeter dicken Stahlzylindern; die Konstruktion hätte einem Erdbeben der Stärke neun oder mehr widerstehen müssen.
»Von jetzt an gilt höchste Alarmstufe«, sagte Seward und trat durch das Loch.
Schnee häufte sich auf jeder Oberfläche des Kontrollraums und bildete Verwehungen zwischen den Tischen und Stühlen, an denen bis vor Kurzem noch Agenten des RKSU ihren Dienst verrichtet hatten. An vielen Stellen, wo er von Blut durchdrungen worden war, war der Schnee rosa verfärbt.
Beinahe wäre Admiral Seward über den ersten Toten gestolpert.
Er lag direkt vor dem Eingang. Der Mann konnte nicht älter als neunzehn oder zwanzig gewesen sein. Er lag unter einer Schneedecke, und Seward befahl seinen Leuten, den Leichnam auszugraben. Sie knieten nieder und bürsteten mit den Handschuhen den Schnee beiseite. Darunter kam Stück für Stück die RKSU-Uniform des Toten zum Vorschein.
Plötzlich begann einer der Agenten, die auf Hüfthöhe arbeiteten, zu würgen, und Seward trat zu ihm, um nach dem Grund zu sehen. Der Agent wandte sich ab, die Hand vor dem Mund, und der Admiral spürte, wie auch in ihm Übelkeit aufstieg.
Der tote Soldat war in zwei Hälften gerissen worden. Unter der Taille war nichts als eine riesige Blutlache.
Admiral Seward teilte sein Rettungsteam in zwei Gruppen ein und wandte sich an die erste. »Sie säubern diesen Raum«, befahl er. »Ich möchte, dass Sie die Toten nach draußen bringen. Der Rest kommt mit mir.«
Er überließ Major Turner das Kommando der ersten Gruppe und führte die zweite tiefer ins Innere der Basis. Langsam bewegten sie sich durch einen breiten grauen Korridor und stiegen in einen offenen Lift ganz am Ende. Seward drückte den Knopf für die erste Ebene.
»Suchen Sie die Basis Ebene für Ebene ab«, befahl er seinen Leuten. »Ich will nicht, dass irgendjemand zurückgelassen wird.«
Ein Klingelzeichen ertönte, und die Türen glitten auf. Die Agenten schwärmten aus, teilten sich in Zwei-Mann-Teams und machten sich daran, die Zimmer entlang beider Seiten des Korridors zu überprüfen. Seward sah ihnen hinterher, bis sich die Lifttüren wieder schlossen und der Lift weiter in die Tiefe sank.
Der Direktor von Schwarzlicht zückte einen dreieckigen Schlüssel, der genauso aussah wie der, den General Petrov nicht viel mehr als zwei Stunden zuvor benutzt hatte, und schob ihn in den Schlitz unter den nummerierten Knöpfen. Der Lift passierte das siebte Tiefgeschoss und hielt. Die Türen glitten auseinander, und die lange Reihe von schweren Panzertüren ließ Seward kurz innehalten. Er war erst ein einziges Mal hier gewesen, kurz nach seiner Ernennung zum Direktor von Schwarzlicht. Damals hatte ihn Yuri Petrov, mit dem Seward Seite an Seite in einigen der dunkelsten Ecken dieser Welt gekämpft hatte, hierher begleitet und ihm ein Gewölbe nach dem anderen gezeigt, eine persönlich geführte Tour der geheimsten Artefakte, die Russland im Verlauf seiner jahrhundertelangen Geschichte gesammelt hatte. Für einen Moment war er überwältigt vom Verlust der RKSU-Agenten, die im Kontrollraum gestorben waren, den jüngsten Verlusten in einem langen, blutigen Krieg, von dem die Öffentlichkeit nicht wusste, dass er überhaupt stattfand. Dann schüttelte er den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben, und eilte weiter.
Der Boden des Korridors war glitschig von Eingeweiden, Blut und Körperflüssigkeiten und übersät mit Gewebestücken und Knochensplittern. Seward hielt den Atem an, während er über die Leichenteile hinwegstieg oder ihnen auswich. Die Luft war schwer vom Gestank nach Blut und den widerlichen Kreaturen, die es vergossen hatten. Der Admiral zwang sich weiterzugehen, bis er die Tür mit der Nummer 31 erreicht hatte. Von einem leeren Stahlwürfel im Innern des kleinen gepanzerten Gewölbes starrte ihm
Weitere Kostenlose Bücher