Department 19 – Die Mission
er schlug der Länge nach hin. Während er sich mühsam wieder auf die Beine kämpfte, sah er Major Harker unter den Zuschauern grinsen. Er verdoppelte seine Anstrengungen und blockte Hiebe und Tritte, drehte sich immer wieder aus der Reichweite seines Gegners und startete verschiedene Gegenangriffe – schwerfällige, leicht zu durchschauende Schläge größtenteils, doch ein paar davon durchbrachen Terrys Deckung, und einer landete mitten auf der Nase des Ausbilders. Terrys Kopf wurde nach hinten gerissen, und ein dünner Blutstrom rann über seine Oberlippe. Er grinste, schmierte sich das rote Blut über die Zähne und ging erneut auf Jamie los.
Jamie stand unter der Dusche und beobachtete, wie dunkelrote Wolken von Blut sich im Wasser auflösten und im Abfluss verschwanden. Jeder Quadratzentimeter seines Körpers schmerzte, und sein Rumpf schimmerte in allen Regenbogenfarben von Violett bis Gelb. Behutsam wusch er sich den Schweiß und das Blut herunter, dann lehnte er die Stirn gegen die harten Fliesen unter dem Duschkopf und schloss die Augen.
Sein Verstand raste. Er hatte versucht, sich zu bremsen, in den Leerlauf zu schalten – Terry hatte ihn gewarnt, dass er noch nicht mit ihm fertig war, und so versuchte Jamie, jede einzelne Sekunde Erholung aus der Pause zu quetschen. Doch sein Verstand wollte nicht gehorchen.
Wie bin ich hierhergekommen? Wie bin ich hergekommen? Wie bin ich bloß hergekommen?
Er versuchte nicht an seine Mutter zu denken oder an seinen Vater oder an sein altes Leben, von dem ihm immer klarer wurde, das er es ein für alle Mal hinter sich gelassen hatte, doch er konnte nicht anders. Der Unterschied zwischen der Welt wechselnder Schulen, dem Vermeiden von Schulhofschlägern, der grauen Straßen des Viertels und der Auseinandersetzungen mit seiner Mutter und der Welt, in der er sich jetzt befand, hätte größer nicht sein können. Er hatte keine Freunde, die der Rede wert gewesen wären – nicht mehr –, doch selbst wenn es so gewesen wäre, hätten sie ihm nicht ein Wort von alledem geglaubt, was er in den letzten drei Tagen erlebt hatte. Und es gab niemanden, der ihm sagen konnte, dass er seine Mutter wohlbehalten zurückholen und wieder nach Hause bringen würde.
Er stieg aus der Dusche, trocknete sich ab und zog sich unter Schmerzen an. Als er die Tür zum Spielplatz aufstieß, schnappte er erschrocken nach Luft. Der große kreisrunde Raum hatte sich mit Menschen gefüllt, die jeden freien Platz entlang der Wände eingenommen hatten. Scharen von Soldaten in ihren schwarzen Uniformen, Ärzte, Wissenschaftler sowie mehrere ältere, sehr ernst dreinblickende Männer mit wenigstens genauso vielen Medaillen auf der Brust wie Major Harker, wenn nicht sogar mehr. Terry stand am Ende der Halle neben dem Podest, die Arme verschränkt, den Blick auf Jamie gerichtet, und der ging zu ihm hinüber, konzentriert darauf bedacht, niemanden außer seinen Ausbilder anzusehen.
Er blieb vor Terry stehen, der ihm leise »Keine Angst!« zuraunte und ihm half, seinen schwarzen Körperpanzer anzulegen, bevor er ihm eine Reihe von Dingen gab: bizarre Plastikkopien der Glock und der MP5, mit denen er zuvor geschossen hatte, einen Plastikpflock mit einem Gummigriff sowie einen T-Bone, der nur aus einem leeren Rohr mit Griffstück bestand. Auf Terrys Wink hin betrat Jamie die Plattform und ging in die Mitte der großen, gut fünfzehn Meter breiten, mit schwarzem Kunststoff bezogenen Scheibe, die irgendwie an ein Laufband erinnerte, allerdings eines, das sich in alle Richtungen bewegte. Jamie machte einen Schritt nach vorn, und der Gummibelag unter ihm bewegte sich und brachte ihn zurück ins Zentrum der Scheibe. Er machte zwei rasche Schritte zur Seite, und die Oberfläche bewegte sich schneller, sodass er sich erneut genau in der Mitte wiederfand. Er drehte sich um und sah Terry fragend an, der ihm mit einem Wink bedeutete, zu ihm zu kommen. Jamie kauerte sich vor ihm nieder, und der Ausbilder gab ihm einen Helm mit einem mattschwarzen Visier.
»Das ist ein extrem hoch entwickelter Simulator«, sagte er leise zu Jamie. »Er ist der letzte Teil eines Trainingsprogramms, das normalerweise neun Monate dauert. Niemand hat je versucht, die Simulation mit so wenig Vorbereitung zu überstehen, und in elf Jahren hat es noch keiner beim ersten Anlauf geschafft. Also, niemand erwartet etwas von dir. Versuch einfach, nicht in Panik zu geraten, und gib dein Bestes, okay?«
Jamie nickte, und als er sich
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