Department 19 – Die Mission
anerkennend den Kopf.
»Er ist gut«, sagte er.
»Er ist sogar mehr als gut«, sagte der Soldat neben ihm. »Er ist ein Naturtalent.«
Ein lautes Lachen, scharf wie das Bellen eines Hundes, hallte durch den Raum. Die beiden Soldaten drehten sich um und erblickten Major Harker, der mit geballten Fäusten ebenfalls auf einen der Monitore gestarrt hatte.
»Die Eingangshalle ist ein Kinderspiel«, sagte der Major, ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden. »Warten wir ab, wie er sich im Garten schlägt.«
Doch Jamie passierte den Garten, ein überwuchertes Labyrinth aus Efeu und Eichenbäumen, ohne jede Mühe. Er benutzte seine Waffen im perfekten Zusammenspiel und ließ nicht einen einzigen Vampir näher als bis auf drei Meter herankommen. Er schaltete seine Gegner auf große Entfernung mit der Glock und der MP5 aus, um sie anschließend mit dem Pflock zu eliminieren. In jeder gegebenen Situation erkannte er die primäre Bedrohung richtig und kümmerte sich zuerst um sie. Dabei bewegte er sich vorsichtig, jedoch nicht zu langsam, entlang der gepflasterten Wege und bot zu keiner Zeit ein stationäres Ziel, das die Vampire hätten einkesseln können. Als der Garten gesäubert war, trat er die Tür des verwitterten Schuppens neben dem Gartentor auf und ging hinein.
Es war dunkel, also zog er eine dünne schwarze Taschenlampe aus dem Gürtel und schwenkte sie rasch durch den Raum. An der Rückwand, keine drei Meter von ihm entfernt, fiel der Lichtkegel kurz auf das blasse Gesicht eines Mädchens, ihre Fänge zu deutlich erkennbaren spitzen weißen Dreiecken gebleckt. Er zog die MP5 und feuerte eine Serie von Kugeln auf eine Stelle zwanzig Zentimeter unterhalb derjenigen, an der er das Gesicht gesehen hatte. Etwas schrie in der Dunkelheit, und er hielt die Taschenlampe wieder hoch und richtete den Strahl auf die Rückwand. Das Gesicht des Mädchens war noch dort, wo er es zuvor gesehen hatte, doch es hing schlaff auf der Brust, und aus ihrem Mund strömte Blut. Er kam einen Schritt näher, weitete den Strahl und war überrascht von dem Anblick, der sich ihm bot.
Das Mädchen war neunzehn oder zwanzig Jahre alt und an Händen und Füßen mit massiven Eisenringen so an die Wand gefesselt, dass es zutiefst unbequem aussah. Die Kugeln seiner Maschinenpistole hatten ihre Brust in eine dunkelrote breiige Masse verwandelt, doch sie war noch am Leben. Als Jamie sich näherte, hob sie den Kopf und heulte ihn an. Er wich unwillkürlich einen halben Schritt zurück, doch dann sank der Kopf des Mädchens wieder auf die Brust, und er trat heran.
Im Schein der Taschenlampe sah er, dass sie lang ausgestreckt und mit gespreizten Beinen an die Wand gefesselt war, sodass sie unmöglich einen Hebel an den Bolzen ansetzen und sich befreien konnte. Dennoch zog Jamie den Pflock aus dem Gürtel, hob ihn hoch über die Schulter – und hielt inne. Die Wunden im Rumpf des Mädchens heilten bereits wieder, und Jamie entschied, sie am Leben zu lassen. Sie stellte keine Gefahr für ihn dar, so an die Wand gefesselt, und jemanden zu töten, der sich nicht wehren konnte, und sei es ein Vampir, fühlte sich für ihn an wie Mord. Er verließ den Schuppen und ging durch das schmiedeeiserne Tor, das aus dem Garten herausführte.
Systematisch arbeitete er den Rest des Geländes ab, lockte zwei Vampire durch eine schmale Gasse zwischen zwei Garagen und pfählte beide zugleich mit einem einzigen kühnen Schuss aus seinem T-Bone – ein Schuss, der rings um ihn herum spontanen Beifall aufbranden ließ, bis ein wütender Blick von Major Harker die Zuschauer zum Verstummen brachte. Jamie stieg über die blutigen Überreste der Vampire, durchquerte einen Hof und bewegte sich in Richtung der Auffahrt zum Herrenhaus – und erst jetzt spürte er, wie kalte Finger der Angst nach ihm griffen.
Die Auffahrt war weitläufig und wurde von zwei Reihen hoher Bäume mit Zweigen flankiert, die sich in der Mitte zu einem Blätterdach vereinigten, sodass ein grüner Tunnel entstanden war, und Jamie fühlte sich an die Zufahrt zur Basis erinnert, als er neben Frankenstein im Auto gesessen hatte. Dann begannen die Äste sich zu bewegen und das Blattwerk zu rascheln, und mit einem Mal war er wieder in jener Nacht, in der sein Vater gestorben war. Einen kurzen Moment lang drohte das Grauen ihn zu übermannen.
Doch diesmal war die Situation anders. Damals war er machtlos gewesen, hatte nichts unternehmen können gegen die Kreaturen, die durch das Geäst der Eiche
Weitere Kostenlose Bücher