Department 19 – Die Mission
Deckenlampen pechschwarz, denn das leichte Material reflektierte nichts. Jemand hatte eine handschriftliche Notiz mit einem Stück Klebeband an das Revers geheftet.
Zieh das an.
Jamie stieg in die Hosenbeine, schob die Hände durch die Ärmel, zog den Reißverschluss bis unters Kinn und befestigte die Stoffklappe darüber. Die Uniform war unglaublich leicht und kühl; das Material schmiegte sich förmlich an seinen Körper, und als er die Arme bewegte und die Schultern hob und senkte, war nicht das leiseste Geräusch zu hören. Aufgeregt durchquerte er den Raum und trat vor einen der deckenhohen Spiegel.
Er erkannte sich selbst kaum wieder. Obwohl seine eigenen grauen Socken aus den Hosenbeinen lugten, sah er aus wie eine vollkommen andere Person, wie ein junger Mann und nicht wie ein Teenager. Die Arme hingen lässig an den Seiten, und seine Körperhaltung war kraftvoll und geschmeidig. Der ungelenke nervöse Junge, der er noch vor wenigen Tagen gewesen war, der Junge, der ständig ängstlich über die Schulter gesehen hatte, war verschwunden.
Gut .
Er wandte sich vom Spiegel ab und ging zu einer der Bänke, auf der zwei Metallkisten standen. Die eine war etwa so groß wie ein Aktenkoffer, die andere ein gutes Stück größer. Er öffnete die kleinere zuerst, und seine Augen leuchteten, als er den Inhalt sah.
In Aussparungen aus schwarzem Schaumstoff lagen eine Glock 17 sowie eine Heckler & Koch MP5 – die gleichen Waffen, mit denen er auf dem Spielplatz trainiert hatte.
Er nahm die Waffen heraus und wog sie in den Händen. Eine ruhige Kälte glitt seinen Rücken hinauf, und eine innere Stimme flüsterte ihm zu:
Sie fühlen sich an, als gehörten sie zu dir, oder? Wenn du sie einsteckst, ist es so. Du wirst sie niemals wieder ablegen. Nicht wirklich.
Jamie wusste, dass dies ein entscheidender Moment war – der Punkt, an dem sein Leben ohne Waffen und ohne Vampire möglicherweise unwiderruflich endete, an dem alles in der Waagschale lag. Ein Teil von ihm wollte die Waffen zurücklegen, wollte in seiner eigenen Kleidung aus diesem Raum gehen. Doch tief in seinem Innern wusste er, dass dies keine Option war. Wenn er ging, würde seine Mutter sterben, dessen war er absolut sicher. Und um sie zu retten, würde er den Rest seines Lebens an Gewalt und Dunkelheit übergeben. Also nahm er die beiden Magazine aus dem Koffer, lud die Waffen und schob sie in die Holster an den Hüften.
Es gibt kein Zurück.
Dann hob er den Schaumstoff, in dem die Waffen gelegen hatten, aus der Kiste – er wusste, dass noch etwas darunter lag. Und er hatte sich nicht getäuscht. Neben einem schwarz glänzenden T-Bone samt Gastank lag ein Metallpflock mit einem schwarzen Gummigriff. Er nahm beides aus dem Behälter und schob den Pflock in die Schlaufe an seinem Gürtel. Den T-Bone aber zog er nicht an, sondern wandte sich stattdessen der zweiten Metallkiste zu.
Ihr Deckel war mit einem Federmechanismus verbunden, der eine Art Regal aus dem Boden schob, halb so breit wie die Kiste selbst. In den Fächern lagen die Komponenten des Schwarzlicht-Körperpanzers. Vor dem Regal ruhte ein pechschwarzer Helm mit einem roten Visier. Jamie betrachtete ihn, ohne ihn zu berühren. Der Helm schien Gefahr auszustrahlen und Macht, und für einen Moment verspürte er Angst davor.
Zu spät. Dazu ist es viel zu spät.
Ja, es war zu spät, und er wusste es.
Er streckte die Hand aus und strich über die glatte Außenseite des Helms, wie um sich selbst zu beweisen, dass er keine Angst haben musste. Dann schloss er die beiden Metallkisten, packte sie unter dem schmerzenden Protest seiner Arme an den Griffen und verließ damit den Umkleideraum.
Terry erwartete ihn auf dem Spielplatz. Der Ausbilder musterte Jamie von oben bis unten, und ein schwaches Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Dann streckte er ihm die Hand hin, und Jamie ergriff sie ohne Zögern.
»Du hast dich sehr gut geschlagen«, sagte Terry. »Besser, als irgendjemand erwarten durfte, selbst ich, und ich mache das jetzt schon seit einer ganzen Weile. Halte die Augen offen, sei dir immer deiner Umgebung bewusst, und vergiss nicht, was in diesem Schuppen passiert ist, dann kommst du da draußen zurecht.«
Jamie dankte ihm. Er blieb noch einen Moment stehen, in der Erwartung, dass Terry noch mehr sagen wollte, doch der nickte nur in Richtung Ausgang. »Wegtreten«, sagte er. Jamie nickte, nahm die beiden Kisten, drehte sich um und wollte zur Tür. Er war noch nicht weit gekommen, als
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