Department 19 – Die Mission

sagte Frankenstein. »Als dein Vater eintrat, reifte gerade eine neue Generation heran, die sich um Stephen Holmwood gruppierte, den Sohn von Arthur Holmwood. Er war ein brillanter Mann von einer Intelligenz, wie es ihn in jeder Generation nur einmal gibt. Mit fünfzehn beherrschte er bereits sechs Sprachen, er spielte Cricket und Hockey für die englische Schulmannschaft und hat den Cambridge Blue für herausragende sportliche Leistungen bekommen. Als er sich mit einundzwanzig weigerte, zu Schwarzlicht zu kommen, verursachte das einen riesigen Skandal. Sein Vater flehte ihn an, doch Stephen bestand darauf, zuerst seinen Universitätsabschluss zu machen. Dann gewann er ein Rhodes-Stipendium für Harvard und ging für ein Jahr nach Amerika. 1965 kehrte er nach England zurück und trat Department 19 bei. Da war er dreiundzwanzig.«
    Frankenstein sah Jamie an.
    »Stephen hätte alles machen können, was er wollte. Er hätte Premierminister werden können. Aber er entschied sich für Schwarzlicht.«
    Jamies Herz klopfte wild in seiner Brust. Er hatte das Gefühl, als hätte er die Luft angehalten, seit das Monster angefangen hatte zu erzählen. Jetzt zwang er sich auszuatmen, sog neue Luft in die Lungen, trank einen Schluck von seinem Wasser und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Frankenstein.
    »Also, da waren Stephen, sein Bruder Jeremy und ihr Cousin Jacob Scott, den du gestern kennengelernt hast. Ben Seward war noch da und sein Sohn Henry, der heutige Direktor. Er kam einige Jahre nach deinem Vater. Dann George Harker und Paul Turner, der die Schwester von Henry Seward geheiratet hatte. Außerdem Daniel Morris, der Vater von Tom, und natürlich Julian. Diese Männer bildeten die Zukunft von Schwarzlicht, mit Stephen Holmwood in der Mitte. Sie stiegen durch die Dienstgrade auf und veränderten dabei Department 19. Als Peter Seward 1982 zurücktrat, wurde Stephen einstimmig zu seinem Nachfolger gewählt. Und dann überschlugen sich die Dinge.«
    Frankenstein leerte seinen Kaffeebecher und setzte ihn auf dem Tisch ab.
    »Alles, was du hier um dich herum siehst, die Basis und sämtliche Dinge darin, ist das Ergebnis von Stephen Holmwoods Amtszeit als Direktor. Er konnte die Regierung dazu bewegen, das Budget von Schwarzlicht zu erhöhen, und nutzte die neuen Mittel, um diese Basis zu errichten. 1984 schickte er deinen Vater auf eine Erkundungsmission nach Amerika, um NS9 kennenzulernen, das dortige Gegenstück zu Department 19. Dein Vater war zehn Wochen unterwegs, und er kehrte mit Erkenntnissen zurück, die als Grundlage für diese Basis dienten. Wir expandierten, nahmen die besten Leute aus allen drei Zweigen des Militärs, weiteten unser Operationsgebiet aus und jagten in ganz Europa und darüber hinaus. Zum ersten Mal seit dem Krieg führten wir Missionen in Afrika und Asien durch. Stephen arbeitete mit den entsprechenden Abteilungen anderer Länder zusammen, teilte mit ihnen Ressourcen und Daten, schickte Männer im Austausch in jeden Winkel der Erde und organisierte Verantwortungsbereiche und -gebiete, bis der gesamte Globus unter der Jurisdiktion der verschiedenen Organisationen stand.«
    Er grinste böse.
    »Die Vampire wurden dezimiert«, fuhr er fort. »Sie hatten angenommen, wenn sie sich nur ruhig verhielten, würden sie unbehelligt bleiben. Doch das war nicht länger der Fall. Wir verfolgten sie erbarmungslos, jagten sie von einer Stadt in die nächste, von einem Land zum anderen und exterminierten einen nach dem anderen. Sie konnten sich nirgendwo mehr verstecken.«
    Er brach ab und starrte auf die Tischplatte.
    »Was ist dann passiert?«, fragte Jamie.
    Frankenstein hob den Kopf und sah ihn an. Erschrocken stellte Jamie fest, dass die großen, missgestalteten Augen des Monsters feucht schimmerten. »Stephen starb«, sagte er einfach. »Er hatte einen Herzanfall, 1989. Ohne Vorwarnung. Er starb, einfach so, an seinem Schreibtisch in seinem Quartier.«
    »Das ist furchtbar«, sagte Jamie leise.
    »Das war es«, pflichtete Frankenstein ihm bei. »Und für Department 19 war es vernichtend. Niemand wusste, was zu tun war. Stephen war der Motor hinter allem gewesen, und plötzlich war er nicht mehr da. Es gab keinen Direktor mehr, und die Leute, die am ehesten imstande gewesen wären, in die Bresche zu springen und den Laden weiterzuführen, waren zugleich die Leute, die von Stephens Tod am schlimmsten getroffen wurden. Als Daniel Morris sich schließlich zur Verfügung stellte, waren alle so