Department 19 – Die Mission
eine riesige Tasse schwarzen Kaffees in den Händen, die er auf dem Weg nach oben aus dem Offizierskasino mitgenommen hatte. Jamie hatte sich einen Becher Wasser aus dem Spender in der Ecke des Büros geholt und sah das Monster nun erwartungsvoll an.
Frankenstein nippte an seinem Kaffee und musterte den Jungen über den Rand seiner Tasse hinweg. Schließlich ergriff er das Wort.
»Hör auf, mich so anzusehen«, sagte er. »Ich weiß nicht, was ich dir erzählen soll, also falls du Fragen hast, stell sie einfach.«
»Okay«, sagte Jamie und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Wann sind Sie meinem Vater zum ersten Mal begegnet?«
Frankenstein legte den Kopf zur Seite, sah hinauf zur Decke und erinnerte sich zurück.
»Ich habe ihn an dem Tag kennengelernt, als er bei uns eingetreten ist«, sagte er schließlich. »Das war 1979. Wir wussten, dass er kommen würde – die Geburtstage der Nachfahren machen regelmäßig die Runde. Es ist jedes Mal ein großer Augenblick. Du hast gesehen, wie ernst Schwarzlicht seine Vergangenheit nimmt, und ein neuer Nachfahre ist nichts anderes als fleischgewordene Vergangenheit. Julian war etwas Besonderes, das wussten wir noch vor seiner Ankunft.«
»Was war so besonders an ihm?«, wollte Jamie wissen. Er hatte sich vorgebeugt und stützte sich auf die Ellbogen, während das Monster weitersprach.
»Er war berühmt, beim Militär und auch außerhalb. Als er die Bewerberkonferenz der Admiralität absolvierte …«
»Was ist das?«, unterbrach ihn Jamie.
»Eine dreitägige Prüfung, die man bestehen muss, wenn man Offizier bei der Marineinfanterie werden will.«
»Moment, Marineinfanterie? Du meinst die Königliche Marine?«
Frankenstein seufzte. »Ganz recht, Jamie. Die Königliche Marine. Dein Vater hatte ein sensationelles Prüfungsergebnis, und das sprach sich schnell beim ganzen Militär herum. Dann brach er drei weitere Rekorde bei den Kommando-Kursen, und gewisse Leute wurden ernsthaft auf ihn aufmerksam. Damals hat er für England Rugby gespielt, daher war er bereits …«
»Er hat was ?«, rief Jamie ungläubig.
»Es wäre viel einfacher, wenn du mich nicht ständig unterbrechen würdest«, sagte Frankenstein und richtete seinen Blick auf Jamie.
»Entschuldigung.«
»Kein Problem. Also, Julian war ein fantastischer Rugby-Spieler. Er spielte für Schulmannschaften, dann in der U-18 und schließlich, als er neunzehn wurde, für die Nationalmannschaft, und zwar während des ganzen ersten Jahrs bei der Marine. Insgesamt sieben oder acht Mal.«
»Warum nur so wenig?«
»Er hat aufgehört, als er zu Schwarzlicht kam. Wie auch immer, er war längst berühmt, als er an seinem einundzwanzigsten Geburtstag hier auftauchte. Damals gab es noch kein Internet, aber sein Name war in den Zeitungen gewesen, und alle waren aufgeregt, ihn endlich kennenzulernen. Er kam zusammen mit deinem Großvater John hierher und wurde von Peter Seward in Empfang genommen, dem damaligen Direktor. Ich habe die alten Männer noch nie so stolz und so aufgeregt wegen eines neuen Rekruten erlebt.«
Frankenstein sah Jamie lächelnd an.
»Erzählen Sie weiter!«, verlangte der.
»Es war eine unglaubliche Zeit«, sagte Frankenstein nach einer Pause und einem großen Schluck Kaffee. »Quincey Harker war zehn Jahre zuvor als Direktor zurückgetreten, und Peter Seward hatte den Posten eher widerwillig übernommen. Er war Quinceys engster Freund, und als Harker sich ins Privatleben zurückzog, um seine Frau zu pflegen, betrachtete Seward es als seine Pflicht, die Arbeit des Freundes fortzuführen. Er machte seine Sache gut, verdammt gut, auch wenn er selbst es nicht wahrhaben wollte. Er war derjenige, der den Umbau der Operation vorantrieb, von der Generation, die Schwarzlicht nach dem Zweiten Weltkrieg ins Leben gerufen hatte, zu einer, die den Kampf weiterführen würde.«
Die Erinnerungen ließen Frankenstein wehmütig lächeln.
»Durch diese Korridore sind Legenden gegangen. Albert und Arthur Holmwood; David Harker, Quinceys ältester Sohn; Ben Seward, der Sohn von Peter; Leandro Gonzalez; David Morris, der Großvater deines Freundes Tom; und natürlich dein eigener Großvater. John Carpenter war nach Quinceys Abschied Peter Sewards engster Freund im Department. Sie gingen zur gleichen Zeit in den Ruhestand, 1982, in der festen Überzeugung, dass Schwarzlicht in guten Händen war.«
»War es das?«, fragte Jamie, der mit weiten Augen der Geschichte des Monsters lauschte.
»Eine Weile«,
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