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Depeche Mode

Depeche Mode

Titel: Depeche Mode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serhij Zhadan
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ersticken. Das hier nehmen wir mit, – er zeigt auf Molotow, – und hauen ab, solange der Werkschutz nicht Alarm schlägt.
    – Und Tschapaj, was machen wir mit ihm?
    – Verbrennen, – sagt Dog. – Ein Arsch weniger auf der Welt.
    – Und Zündkerze?
    – Hör auf mit Zündkerze! – schreit Dog. – Kapierst du denn nicht – wir müssen abhauen! Nix wie weg.
    – Wohin?
    – Keine Ahnung, – sagt Dog, – heim.
    – Du willst also in diesem Zustand durch die ganze Stadt latschen? – sage ich. – Mit der Büste in der Hand? Die erste Streife nimmt dich hopps.
    – Laßt uns bis morgen früh hierbleiben, – sagt plötzlich Wasja ruhig. Er ist zu Bewußtsein gekommen, geht durchs Zimmer, zieht irgendwelche Broschüren vom Fensterbrett und steckt einen angekauten Kuli in die Tasche, kurz gesagt ist der einzige, der keine Panik schiebt. – Morgen früh spazieren wir ganz einfach hier raus, und keiner wird uns hoppsnehmen. Hauptsache, bis morgen früh hierbleiben.
    – Ja, – stimme ich zu, – Hauptsache hierbleiben.
     
    5.30
    Ich versuche, Tschapaj zu wecken, aber der murmelt im Schlaf nur irgendwas in seiner Sprache, der Sprache abseitiger Marxisten-Leninisten, und dreht sich weg. Gut, sage ich zu Wasja, lassen wir ihn hier, soll er alleine klarkommen, im Prinzip hat er sich das ja alles ausgedacht, ist also sein Problem, gut, sagt seinerseits Wasja, richtig, aber Molotow nehmen wir mit, wozu, zum Teufel? sage ich, wozu zum Teufel brauchen wir Molotow? werden uns nur die Finger an ihm verbrennen, erstens, erklärt Wasja, wenn man ihn morgen früh hier findet, ist's aus mit Tschapaj, die kapieren doch sofort, wer die Tür eingetreten hat. Zweitens können wir Molotow verkaufen, er ist doch nicht einfach nur ein Stück Buntmetall, sondern dazu noch eine Skulptur, es gibt Leute, die für solche Sachen ganz schön was locker machen. Keine Ahnung, sage ich, wer für Molotow ganz schön was locker machen würde, wenn es der echte wäre – okay, aber für diese Mumie, ich zeige auf Molotow, okay, in Ordnung, versuchen wir, ihn zu verkaufen, bloß an wen?
    Wem meiner Bekannten könnte man eine Molotow-Büste verkaufen? Daran mißt sich die Qualität der Gesellschaft, in der du dich bewegst, daran und an nichts sonst. Also, ich kenne keine Antiquare, Juweliere, auch keine Grabsteinmetze, die dieser Büste den Schnurrbart abschlagen und in den Kopf irgendeiner Ludmyla Kusminischna Schlampina verwandeln könnten, die an der Kreuzung Puschkin- und Lermontow-Straße heldenhaft unter die Räder der Straßenbahn Nr. 5 geriet und ebenda begraben liegt, weil es sich als unmöglich herausstellte, alles, was dort an der Kreuzung von ihr übrig war, zu einem Haufen zusammenzusammeln, Grabsteinmetze kenne ich also nicht, weiter – auch keine Bildhauer, für die dieses Nebenprodukt wenigstens einen ästhetischen Wert hätte, außer Wasja und Tschapaj kenne ich keine Kommunisten, für die es ein Kultgegenstand wäre, keine Direktoren von Historischen Museen, für die der beschissene Hedonist einen historischen Wert darstellen würde, mehr noch – ich bin davon überzeugt, daß es solche Museumsdirektoren überhaupt nicht gibt auf der Welt, genau, das glaube ich. Ich habe also nicht mal einen, dem ich eine Büste des ZK-Mitglieds Molotow unterjubeln könnte, an der äußerlich überhaupt nichts auszusetzen ist, fuck, wie lebe ich denn und wozu? Wozu das alles? dieser ganze Überlebenskampf? diese Versuche, den Spielstand zu halten? wozu das alles? ich bin jetzt neunzehn, in fünf Jahren, wenn ich nicht inzwischen an Kinder-Tripper sterbe, werde ich erst vierundzwanzig sein, Gajdar hat in diesem Alter schon aufgehört, Heere zu führen, was werde ich mit vierundzwanzig machen? werde ich ein Heer haben? Und wenn ja – wohin werde ich es führen? im Prinzip könnte ich alles Mögliche machen, also gut, fast alles, aber da gibt es ein Problem – daß ich keine Lust habe, irgendwas zu machen, so gefällt es mir besser, obwohl nicht alle es verstehen, das ist das Problem.
    Marusja! – ruft plötzlich Dog, der bis jetzt am Fenster gestanden und nervös hinaus in den frischen Junimorgen geblickt hat, – an Marusja können wir ihn verkaufen, sie hat eine ganze Wohnung voll von solchem Dreck, vielleicht gefällt ihr auch das Denkmal hier. Plötzlich erinnern wir uns an Marusja.
     
    Aber Marusja muß man vorher anrufen, bloß mal so reinschneien kann man nicht bei ihr – das geht schief. Marusja ist eine Art Brücke zur Außenwelt,

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