Depeche Mode
kümmerten sich nicht um die Saison, besoffen sich einfach, nahmen einen Miliz-Geländewagen und düsten in die Steppe, in Richtung russische Grenze, aber da, wie ich schon sagte, die Sowje noch zusammenhielt, gab es überhaupt keine Grenze, sie düsten einfach, so lange das Benzin reichte, und dann, wenn sie irgendwo mitten im Winter- oder Sommergetreide abgesoffen waren, schleppten sie sich irgendwie heim und trugen statt Trophäen sich gegenseitig auf den Schultern. Mir gefiel diese Geschichte, im Prinzip verstand ich Zündkerze nicht, so ein klasse Arsch von Stiefvater, sage ich, was hast du gegen ihn, fahr doch einfach mit, bring das Fell von einem Mammut heim, ich stell mir so einen Ausflug ganz lustig vor, im Prinzip könnten sie bis zum Kaspischen Meer und zurück düsen und dort einen ganzen Berg Kamele erlegen oder was es am Kaspischen Meer so gibt, klasse; aber Zündkerze mochte solche Sachen nicht, vielleicht mochte er sie aber auch und tat nur so. Einmal, während einer ihrer Saufereien, fuhr der betrunkene Haufen raus ins Feld, dort blieben sie stecken, mußten über Nacht bleiben. Und morgens kamen dann die Mähdrescher, Erntezeit, keine Jagdsaison eben, und sie waren mitten im Feld steckengeblieben. Die Mähdrescher fuhren in einer mehrere hundert Meter breiten Reihe und stießen plötzlich auf Rothäute, vielmehr – rotgesichtige Kerle mit Gewehren. So stell ich es mir zumindest vor. Der Mähdrescher, der direkt auf sie zugefahren kam, drehte ab, und dabei blockierte das Schneidwerk, also stoppte der Mähdrescher, ein Kerl kletterte raus, fluchte über die Jäger und stieß dann dem satanischen Aggregat einfach sein Bein in den Rachen, um den Pfropfen, der sich gebildet hatte, durchzustoßen; Zündkerze zeigte es uns später auf einem Konstruktionsplan, auf dem Plan jedenfalls sah es schlimm aus, ganz zu schweigen vom Sicherheitsaspekt. Aber wer wird denn wegen so was den Mähdrescher abstellen, Kampf um die Ernte und dieser ganze Stuß. Die Jäger, die sich weiter wie auf der Pirsch fühlten, wollten dem Mähdrescherfahrer plötzlich helfen, weiß nicht, vielleicht meldete sich ihr Gewissen, aber das wohl kaum, sie wollten sich einfach mit diesem Monster messen, dem landwirtschaftlichen Gerät »Niwa«; »Niwa«, »Niwa«, – brüllte Zündkerze, am besten an der ganzen Geschichte gefiel ihm offensichtlich die viele Technik, und sein belämmerter Stiefvater steckte auch sein Bein rein und trat sogar den Pfropfen durch, und das Schneidwerk drehte seine Metallzähne und schluckte die nächste Portion der nationalen Ernte, einschließlich des rechten Beins des Stiefvaters, den Kerl konnten sie grade noch zurückreißen, aber schon ohne Bein, obwohl es auch viel schlimmer hätte kommen können. Alles unterhalb der Eier wurde ihm abgebissen, so erzählte es wenigstens Zündkerze. Ich versuchte mir vorzustellen, wie es weiterging – gut, dachte ich, er hat sein Bein verloren, wahrscheinlich haben sie ihn ins Krankenhaus gebracht, aber wie kamen sie von dort weg? Auf den Mähdreschern? Na gut, lassen wir das. Und das Bein? Der Bauch des Mähdreschers war doch, stellte ich mir vor, schon mit einigen Zentnern goldenen Korns gefüllt, vermischt mit den Sehnen und Knorpeln des Stiefvaters, plus anorganisches Zeug, also sein Militärstiefel, das baumwollene Hosenbein, kurz, ein Haufen Rohstoffe, interessant zu wissen, was die Schnitter mit diesem Reichtum anfingen, hundertpro schmissen sie das nicht einfach weg, wahrscheinlich lieferten sie es dem Staat ab, ganz sicher, ich kenne doch diese hinterhältigen Schnitter, würden auch ihre eigene Scheiße abgeben, wenn jemand sie nähme, und ich stellte mir dann weiter die entsprechenden Backwaren und das Brot vor, kurz, blutige Phantasien eines einfachen Burschen, ihr versteht. Der Kerl lebte weiter, jetzt schon mit nur einem Bein, aber das reichte ihm, wenn ich recht verstehe, zumindest soff er weiter und schoß auf alles, was sich bewegte, ein Monster eben.
– Wie kann man sich mit einem Gewehr erschießen? – erklingt Dogs Stimme. – Der Lauf ist doch ziemlich lang, den kann man nicht auf sich richten.
– Und wenn es ein Prellschuß war? – fragt Wasja.
– Klar, – sage ich, – da hat er also zuerst geschossen und dann versucht, die Kugel abzukriegen oder was?
– Nein, – sagt Onkel Robert. – Er hat mit dem Fuß den Abzug gedrückt.
– Ihm fehlte doch ein Bein, oder? – frage ich.
– Ja, das rechte. Er hat mit dem linken
Weitere Kostenlose Bücher