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Depeche Mode

Depeche Mode

Titel: Depeche Mode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serhij Zhadan
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etwas Gutes über ihn sagen läßt. Er lächelt uns weiter freundlich zu. Dog zeigt nun auch Interesse an ihm, vielmehr nicht so sehr an ihm wie an seinem Plaste-Aktenkoffer, klar, – denkt Dog, – wenn dieser scheiß Onkel Robert Zündkerze besuchen kommt, – so denkt er, – dann hat er ihm bestimmt was Gutes und Nahrhaftes mitgebracht, Kurbelwellen bestimmt nicht, also vielleicht was Gutes und Nahrhaftes, – denkt Dog, – Rasierwasser oder Marihuana, morgens ist Rasierwasser besser, Hauptsache keine Kurbelwellen, aber insgesamt verstehen wir im Moment nicht wirklich, wer er ist und wovon er redet. Er sagt:
     
    – Ihr seid also die Freunde von Sascha?
    – Sind wir, sagt Dog, ohne den Aktenkoffer aus den Augen zu lassen. – Wir sind Freunde.
    – Und warum, – fragt Onkel Robert, der sich bei uns einschmeicheln will, – trinkt ihr schon morgens Kognak?
     
    Danach hört er sofort auf, mir zu gefallen. Steht einfach da, der Arsch, und redet Scheiße.
     
    – Das sind die, – Dog zeigt auf uns. – Kommen Sie herein, setzen Sie sich. Tee vielleicht?
     
    Tee hat Dog zum letzten Mal vor zwei Jahren getrunken, in der Schule. Sieh an, geht auf einmal so richtig aus sich raus.
     
    – Und wo ist Sascha? – fragt der Kerl besorgt.
     
    Plötzlich fragen sich das alle – und wo ist Sascha? Irgendwie haben wir ihn in den letzten Tagen ganz vergessen, also ich bestimmt, irgendwie hat jeder seine eigenen Sorgen, seine eigenen Probleme, ihr wißt schon – hast viel zu tun, und plötzlich merkst du, daß du keine Ahnung hast, wo deine Freunde abgeblieben sind.
     
    – Vielleicht in der Vorlesung, – sage ich unsicher.
    – Nein, da war ich schon, – sagt Onkel Robert. – Hab erfahren, daß ihr schon seit einer Woche keine Vorlesungen mehr habt.
    – Echt? – frage ich.
    – Ja. Und daß ich ihn hier bei euch suchen soll.
    – Ist ja auch richtig so, – sagt Wasja, um ihn irgendwie zu beruhigen. – Richtig. Wo sollte man ihn auch sonst suchen.
    – Dog, – frage ich, – war er vielleicht gestern mit euch beim Fußball?
    – Nein, – sagt Dog. – Obwohl, im Prinzip, – er wendet sich direkt an Onkel Robert, – ich hab dort das Bewußtsein verloren, kann mich nicht mehr gut erinnern, vielleicht war er ja da.
    – Was ist denn passiert? – frage ich.
    – Es ist ein Unglück geschehen, – sagt Onkel Robert und setzt sich in die Nähe der Tür auf seinen Aktenkoffer. Ich glaube fast, daß er in Wirklichkeit leer ist und er ihn statt eines Stuhls mit sich herumschleppt.
    – Was für ein Unglück? – frage ich.
    – Mit seinem Vater.
    – Er hat doch gar keinen Vater, – sage ich. – Bloß einen Stiefvater.
    – Er war wie ein Vater für ihn, – sagt Onkel Robert.
    – Na na, – sagt plötzlich Dog, – Vater und Stiefvater, das sind zwei völlig verschiedene Sachen. Obwohl, – fügt er hinzu, – im Prinzip auch egal.
    – Moment, – sage ich zu Dog. – Und warum »war«?
    – Er ist gestorben, – sagt Onkel Robert. – Vorgestern.
    – Wie gestorben?
    – Hat sich erschossen.
    – Wie?
    – Er hatte ein Gewehr.
     
    Von dem Gewehr hat Zündkerze erzählt. Insgesamt hat er nicht gerne über seine Eltern geredet, aber ein bißchen was hat er doch erzählt, ziemlich düster alles, sein Vater hat sie sitzenlassen, als er noch ganz klein war, dann tauchte dieser Kerl auf, mit dem Gewehr, Zündkerze sagte, er ist das Letzte, dauernd besoffen, geht raus und schießt ums Haus herum auf alles, was sich bewegt, ab und zu wird er verhaftet, dann aber zusammen mit seinem Gewehr wieder freigelassen, richtig wie im Wilden Westen, wenn man Zündkerze so hörte. Außerdem erzählte er, daß sein Stiefvater nur ein Bein hatte, nicht von Geburt an, natürlich, nicht daß er eine Mißgeburt gewesen wäre, man hat es ihm einfach abgeschnitten, es war noch die Sowje, aber der Stiefvater hatte seinen persönlichen Bürgerkrieg schon begonnen, aus dem er mit Prothese zurückkehrte. Diese Story erzählte Zündkerze gerne, ließ sich die Details auf der Zunge zergehen, spielte verschiedene Rollen, kurz – die Story gefiel ihm. Wie gesagt, der Stiefvater schleppte überall sein Gewehr mit, ein Sammlerstück, wenn man Zündkerze glauben will, eine ganze Gruppe verrückter Skalpjäger waren sie, die Hälfte von ihnen hatte keinen Waffenschein, aber einer arbeitete bei der Staatsanwaltschaft, also hätten sie auch Panzer fahren können und kein Verkehrspolizist hätte sie aufgehalten, sie jagten das ganze Jahr,

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