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Depesche aus dem Jenseits

Depesche aus dem Jenseits

Titel: Depesche aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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zurück!«
     
    Obwohl die Schreie seiner Frau in der Nacht bestimmt kilometerweit tragen, hört Barney sie nicht. Er steht fasziniert vor dem Ding und beobachtet die Schatten, die ihn anscheinend genauso beäugen. Sie drängen sich um die Luken — aber ohne die geringste Aufregung — langsam und diszipliniert. Was Barney am meisten beeindruckt, ist die unheimliche Stille, die hier herrscht. Eine erdrückende Stille.
    Einige Minuten lang tut sich gar nichts. Dann öffnet sich eine Art Schiebetür, und der Umriß einer Gestalt zeichnet sich im Gegenlicht ab, wie eine Statue. Sie bewegt sich nicht, sie sagt nichts. Sie steht nur da — und scheint zu warten. Aber worauf?
    Jetzt, endlich, erwacht Barney aus seiner Erstarrung und rennt kopflos zum Wagen zurück, steigt ein und braust los. Wie ein Wilder flitzt er nun die Straße entlang, als gälte es, der Hölle zu entfliehen!
    Auch das Ding ist wieder gestartet und fliegt über dem Wagen. Obwohl die Nacht finster ist, sieht man die Straße wie am hellichten Tag, voll beleuchtet von den Strahlern des Luftschiffes.
    Betty und Barney bringen kein Wort mehr heraus. Nur der Hund heult wie ein Wolf.
     
    Urplötzlich knallt es. Oder es donnert, es brummt oder hagelt, schwer zu sagen. Ein bizarres Geräusch auf jeden Fall. Von den Schilderungen der vielen Autoren, die über dieses Ereignis berichtet haben, stimmt an dieser Stelle keine mit der anderen überein. Es ist nicht einfach, ein Geräusch zu beschreiben, das niemand auf unserem Planeten je gehört hat! Barney und Betty waren später beide unfähig, in Worte zu fassen, was sich in diesem Augenblick genau ereignet hat. Es war so, als ob der Wagen auf einmal stark vibriert hätte und von einem Hagelschauer bombardiert worden wäre. Ja, so ungefähr. Aber es ist ihnen nichts passiert. Besser gesagt, sie wissen nicht, was passiert ist. Sie haben nichts gemerkt, von ihrem unglaublichen Ausflug ins Nichts.
     
    Völlig erschlafft, an das Lenkrad geklammert, fährt Barney durch die Nacht. Neben ihm liegt seine Frau wie in Trance mit weit aufgerissenen Augen.
    Sie schleichen an einem Straßenschild vorbei. Darauf steht: »Lincoln – 17 miles«
    »Lincoln?! Schon? Das ist doch unmöglich...«, brummt Barney.
    »Betty! Wach auf! Wir sind gleich in Lincoln! Das gibt's nicht!«
    »In Lincoln? So? Wir sind sehr schnell gefahren.«
    »Überhaupt nicht! Wir waren eben noch in Indian Head.«
    Das komische Geräusch ist plötzlich wieder da. Jetzt donnert es allerdings nicht mehr, es summt oder pfeift, wie ein in der Ferne vorbeirasender Zug. Und gleich darauf ist es wieder unheimlich still.
    »Das Ding ist weg, Betty, ich seh’s nicht mehr.«
    »Es ist mir alles egal, ich möchte nur endlich duschen! Ich fühle mich ganz glitschig, von Kopf bis Fuß!«
    »Wie spät ist es? Meine Uhr ist stehengeblieben?«
    Betty schaut auf ihre Uhr:
    »Meine Uhr — die ist auch stehengeblieben!«
     
    Etliche Stunden sind vergangen, als sie endlich in Portsmouth vor ihrem Haus anhalten. Nur wissen sie es nicht. Sie haben jegliches Gefühl für Zeit und Raum verloren. Betty rennt sofort zum Badezimmer und duscht sich. Nichts auf der Welt ist ihr im Augenblick wichtiger, als zu duschen! Barney nimmt ein Bad und kratzt sich dabei pausenlos am Bauch. Es juckt unerträglich, aber es ist nichts zu sehen. Keine Mückenstiche, nichts.
    Plötzlich ruft Betty ganz erschrocken:
    »Weißt du wie spät es ist? Es ist fünf Uhr morgens!«
    »Aber... wie denn das?«
    Bevor sie erschöpft ins Bett fallen, rechnen sie nach. Selbst wenn man die Zeit abzieht, in der sie angehalten haben, und auch wenn man berücksichtigt, daß sie streckenweise langsam gefahren sind, müßte es höchstens 3 Uhr sein! Die Rückfahrt kann niemals so lange gedauert haben! Zwei Stunden mehr als sonst, das ist unmöglich! Wo ist nur die Zeit geblieben?
     
    Am frühen Nachmittag wacht das Ehepaar Hill auf, frisch und munter. Doch als Betty die Kleidungsstücke sieht, die sie am Morgen auf den Boden geworfen hat, steigt ein fürchterlicher Ekel in ihr hoch. Sie packt das ganze Zeug und wirft es angewidert in eine Schublade. Barney seinerseits ist auch verwundert: Die Schuhe, die er getragen hat, sind in einer solchen Weise zerkratzt, daß er konsterniert davor steht:
    »Wie ist das nur möglich? Wie konnte ich meine Schuhe oben so zerkratzen?«
    Ein wenig später ruft Betty ihre Schwester an, erzählt von den paar schönen Urlaubstagen in Kanada — und selbstverständlich auch von den

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