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Depesche aus dem Jenseits

Depesche aus dem Jenseits

Titel: Depesche aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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von niemandem geklärt werden.
    - Warum sind beide Armbanduhren stehengeblieben?
    - Wie konnten die Hills so schnell von Indian Head bis Lincoln fahren?
    - Warum kamen sie dann zwei Stunden später an als sonst?
    - Und vor allem, woher kamen plötzlich die Warzen am Unterbauch von Barney?
    Sie verschwanden erst nach zwei Jahren — urplötzlich, so wie sie entstanden waren — nach der letzten Sitzung beim Hypnotiseur.
     

Versiegt wie ein Wadi in der Wüste
     
    Seit uralten Zeiten wird überall auf der Welt von manchen Menschen berichtet, sie besäßen eine Gabe, die man »Zweites Gesicht«, »Drittes Auge« oder »Sechsten Sinn« nennt — sie verfügten über geistige Kräfte, die über die normalen fünf Sinne hinausgehen und die Grenzen der Alltagswirklichkeit überschreiten. Schamanen haben den Rat ihrer Götter eingeholt, Heilige haben Visionen gehabt und Orakel den Tod von Königen prophezeit.
    Von Zeit zu Zeit spüren auch ganz gewöhnliche Menschen, wie ihnen für einen Moment unerklärliche und unheimliche Fähigkeiten zuwachsen. Das war schon immer so — und bis in unsere heutigen, hochtechnisierten Tage hat sich daran nichts geändert. Immer wieder gibt es Menschen, die behaupten, solche Erfahrungen seien ihnen zuteil geworden — sie sprechen von Telepathie oder Vorahnung, von Hellsehen oder gar von Zauberkräften. Die verschiedensten Wissenschaftler suchen solchen Phänomenen auf alle mögliche Weise beizukommen, doch konnte man sie bis heute nur sehr unvollkommen erklären. Das darf uns aber nicht zu dem Vorurteil verleiten, all das wäre reiner Unfug. Mit einer solchen Einstellung macht man es sich ganz bestimmt zu leicht! Selbstverständlich steht es jedem frei, skeptisch zu sein.
     
    »Mein herzliches Beileid... es ist so schrecklich...«
    »Danke... ja.«
    »Herzliches Beileid... wir sind immer für Sie da, wenn Sie uns brauchen...«
    »Danke, ja, vielen Dank.«
    »Mein Beileid, Monsieur Nieto, sie war noch so jung!«
     
    Das ganze Dorf ist auf dem kleinen Friedhof versammelt, und jeder murmelt verlegen die üblichen nichtssagenden Worte, schüttelt den verzweifelten Eltern die Hand und huscht dann auf leisen Sohlen dem Ausgang zu. Alle sind bemüht, sich normal zu verhalten — das heißt, sie tun so, als ob sie die Anwesenheit des Pfarrers nicht bemerkten. Dieses Mädchen durfte nämlich nicht kirchlich beerdigt werden. Nur beten kann man für die 19jährige, die sich im September 1983 aus Liebeskummer das Leben genommen hat.
    Die Nachbarn und Arbeitskollegen, die Schulfreunde und Lehrer, die entfernten Cousinen und Großonkel, die man nur ein paarmal im Leben, eben auf Beerdigungen trifft, sie alle warten jetzt draußen auf dem Kirchplatz — schön getrennt voneinander in kleinen Gruppen. Die »Zeremonie« ist vorüber, aber keiner geht nach Hause, auch diejenigen nicht, die gar nicht zum obligatorischen Leichenschmaus gebeten wurden. Es wird allerhand gemunkelt: »Also, wenn du meine Meinung hören willst, da ist etwas faul an der Sache!«. »Ja, das glaube ich auch, die vertuschen etwas!«
    »Das kann man ja machen, wenn man mit der Polizei befreundet ist, zweimal ist einmal zu viel!«
     
    Raymond, der Dorfpolizist, steht noch zusammen mit den Eltern vor dem Grab und er versucht jetzt, sie behutsam davon wegzuführen, bevor die Totengräber die geöffnete kleine Gruft mit beiden Särgen wieder zumauern — ja, mit beiden Särgen: »Kommt, alle warten schon auf euch.«
    »Raymond, ich muß unbedingt mit dir reden!«
    »Ich bleibe bei euch, solange du willst.«
    »Das meine ich nicht! Ich muß dir etwas erzählen.«
     
    Der Gendarm wundert sich über den harten Ton des Vaters, der eben noch völlig gebrochen war — und er wundert sich noch mehr über die erschrocken aufgerissenen Augen der Mutter. Haben die Dorfleute doch recht, wenn sie behaupten, es ginge hier nicht mit rechten Dingen zu?
    »Komm heute abend zu uns, Raymond, dann erzähle ich dir die ganze Geschichte. Vielleicht kannst du mir helfen, die Wahrheit herauszufinden. Ich halte es nicht mehr aus, es ist zu viel geschehen. Ich muß endlich wissen, was aus den anderen geworden ist!«
    Am Spätnachmittag, gleich nach Dienstschluß, geht Raymond schnell zu dem Haus der Familie Nieto. Er kennt die tragische Geschichte, aber wozu hat man Freunde, wenn sie an einem solchen Tag nicht zuhören können. Nur ein kleiner Satz machte vorhin den Polizisten stutzig: was aus den anderen geworden ist ! Aus welchen anderen? »Ach,

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