Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie

Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie

Titel: Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Dinner
Vom Netzwerk:
heißt die erkrankte Person umstimmen oder sie gar von der Depression befreien zu müssen. Man würde sich eine unlösbare Aufgabe aufbürden und damit die Kraft und Geduld verlieren, die man zur Begleitung Depressiver benötigt. Die Therapie darf ganz klar in die Hände der dafür ausgebildeten Ärzte, Psychiater und Psychologen delegiert werden.
    •    Angehörige dürfen ihr eigenes Wohlbefinden nicht vernachlässigen: Die Not depressiver Menschen kann die Mitmenschen erheblich inMitleidenschaft ziehen, und davor gilt es sich zu schützen, geht es doch darum, selber nicht auch depressiv abzugleiten. Wenn man sich erschöpft fühlt, so soll man es dem depressiven Partner mitteilen und vielleicht sein eigenes Beziehungsnetz verstärkt pflegen, um selber wieder Kraft schöpfen zu können. Übermäßige Bemühungen und langes Anhören von Klagen können Angehörige sonst überfordern. Ganz grundsätzlich bringt eine Selbstaufopferung in der Begleitung kranker Menschen mehr Schaden als Nutzen. Wenn man somit merkt, dass man sich als Freund, Angehöriger oder Partner (siehe Frage 71 ) in der Begleitung einer depressiven Person immer wieder an Belastungsgrenzen bewegt, so empfiehlt es sich zur eigenen Entlastung, sich mit einem Arzt oder Psychotherapeuten zu besprechen.
    •    Depressive können ihre Stimmung nicht verändern, …: Depressive können sich zu nichts aufraffen, keine Entscheidungen fällen und sind auch nicht in der Lage, sich an etwas zu freuen oder sich von ihren pessimistischen Gedanken zu befreien. Da sie dies ganz einfach nicht können, muss man sie nicht aktiv umzustimmen versuchen, vor allem nicht mit hartnäckig vorgebrachten Argumenten. Wenn man einen Depressiven auffordert, sich doch zusammenzureißen, dann kriegt er noch zusätzliche Schuldgefühle, weil er es nicht kann. Wenn man ihm Mut zuspricht, so hilft es nichts, und wenn man ihn darauf hinweist, wie schön die Natur doch sei, und dann noch aufmuntert, sich daran zu freuen, so wird er nur noch deprimierter, weil er merkt, wie er sich an gar nichts mehr freuen kann. Man soll auch nicht vorgeben, einen Depressiven zu verstehen, denn er weiß selber genau, dass sein Erleben nicht verstanden werden kann. Es ist schwer zu ertragen, dass der Depressive die Bemühungen seiner Umgebung nicht anerkennt und gutgemeinte Ratschläge nicht befolgt, nicht einmal Zuneigung erwidert und Dankbarkeit zeigt, doch kann er nicht anders, denn er ist krank.
    •   … aber Ablenkung bringt Entlastung: Eine Depression lässt sich nicht mit rationalen Überlegungen bekämpfen, aber man kann mit allenmöglichen kleinen und größeren Betätigungen Ablenkung suchen. Körperliche Aktivitäten, die außerhalb von Routinetätigkeiten angesiedelt sind und eine gezielte Bewegungskoordination erfordern, eignen sich besonders gut zur Ablenkung von depressiven Gedanken (siehe Frage 98 ) . Solche Aktivitäten können dem Depressiven Entlastung bringen, aber auch der Begleitperson, die sich auf diese Weise von bedrückenden Hilflosigkeitsempfindungen distanzieren kann.
    •    Begleitung ist nicht Bevormundung: Man soll als Freund oder Angehöriger für den Depressiven so gut es geht erreichbar sein, sich jedoch nicht übertrieben um ihn kümmern, sondern ihm auch Raum lassen für die eigene Gestaltung seines Alltags. Schonung vor Überforderung ist wichtig, doch soll man dem Depressiven nicht alles abnehmen oder im Umgang mit ihm übervorsichtig werden. Dann darf man sich auch eingestehen, dass man bei der Begleitung einer depressiven Person manchmal ungeduldig oder verärgert reagiert, denn das lässt sich kaum vermeiden. Man kann dem depressiv Erkrankten bestätigen, dass er es schwer hat, dass er aber mit Sicherheit wieder aus diesem Zustand herausfinden wird. Wenn es einem Depressiven sehr schlecht geht, dann ist er zwar kaum in der Lage zu glauben, dass es ihm je wieder besser gehen wird, und dennoch kann ihm diese Versicherung gut tun. Man kann den Depressiven dazu anhalten, seine Medikamente regelmäßig einzunehmen und die Therapie aufzusuchen, um sich dort besprechen zu können. Sobald er dann wieder in der Lage ist, sich körperlich zu betätigen, kann man ihn auf Spaziergängen oder bei sonstigen sportlichen Aktivitäten begleiten, weil solche Unternehmungen zu zweit leichter gehen.
    •    Suizidgedanken sollen in jedem Fall an die Therapeuten weitergeleitet werden: Der Suizidgefährdung ist höchste Aufmerksamkeit zu schenken (siehe Frage 23 und 24 )

Weitere Kostenlose Bücher