Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie

kann als Zusatz zu Medikamenten und Gesprächen einen wesentlichen Beitrag an die Genesung leisten.
    Da man sich in der Depression aber oftmals verkriechen möchte und vielleicht kaum in der Lage ist, sich zu einer Betätigung aufzuraffen, kann es hilfreich sein, sich mindestens am Anfang für einen Spaziergang und später für sportliche Aktivitäten mit einer anderen Person zu verabreden. Die Motivation durch eine vertraute Person kann sehr wichtig sein. Sobald man sich zur Aufnahme einer körperlichen Betätigung überwinden kann, hat man nebst Medikamenten und therapeutischen Gesprächen ein zusätzliches Mittel zur Bekämpfung der Depression in der Hand.
    Körperliche Aktivitäten sollten aber insgesamt maßvoll eingesetzt werden, lieber kontinuierlich und regelmäßig als mit übersteigerter Energie (siehe Frage 51 ) .
    Tai Chi, eine in China sehr verbreitete Körperübung mit fließenden Abfolgen tanzförmiger Bewegungen, soll sich Untersuchungen zufolge zur Vorbeugung und Behandlung leichter depressiver Zustände bewährt haben. Tai Chi, das die Befreiung von Spannungen und Konflikten anstrebt, um eine Vervollkommnung in innerem Frieden und Harmonie zu finden, lässt sich ebenso wie andere Formen körperlicher Betätigung vorteilhaft mit psychotherapeutischen und medikamentösen Behandlungen kombinieren.
    Frage 99
Kann man am Alltag etwas ändern, damit eine Depression besser abheilt?
    Wenn ersichtlich wird, dass eine übermäßige psychische Belastung, sei es beruflich, sei es privat, an der Auslösung einer Depression beteiligt ist, dann wird man sich vordringlich überlegen müssen, wie diese Belastung wenn irgend möglich reduziert oder ganz ausgeschaltet werden kann. Im Beruf wie auch im Privatleben kann eine Belastung dann eine Depression auslösen, wenn sie die Form einer dauernden Überforderung annimmt, wenn die Belastung uns so anhaltend und umfassend beeinflusst und beschäftigt, dass wir ihretwegen in entscheidenden Lebensbedürfnissen zu kurz kommen. Zu einer guten Lebensqualität gehören Bestätigung, Anerkennung, Zuwendung, Geborgenheit, Zärtlichkeit, Sexualleben, Entspannung, Abwechslung und anderes mehr, das wir auf Dauer nicht entbehren sollten. Auch wenn man allenfalls sehr gut auf eine medikamentöse antidepressive Behandlung anspricht, so sollte man sich doch überlegen, ob Arbeit und privates Umfeld im Wesentlichen stimmen oder ob nicht für ein erfülltes Leben etwas fehlt.
    Solche Zusammenhänge zwischen einer unbefriedigenden Lebensform und der Entstehung einer Depression sind nicht unbedingt auf Anhieb erkennbar, weil eine Lebensweise oberflächlich besehen beneidenswert glücklich aussehen kann, und es mit wiederkehrenden Unzufriedenheiten und Spannungen eben doch nicht ist. Manchmal behindern auch nicht äußerliche Probleme den Lebensvollzug, sondern innere Hemmungen, auch unbewusste, die mit der Zeit zu Depressionen führen. Wenn wesentliche Bedürfnisse über längere Zeit nicht befriedigt werden, so entstehen sehr wahrscheinlich krankmachende innere Spannungen. Im Gespräch mit Freunden, mittels Lektüre von Büchern und ganz allgemein über die Auseinandersetzung mit dem Leben kann man wichtige Erkenntnisse gewinnen, die zu persönlicher Entfaltung, zu Problemlösungenund Weiterentwicklungen führen. Wenn man aber in einem bestimmten Lebensbereich immer wieder von einem Ausweg nur träumt und sich ohne weiterzukommen gleichsam in einer Sackgasse bewegt, dann kann es sich lohnen, sich zur Analyse und Auflösung äußerer wie innerer Lebensprobleme in eine Psychotherapie zu begeben.
    Frage 100
Wie verhält man sich als Freund oder Angehöriger gegenüber einer depressiven Person?
    •    Angehörige und Freunde können die depressive Person freundschaftlich begleiten, therapieren jedoch sollen die dafür ausgebildeten Therapeuten: Die Begleitung ist eine wichtige, anspruchsvolle und keinesfalls einfache Aufgabe, die Zuwendung, Einfühlung, Geduld und Respekt erfordert, aber auch Abgrenzung. Selbst wenn man weiß, worum es sich bei Depressionen handelt, ist es manchmal schwer zu ertragen, wenn die depressive Person nicht in der Lage ist, aus ihrer Passivität, Teilnahmslosigkeit und pessimistischen Haltung herauszutreten. Eine depressive Person nicht fallen zu lassen, sondern sie in einem Rahmen zu begleiten, in dem man sich selber nicht überfordert, ist eine wertvolle und wichtige Aufgabe. Man soll sich deshalb nicht unter Druck setzen, therapeutisch wirken zu müssen, das