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Der 1. Mord - Roman

Titel: Der 1. Mord - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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lachend. »Der Kerl ist nur richtig glücklich, wenn er jemandem drohen kann, Vergünstigungen zu streichen. Er hat keinen blassen Schimmer , wie herablassend und erniedrigend er sich benimmt.«
    »Cindy ist beim Chronicle «, sagte ich zu Claire. Sie war überrascht. Zwischen der Polizei und der Presse gab es ein undeklariertes Sperrgebiet. Wenn man es als Reporter überwinden wollte, musste man sich das verdienen.
    »Schreibst du deine Memoiren, Kind?«, fragte Claire mich mit vorsichtigem Lächeln.
    »Vielleicht.« Die Kurzversion. Aber da gab’s viel zu erzählen.
    Claires Margarita kam, und wir hoben die Gläser.
    »Auf höhere Gewalten«, lautete mein Trinkspruch.
    Cindy lachte. »Auf aufgeblasene höhere Gewalten, auf Gewalten, die arrogante Arschlöcher sind, und Gewalten, die dich knechten wollen.«
    Claire pflichtete ihr laut lachend bei. Dann stießen wir an, als seien wir alte Freundinnen.
    »Als ich bei der Zeitung angefangen habe«, sagte Cindy und knabberte an einem Hähnchenflügel, »hat einer der älteren Kollegen mir gesagt, der zuständige Redakteur hätte Geburtstag. Ich schicke ihm also per E-mail einen Geburtstagsglückwunsch. Ich dachte, da er mein Chef ist, wäre das eine gute Methode, das Eis zu brechen und ihm vielleicht ein Lächeln zu entlocken.
Später am Tag ruft mich der Kerl zu sich. Ganz höflich und lächelnd. Brauen so buschig wie ein Eichhörnchenschwanz. Er deutet auf den Stuhl ihm gegenüber. Ich setze mich und denke. He, der Typ ist ja ein Mensch wie alle anderen.«
    Claire lächelte. Begeistert leerte ich meinen zweiten Cocktail.
    »Dann kneift der Mistkerl die Augen zusammen und sagt: ›Thomas, in den nächsten anderthalb Stunden brechen sich hier sechzig Reporter einen ab, alles, was in dieser Scheißwelt keinen Sinn ergibt, in vierzig Seiten zu pressen. Aber es ist wirklich aufbauend zu wissen, dass Sie genügend Zeit haben, einen glücklichen kleinen Smiley auf meinen Tag zu kleben, während alle anderen wie wahnsinnig gegen die Zeit kämpfen.‹ Danach hat er mich beauftragt, innerhalb einer Woche den Gewinner eines Aufsatzwettbewerbs von Fünftklässlern herauszusuchen, mit dem Thema: Warum ich einen Tag lang Redakteur sein möchte .«
    Ich lachte so sehr, dass ich mich an meinem Drink verschluckte und husten musste. »Steht unter dem Motto: Keine gute Tat bleibt ungestraft. Was haben Sie gemacht?«
    Cindy grinste. »E-mail an alle in der Abteilung, dass der Chef Geburtstag hatte. Den ganzen Tag lang sind die Idioten leichenblass aus seinem Büro gestürmt.«
    Loretta kam, und wir bestellten unser Essen: Huhn in scharfer Soße, Fajitas und einen großen Salat, den wir uns teilten. Dazu drei Dos Equis. Dann schütteten wir diese teuflisch scharfe Soße aus Jamaika, Toasty Lady, auf unsere Hähnchenflügel und schauten zu, wie Cindys Augen sich beim ersten Feuerstoß verschleierten.
    »Das Aufnahmeritual«, erklärte ich grinsend. »Jetzt gehören Sie zu den Mädels.«
    »Entweder die scharfe Soße oder eine Tätowierung«, fügte Claire mit ernster Miene hinzu.
    Cindy kniff abschätzend die Augen zusammen, dann rollte sie den Ärmel ihres T-Shirts hoch. Zwei kleine Notenschlüssel,
die auf ihrem Schulterblatt eintätowiert waren, kamen zum Vorschein. »Die Kehrseite klassischer Ausbildung«, sagte sie.
    Ich schaute Claire an, dann johlten wir beide vor Begeisterung.
    Claire schob ihr Hemd hoch. Sie wurde ein bisschen rot, als sie uns die Umrisse eines kleinen Schmetterlings dicht unterhalb ihrer üppigen braunen Taille zeigte.
    »Lindsay hat mich eines Tages herausgefordert«, erklärte sie Cindy. »Nachdem du mit diesem Staatsanwalt aus San Jose Schluss gemacht hattest, erinnerst du dich, Schätzchen? Wir sind über Nacht nach Big Sur gefahren, nur wir beide, um etwas Dampf abzulassen. Zurückgekommen sind wir damit.«
    »Und wo ist Ihrs?« Cindy sah mich an.
    »Kann ich nicht zeigen.« Ich schüttelte den Kopf.
    »Los doch!«, protestierte sie. »Raus damit.«
    Seufzend verlagerte ich mein Gewicht auf die linke Pobacke und klatschte auf die rechte. »Ein drei Zentimeter großer Gecko, mit einem wirklich niedlichen Schwänzchen. Wenn mir ein Verdächtiger Schwierigkeiten macht, drücke ich ihn gegen die Wand und warne ihn, dass ich ihm den Gecko so ins Gesicht ramme, dass er ihm so groß vorkommt wie Godzilla.«
    Warmes Schweigen breitete sich aus. Einen Moment lang schienen die Gesichter von David und Melanie Brandt, ja sogar die aplastische Anämie eine Million

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