Der 1. Mord - Roman
Meilen weit entfernt zu sein. Wir amüsierten uns einfach.
Ich spürte, dass etwas passierte, das seit langem nicht geschehen war und das ich verzweifelt brauchte.
Ich fühlte mich mit anderen verbunden.
34
»So, nun sind wir also Freunde. Ich schlage vor, dass wir uns duzen«, erklärte Claire, nachdem wir gegessen hatten. »Wie habt ihr beiden euch eigentlich kennen gelernt? Als Letztes habe ich gehört, dass du nach Napa fahren wolltest wegen irgendwelcher vermisster Flitterwöchner.«
Michael und Becky DeGeorge, die noch vor einem Moment so weit entfernt gewesen waren, kamen mit einem Knall zurück.
Ich hatte ihr so viel zu erzählen, doch der Tag hatte sich fast unmerklich von dem entfernt, was ich geplant hatte. Ich kam mir beinahe hinterhältig vor, weil ich ihr genau berichtete, was sich in Napa abgespielt hatte, ihr jedoch die wichtige Entwicklung in meinem Inneren vorenthielt.
Claire hörte sich alles an und nahm es mit ihrem scharfen Verstand auf. Sie hatte uns bei mehreren Serienmorden beraten, sowohl als führende Gerichtsmedizinerin als auch als Gutachterin.
Eine Idee rollte mir durch den Kopf. In meinem geschwächten Zustand fand ich es nicht gerade verlockend, eine medienintensive Ermittlung in mehrfachen Morden durchzuführen. Meine nächsten Worte jedoch verblüfften sogar mich selbst.
»Wie wär’s, wenn du mir ein bisschen hilfst?«
»Helfen?« Claire blinzelte überrascht. »Wie denn?«
»Der Fall ist im Begriff, uns um die Ohren zu fliegen, Claire«, antwortete ich. »Wenn sich da draußen ein Honeymoon-Mörder herumtreibt, wird das landesweites Aufsehen erregen. Wir sind alle an diesem Fall interessiert. Vielleicht könnten wir uns treffen, so wie heute. Nur wir drei… ganz inoffiziell.«
Claire beäugte mich argwöhnisch. »Du schlägst vor, dass wir auf eigene Faust ermitteln?«
»Wir haben an diesem Tisch die Spitzenkräfte der Gerichtsmedizin, der Mordkommission und sogar der Presse bei Margaritas versammelt.« Je länger ich darüber nachdachte, desto sicherer war ich mir, dass es klappen würde.
Immer wenn sich bei der offiziellen Ermittlung neue Hinweise ergaben, könnten wir uns treffen, unsere Ergebnisse austauschen und die Bürokraten und das politische Halte-dich-bedeckt umgehen. Drei Frauen, denen es einen Heidenspaß machen würde, der männlichen Rechthaberei ein Schnippchen zu schlagen. Am wichtigsten war jedoch, dass wir im Herzen aufrichtiges Mitgefühl für die Opfer empfanden.
Plötzlich erschien mir die Idee so brillant, dass sie leuchtete.
Claire schüttelte ungläubig den Kopf.
»Komm schon«, drängte ich. »Glaubst du nicht, dass es funktioniert? Glaubst du nicht, dass wir gut wären?«
»Das ist es ja gar nicht«, meinte sie. »Es ist nur, ich kenne dich seit zehn Jahren, aber nie - nicht einziges Mal - habe ich gehört, dass du um Hilfe gebeten hast.«
»Dann sei jetzt ruhig überrascht«, entgegnete ich und schaute ihr in die Augen. »Denn jetzt bitte ich dich um Hilfe.«
Ich wollte sie sehen lassen, dass ich sehr bedrückt war, dass ich mir wegen etwas Größerem als diesem Fall Sorgen machte. Dass ich nicht sicher war, damit allein fertig zu werden. Dass ich Hilfe gut gebrauchen konnte. Dass an der Sache mehr dran war.
Langsam begann Claire zu lächeln. »In Margaritas veritas. Ich bin dabei.«
Dankbar strahlte ich sie an. Dann blickte ich zu Cindy hinüber. »Wie steht’s mit dir? Machst du mit?«
»Ich habe keine Ahnung, was Sid Glass dazu sagen würde«, stammelte sie. »Aber - scheiß auf ihn! Ich bin dabei.«
Wir stießen an.
Der Club der Ermittlerinnen war geboren.
35
Tags darauf ging ich direkt nach einer Infusion um acht Uhr ins Büro. Mir war ein bisschen schwindlig. Als erstes überflog ich die Morgenausgabe des Chronicle . Zu meiner Erleichterung stand nichts auf der Titelseite, was irgendwie mit der Vermisstensuche in Napa zu tun hatte. Cindy hatte ihr Wort gehalten.
Ich sah Raleigh aus Roths Büro kommen. Er hatte die Ärmel hochgerollt, sodass man seine kräftigen Unterarme sah. Vorsichtig lächelte er mir zu - ihm war wegen meiner gestrigen Absprache mit Cindy nicht wohl. Mit einem Wink seiner braunen Augen forderte er mich auf, auf den Korridor zu kommen.
»Wir müssen reden«, sagte er, als wir in eine Ecke bei der Treppe traten.
»Hören Sie, Raleigh, es tut mir Leid wegen gestern«, sagte ich. »Aber ich hatte gehofft, uns damit etwas Zeit zu erkaufen.«
Seine dunklen Augen glühten. »Vielleicht sollten Sie mir
Weitere Kostenlose Bücher