Der 1. Mord - Roman
das perfekt erhaltene Überbleibsel seiner letzten Erektion hervor.
Heiße Wut stieg in mir auf. Die DeGeorges waren wirklich fast noch Kinder. Beide Mitte zwanzig, wie die Brandts. Wer war zu einem so scheußlichen Verbrechen fähig?
»Dort drüben können Sie sehen, dass man sie hergeschleift hat«, sagte Hartwig und deutete auf die eingetrockneten verschmierten Blutflecken auf dem Betonboden. Die Spuren führten zu Reifenspuren, die sich in den wenig befahrenen Boden deutlich eingeprägt hatten. Mehrere Männer vom Büro des Sheriffs sperrten die Spuren mit gelbem Band ab.
Raleigh beugte sich hinunter und studierte sie. »Breitfelgen, Vierzehn-Zoll-Reifen. Das Profil ist gut. Ein Geländewagen hätte sechzehn Zoll. Ich schätze, es war ein Luxusschlitten.«
»Ich dachte, Sie wären nur ein Schreibtischbulle«, sagte ich zu ihm.
Er grinste. »Ich habe während des Studiums einen Sommer im Rennstall der NASCAR-Strecke verbracht. Ich kann einen Reifen schneller wechseln als ein Barkeeper einen Zwanzigdollarschein. Ich tippe auf einen Cadillac oder einen Lincoln.« Seine Augen sagten Limousine!
Ich überdachte blitzschnell, was Claire gestern Abend gesagt hatte: Verknüpfe die Verbrechen miteinander .
Es war ungewöhnlich, dass ein Serienmörder die Methode
änderte. Sexualmörder wollen den Opfern möglichst nahe sein: Erwürgen, Schlag auf den Kopf, Messer. Sie wollen spüren, wie ihr Opfer sich wehrt, seinen letzten Atem aushaucht. Sie dringen gern in die Wohnung des Opfers ein. Schießen dagegen war so distanziert, so steril. Es war nicht spannend.
Einen Moment lang fragte ich mich, ob es sich um zwei getrennte Verbrechen handelte. Ein Trittbrettfahrer. Nein, das konnte nicht sein.
Niemand wusste etwas von den Trauringen.
Ich ging zu Becky DeGeorge hinüber, als der Arzt den Leichensack zuzog. Ich blickte ihr in die Augen. Sie hatten sich geliebt. Hatte er sie dazu gezwungen? Hatte er sie überrascht?
Ein abartiger Sexualverbrecher, der seine Methode änderte. Ein Mörder, der Hinweise zurückließ.
Was hatte er hier zurückgelassen?
Was hatten wir übersehen?
37
Frische Luft füllte meine Lunge, als wir ins Freie traten. Chris Raleigh, Hartwig und ich gingen den staubigen Weg hinunter. Unter uns breitete sich das Tal aus. Braungelbe Rebstöcke zu beiden Seiten. Wir schwiegen, noch ganz betäubt von dem Schock.
Unvermittelt schoss mir ein beängstigender Gedanke durch den Kopf. Wir befanden uns hier in über dreihundert Metern Höhe, in totaler Einsamkeit. Irgendetwas passte nicht. »Warum hier, Hartwig?«
»Na, vielleicht, weil es hier so abgelegen ist und nie jemand herkommt.«
»Ich meinte, weshalb gerade hier - ausgerechnet an diesem Ort«, erklärte ich. »Wer kennt diese Kellerei?«
»In diesen Bergen gibt es überall abgelegene Grundstücke. Die Konsortien haben die gesamte Talsohle in Beschlag genommen. Für die Grundstücke hier braucht man mehr als nur Kapital. Sie sind das Ergebnis liebevoller Arbeit. Schauen Sie sich mal die Grundbucheintragungen ein. Dutzende gehen jeden Sommer ein. Jeder in der Gegend kennt solche Orte.«
»Die ersten Morde haben sich in der Stadt ereignet. Trotzdem hat er genau gewusst, wohin er fahren musste. Wem gehört das Grundstück?«
Hartwig schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.«
»Ich würde es an Ihrer Stelle herausfinden. Und ich würde mir auch noch mal ihr Zimmer ansehen. Jemand kannte ihre Pläne genau. Sehen Sie sich ihre Reiseprospekte an, Visitenkarten - vielleicht finden Sie etwas über Mietlimousinen.«
Ich hörte von unten, wie ein großes Fahrzeug die Schotterstraße heraufkletterte. Dann erblickte ich einen weißen Bronco der Gerichtsmedizin von San Francisco. Er hielt an.
Hinter dem Lenkrad saß Claire Washburn. Ich hatte sie hergebeten, in der Hoffnung auf Indizien, welche die beiden Verbrechen miteinander verknüpften.
Claire schüttelte mit ernster Miene den Kopf. »Ich wünschte, sie wären anders gefunden worden. So einen Anruf bekomme ich nie gern.« Sie schob sich angesichts ihrer Körperfülle mit verblüffender Anmut aus dem Wagen. »Ich habe nachher eine Besprechung in der Stadt, aber ich dachte, ich fahre her und schaue mir den Tatort mal an und mache mich mit den Verantwortlichen bekannt.«
Ich stellte Claire Frank Hartwig vor.
»Ihr Gerichtsmediziner ist Bill Toll, nicht wahr?«, fragte sie.
Hartwig musterte sie sichtlich nervös. Erst hatte er mich und Raleigh hier als Berater, aber uns hatte er angefordert. Jetzt kam
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