Der 1. Mord - Roman
Foto der Überwachungskamera aus der Hall of Fame und dann Nicholas Jenks’ Bild.
Sie betrachtete sie und zuckte dann mit den Schultern. »Wissen Sie, was ein Sachverständiger der Verteidigung damit machen würde? Es in der Luft zerreißen. Wenn die Polizei in Cleveland der Meinung ist, damit jemanden überführen zu können, nur zu.«
»Ich will ihn nicht an Cleveland verlieren«, sagte ich.
»Dann kommen Sie wieder, wenn Sie etwas haben, womit ich zu Big Ben gehen kann.«
»Wie wär’s mit einem Durchsuchungsbefehl?«, schlug Raleigh vor. »Vielleicht finden wir heraus, dass eine Flasche von dem Champagner, den er gekauft hat, zu dem passt, den wir am ersten Tatort sichergestellt haben.«
»Ich könnte mit einem Richter sprechen«, meinte Jill. »Es muss irgendeinen geben, der glaubt, Jenks habe die Welt der Literatur genug geschädigt, dass man etwas dagegen unternehmen sollte. Aber ich glaube, das wäre ein Fehler.«
»Warum?«
»Irgendeine billige Crackhure können Sie allein aufgrund eines Verdachts verhaften. Aber wenn Sie Nicholas Jenks festnehmen, müssen Sie ihn schon formell anklagen. Damit lassen
Sie ihn wissen, dass Sie ihm auf den Fersen sind - und dann verbringen Sie mehr Zeit damit, gegen seine Anwälte und die Presse zu kämpfen, als damit, sich um Ihren Fall zu kümmern. Wenn er es ist, haben Sie nur einen einzigen Schuss, um das auszugraben, was Sie brauchen, um ihn zu überführen. Im Augenblick brauchen Sie mehr.«
»Claire hat in ihrem Labor ein Haar vom zweiten Mord, dem an den DeGeorges«, sagte ich. »Wir könnten Jenks zwingen, uns eine Probe seiner Barthaare zu geben.«
Jill schüttelte den Kopf. »Mit dem, was Sie haben, müsste er das freiwillig tun. Ganz zu schweigen davon, was Sie verlieren, falls Sie sich irren.«
»Sie meinen, indem wir die Suche auf ihn konzentrieren?«
»Ich habe das politisch gemeint. Sie kennen doch die Spielregeln, Lindsay.« Sie richtete ihre blauen Augen fest auf mich. Ich sah bereits die Schlagzeilen, die den Fall gegen uns ausschlachteten. Wie bei O. J. Simpson oder Jon Benet Ramsay. In beiden Fällen schien die Polizei fast ebenso vor Gericht zu stehen wie die Angeklagten, die mutmaßlichen Täter.
»Schauen Sie, wenn der Kerl schuldig ist, möchte ich ihn ebenso gern in Stücke reißen wie Sie«, erklärte Jill uns. »Aber Sie haben nur eine unglückliche Vorliebe für einen bestimmten Champagner und eine Augenzeugin nach dem dritten Wodka-Tonic. Cleveland hat wenigstens eine ehemalige Beziehung zu einem der Opfer und damit ein mögliches Motiv, aber bis jetzt reicht das weder hier noch dort für eine Anklage.«
Jill stand auf und strich ihren marineblauen Rock glatt. Dann beugte sie sich über den Schreibtisch. »Hören Sie, ich habe zwei der größten Schlagzeilen-Kandidaten in dieser Goldgräberstadt im Nacken, die jede meiner Bewegungen beobachten. Glauben Sie, der Bezirksstaatsanwalt und der Bürgermeister wollen diesen Fall aufgreifen?« Sie starrte mich an, ohne mit der Wimper zu zucken. »Wie sieht’s mit dem Lackmustest aus: Sind Sie absolut sicher, dass er der Mörder ist, Lindsay?«
Jenks war in alle drei Fälle verstrickt. Ich hörte deutlich die verzweifelte Stimme Christine Koguts. Ich nickte so überzeugend, wie ich konnte. »Ja, er ist der Mörder.«
Sie stand auf und ging um den Schreibtisch herum. »Ich werde Sie dafür bezahlen lassen, wenn mir das hier jede Chance versaut, mit vierzig meine Memoiren gedruckt zu sehen«, sagte sie mit halbem Lächeln.
Durch den Sarkasmus hindurch sah ich ein gewisses Funkeln in Jill Bernhardts Augen, der gleiche entschlossene Blick wie damals, als wir beim Spinning waren. Es traf mich wie ein Donnerschlag.
»Okay, Lindsay, nehmen wir den Fall in Angriff.«
Ich hatte keine Ahnung, was in Jills Innerem vor sich ging. Macht? Der Drang, das Richtige zu tun? Irgendein manischer Leistungszwang? Was auch immer es war, ich glaubte, es war nicht weit entfernt von dem, was stets in mir gebrannt hatte.
Als ich ihr jetzt zuhörte, wie sie knapp und schlüssig vortrug, was wir für eine Verurteilung benötigten, kam mir ein verlockender Gedanke.
Ich überlegte, ob ich sie nicht mit Claire und Cindy zusammenbringen sollte.
71
An einem altmodischen Stahlschreibtisch in den schmuddligen Kellerräumen der Bibliothek des Chronicle ließ Cindy Thomas Artikel aus vier Jahren auf Microfiche durchlaufen. Es war schon spät. Nach zwanzig Uhr. Während sie so mutterseelenallein im Unterbauch des
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