Der 1. Mord - Roman
Gebäudes arbeitete, kam sie sich vor wie eine einsame Ägyptologin, die den
Staub von lange vergrabenen Tafeln mit Hieroglyphen kratzte. Jetzt war ihr klar, warum man diese Räume als die »Gräber« bezeichnete.
Doch sie hatte das Gefühl, auf der richtigen Spur zu sein. Der Staub löste sich von Geheimnissen, und schon bald würde ihr etwas Wichtiges offenbart werden.
Februar… März 1996. Der Film spulte mit hoher Geschwindigkeit ab, nur ein verwischter Schemen.
Ein Prominenter , hatte die Freundin der Braut in Cleveland gesagt. Cindy spulte den Film weiter. So verdiente man sich Storys. Lange Abende und Ellbogen.
Vor ein paar Stunden hatte sie die Public-Relations-Firma Bright Star Media angerufen, für die Kathy Kogut in San Francisco gearbeitet hatte. Die Leute dort hatten erst heute vom Tod der ehemaligen Mitarbeiterin erfahren. Cindy erkundigte sich nach irgendwelchen Dokumentarfilmen, an denen Bright Star möglicherweise beteiligt gewesen war. Sie war enttäuscht, als man ihr mitteilte, dass die Firma nichts mit Filmen zu tun hatte. Kathy hatte das Capitol und den Konzertpalast betreut.
Unbeirrt tippte Cindy den Namen Bright Star in die Datenbank des Chronicle . Dort waren die Themen sämtlicher Artikel und Rezensionen gespeichert, die während der letzten zehn Jahre dort erschienen waren. Zu ihrem Entzücken ergab die Suche mehrere Treffer.
Die Arbeit war äußerst mühsam und entmutigend. Die Artikel deckten einen Zeitraum von über fünf Jahren ab. Das war die Zeit, in der Kathy in San Francisco gewesen war. Jeder Artikel befand sich auf einer anderen Mikrofichekassette.
Immer wieder musste sie Verzeichnisse durchgehen. Drei Eintragungen auf einmal. Nach vier Versuchen reichte ihr die Nachtbibliothekarin das Klemmbrett mit den Worten: »Hier, Thomas, alles gehört Ihnen. Schuften Sie bis zum Umfallen.«
Es war Viertel nach zehn - seit über zwei Stunden hatte sie von niemandem einen Pieps gehört -, als sie endlich auf etwas
Interessantes stieß. Der Eintrag stammte vom 10. Februar 1995. Sparte Kunst heute . HIESIGE BAND SIERRA BRINGT NEUEN FILMHIT.
Cindy überflog den Text und ließ ihn schneller laufen. Pläne für ihr Album, eine Tour durch acht Städte. Zitate vom Leadsänger.
»Sierra wird das Lied morgen Abend bei der Premiere des Films Fadenkreuz vortragen . «
Cindy blieb fast das Herz stehen. Schnell stellte sie den Kunst heute -Artikel des nächsten Tages ein.
Sie nahm den Inhalt mit einem langen Atemzug auf: »… Riesenerfolg im Capitol. Chris Wilcox, der Star, war dort .« Ein Foto mit einer bildhübschen Schauspielerin. »Bright Star… andere Plattenstars.«
Ihre Augen huschten über die drei Begleitfotos. Unter jedem Bild stand in winziger Schrift der Name des Fotografen: Sal Esposito. Eigentum des Chronicle.
Fotos! Cindy sprang von ihrem Stuhl am Mikrofiche-Tisch auf und eilte zwischen den modrigen, drei Meter hohen Stapel gebündelter vergilbter Ausgaben hindurch. Auf der anderen Seite der Gräber war die Leichenhalle der Fotos des Chronicle . Reihen und Reihen unbenutzter Schnappschüsse.
Hier war sie noch nie gewesen und hatte daher keine Ahnung, wie alles geordnet war.
Unheimlich war es hier, vor allem so spät am Abend.
Dann stellte sie fest, dass die Reihen chronologisch geordnet waren. Sie folgte den Schildern am Ende jeder Reihe, bis sie Februar 1995 fand. Ihr Blick glitt über die aufgestapelten Plastikkästen, suchte den, der mit dem Datum ›10. April‹ gekennzeichnet war.
Als sie ihn fand, war er in der obersten Reihe. Wo auch sonst! Sie stieg auf eines der unteren Regalbretter, stellte sich auf die Zehenspitzen und zerrte den Ordner herunter.
Eilig setzte Cindy sich auf den staubigen Boden und blätterte
hektisch die Klarsichthüllen durch. Wie im Traum gelangte sie zu der Hülle, auf der in großen schwarzen Buchstaben stand: Fadenkreuz-Premiere - Esposito. Das war’s!
Es waren vier Kontaktbögen mit Hochglanzfotos in Schwarzweiß. Irgendjemand, wahrscheinlich der Reporter, hatte mit Kugelschreiber unter jedes Foto den Namen der betreffenden Person geschrieben.
Ihre Augen wurden starr, als sie auf das Foto stieß, auf das sie gehofft hatte. Vier Personen prosteten eingehakt in die Kamera. Sie erkannte Kathy Koguts Gesicht von den Fotos, die Lindsay mitgebracht hatte. Rotes, lockiges Haar. Modische Brille mit Intarsien.
Und neben ihr lächelte noch ein Gesicht in die Kamera, das sie kannte. Ihr stockte der Atem. Ihre Finger zitterten, als ihr klar
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