Der 1. Mord - Roman
aufgestellt.
Löwenanteil von Nicholas Jenks.
Meine Brust explodierte. Ich spürte den Zugriff unaussprechlichen, aber unbestreitbaren Rechts. Eine Mission, ein Ziel. Deshalb war ich Polizistin geworden. Für genau diesen Moment.
Ich hob ein Exemplar von Jenks’ Buch auf und betrachtete den rückwärtigen Schutzumschlag. Ja, ich starrte den Mörder der Brautpaare an. Ich war mir ganz sicher. Das verriet mir der Schnitt von Nicholas Jenks’ Gesicht, scharf, wie gemeißelt. Die blauen Augen, kalt und steril, beherrschend.
Und noch etwas.
Der rote Bart mit den grauen Strähnen.
Dritter Teil
Rotbart
70
Jill Bernhardt, die hart gesottene, gewiefte Stellvertretende Bezirksstaatsanwältin, die die »Honeymoon-Morde« bearbeitete, streifte ihre Schuhe ab und zog die Beine auf den Ledersessel hinter ihrem Schreibtisch. Sie heftete ihre scharfen blauen Augen fest auf mein Gesicht.
»Nur, dass wir uns richtig verstehen. Sie glauben, der Honeymoon-Mörder sei Nick Jenks?«, fragte sie.
»Ich bin mir ganz sicher«, antwortete ich.
Jill war dunkelhaarig und auf entwaffnende Weise attraktiv. Lockige pechschwarze Haare umrahmten ihr schmales ovales Gesicht. Sie war erfolgreich, mit vierunddreißig war sie in Bennett Sinclairs Büro auf der Überholspur.
Man brauchte über Jill nur zu wissen, dass sie in ihrem dritten Jahr bei der Staatsanwaltschaft den La-Frade-Fall vertreten hatte, als der alte Partner in der Kanzlei des Bürgermeisters wegen Amtsmissbrauchs, schwerer Korruption und unzulässiger Zeugeneinschüchterung verurteilt wurde. Niemand, der Bezirksstaatsanwalt eingeschlossen, wollte seine oder ihre Karriere torpedieren, indem er einen so einflussreichen Spendenbeschaffer auf die Anklagebank brachte. Jill überführte ihn und schickte ihn für zwanzig Jahre ins Gefängnis. Das brachte ihr eine Beförderung auf den Posten gleich nach Big Ben persönlich ein.
Raleigh und ich legten ihr schrittweise Nicholas Jenks’ Verbindung zu den drei Doppelmorden dar: Der Champagner vom
ersten Tatort, seine Beteiligung an den Sparrow Ridge Vineyards, seine unbeständige Beziehung zur dritten Braut, Kathy Voskuhl.
Jill legte den Kopf zurück und lachte. »Sie wollen diesen Kerl hinter Schloss und Riegel bringen, weil er jemandes Leben durcheinander gebracht hat? Nur zu. Versuchen Sie es beim Examiner . Hier, fürchte ich, brauchen wir Fakten.«
»Wir können ihn mit allen drei Doppelmorden in Verbindung bringen, Jill«, wandte ich ein.
Sie lächelte skeptisch, was so viel bedeutete, wie Tut mir Leid, ein andermal. »Die Champagnerverbindung könnte etwas bringen, wenn Sie ihn festgenagelt hätten. Doch das haben Sie nicht. Die Immobilienpartnerschaft ist ein tot geborenes Kind. Nichts verknüpft ihn direkt mit einem der Verbrechen. Ein Mann wie Nicholas Jenks, ein Promi mit guten Verbindungen - gegen den können Sie nicht einfach ohne stichhaltige Beweise Anklage erheben.«
Seufzend schob sie einen Aktenberg beiseite. »Ihr wollt den großen Fisch fangen, Leute? Dann besorgt euch erst mal eine dickere Angelrute.«
Mir fiel angesichts ihrer unerbittlichen Haltung gegenüber unserem Fall der Unterkiefer herab. »Das ist nicht mein erster Mordfall, Jill.«
Um ihr ausgeprägtes Kinn zeigte sich ein Zug von Entschlossenheit.
»Und das ist nicht gerade mein erster Fall mit Titelseiten-Potenzial.« Dann lächelte sie. »Tut mir Leid. Das ist einer von Bennetts Lieblingsausdrücken. Ich habe offenbar zu viel Zeit unter den Haien verbracht.«
»Wir reden von einem mehrfachen Mörder«, sagte Raleigh. Die Frustration in seinen Augen war immer deutlicher zu erkennen.
Jill zeigte diesen unerbittlichen Beweise-es-mir-Widerstand. Ich hatte mit ihr schon zweimal bei Mordfällen zusammengearbeitet
und wusste, wie unermüdlich und gut vorbereitet sie war, wenn sie vor Gericht ging. Einmal hatte sie mich eingeladen, mit ihr zum Spinning zu gehen, als ich Zeugin war. Nach dreißig grässlichen Minuten gab ich schweißgebadet auf, während Jill ohne Pause ihr irres Tempo für die vollen fünfundvierzig Minuten beibehielt. Zwei Jahre nach dem Jurastudium in Stanford hatte sie einen aufstrebenden jüngeren Partner in einer der Spitzenfirmen der Stadt geheiratet. Mit einem großem Satz hatte sie eine ganze Abteilung karrieresüchtiger Staatsanwälte hinter sich gelassen und war zur rechten Hand des Distriktstaatsanwalts geworden. In einer Stadt von Erfolgsmenschen war Jill die Sorte Frau, der einfach alles gelang.
Ich reichte ihr das
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