Der 1. Mord - Roman
machte mich wahnsinnig. Ich musste etwas sagen. »Warum hast du mich herbestellt, Chris?«
»Jenks«, antwortete er. »Ich habe dir noch nicht alles gesagt. Wir haben ihn in Sacramento auf Waffen überprüft.« In seinen Augen blitzte es. »Er hat mehrere registriert. Ein Browning-Jagdgewehr, Kaliber zweiundzwanzig, ein Renfield, dreißigdreißig. Eine Remington, vierzigfünf.«
Er führte mich aufs Glatteis. Ich spürte, dass er auf eine Goldmine gestoßen war.
»Und dann noch eine Glock Special, Lindsay. Modell neunzehnneunzig. Neun Millimeter .«
Dieser Fakt schoss mir heiß durch die Adern.
Chris wurde ernst. »Er hat die passende Waffe, Lindsay. Wir müssen sie finden.«
Ich ballte eine Faust und schlug damit Chris triumphierend auf den Arm. Meine Gedanken überschlugen sich. Sparrow Ridge, die Telefonate, und jetzt die Glock Special. Das alles waren nur Indizien, aber sie passten.
»Was machst du morgen, Chris?«, fragte ich und lächelte.
»Bin völlig frei. Warum?«
»Ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir mal von Angesicht zu Angesicht mit diesem Kerl reden.«
75
Hoch auf den Klippen über der Golden Gate Bridge stand Nummer 20 El Camino del Mar, eine Villa im spanischen Stil mit einem Eisentor, das die mit Terrakotta gepflasterte Einfahrt schützte.
Hier wohnte Rotbart - Nicholas Jenks.
Jenks’ Heim war ein großzügig gebauter Bungalow, umgeben von sorgfältig gestutzten Hecken und blühenden Azaleen. In der kreisförmigen Einfahrt stand eine große Eisenstatue: Boteros Madonna und Kind .
»Offenbar bringen Romane viel ein.« Raleigh pfiff, als wir zur Vordertür gingen. Wir hatten mit Jenks’ persönlichem Assistenten einen Termin für mittags vereinbart. Sam Roth hatte mich gewarnt, ihn nicht zu hart anzufassen.
Eine freundliche Haushälterin begrüßte uns an der Tür und führte uns in einen geräumigen Wohnraum, dessen Vorderseite verglast war. Dann teilte sie uns mit, dass Mr. Jenks gleich kommen würde. Der Raum schien direkt aus einer Designer-Zeitschrift
zu stammen: Jacquardtapete, asiatische Sessel, ein Couchtisch aus Mahagoni, Regale mit Fotografien und Erinnerungsstücken. Direkt davor lag eine Terrasse, von der aus man auf den Pazifik blickte.
Ich hatte mein ganzes Leben in San Francisco verbracht, doch ich hatte nicht gewusst, dass man jeden Abend zu Hause eine so fantastische Aussicht haben konnte.
Während wir warteten, betrachtete ich die Fotos, die auf einem Seitentisch standen. Jenks mit einer Reihe bekannter Gesichter: Michael Douglas, der Geschäftsführer von Disney, Bill Walsh, der Footballspieler. Andere mit einer attraktiven Frau, wahrscheinlich seine neue Frau - strahlend, lächelnd, mit rötlich blondem Haar - an verschiedenen exotischen Orten, an Stränden, beim Skilaufen, auf einer Insel im Mittelmeer.
In einem Silberrahmen war ein großes Bild der beiden im Zentrum einer riesigen Rotunde, unter der Kuppel des Palace of Fine Arts. Es war ihr Hochzeitsfoto.
In diesem Moment trat Nicholas Jenks ein. Ich erkannte ihn auf Anhieb von den Fotos.
Er war schmächtiger, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Sportlich, gut gebaut, nicht größer als einsfünfundsiebzig. Er trug ein weißes Hemd mit offenem Kragen über abgetragenen Jeans. Meine Augen wurden sofort von seinem rötlichen Bart mit den grauen Strähnen angezogen.
Rotbart, ich freue mich, dich endlich zu treffen.
»Tut mir Leid, dass ich Sie habe warten lassen«, sagte er mit fröhlichem Lächeln. »Aber ich werde sauer, wenn ich meine morgendlichen Seiten nicht schaffe.« Er streckte uns die Hand entgegen. Dabei sah er, dass ich immer noch das Hochzeitsfoto in der Hand hielt. »Ein bisschen Kulisse, wie in Die Hochzeit des Figaro , nicht wahr? Mir wäre ja eine kleine Zeremonie lieber gewesen, aber Chessy sagte, wenn sie mich in einen Smoking zwingen könnte, würde sie niemals an meiner Zuneigung zu ihr zweifeln.«
Ich war nicht daran interessiert, mich von diesem Mann bezaubern zu lassen, doch er war charmant und hatte alles sofort unter Kontrolle. Ich konnte sehen, was Frauen an ihm attraktiv finden mochten. Er deutete auf die Couch.
»Wir haben gehofft, Ihnen ein paar Fragen stellen zu dürfen«, sagte ich.
»Wegen der Morde an den Brautpaaren - mein Assistent hat es mir schon erzählt. Wahnsinnig… entsetzlich. Aber diese Handlungen, so unglaublich verzweifelt, schreien doch nach einem winzigen Quäntchen Mitgefühl.«
»Für die Opfer«, sagte ich und stellte sein Hochzeitsfoto zurück auf
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