Der 1. Mord - Roman
sie ihm. Mehrere Telefonnummern waren markiert. »Ist das Ihre Privatnummer?«
Jenks hielt das Blatt hoch. Seine Augen verengten sich. »Ja.«
»Sie hat Sie angerufen, Mr. Jenks. Dreimal, noch in den letzten Wochen. Einmal… hier , ich habe es für Sie mit einem Kreis versehen… dauerte das Gespräch zwölf Minuten, vorige Woche. Drei Tage bevor sie geheiratet hat und dann ermordet wurde.«
Jenks nahm das Foto wieder zur Hand. Diesmal war er anders: ernst, fast reumütig. »Die Wahrheit ist, Inspector, dass es mir unendlich Leid getan hat, als ich gehört habe, was geschehen ist. Im letzten Monat schien sie so voll Hoffnung zu sein, so voller Erwartung. Es war falsch von mir, Sie zu täuschen. Es war dumm. Ich habe Kathy gekannt. Ich habe sie an dem Abend kennen gelernt, als dieses Foto gemacht wurde. Manchmal sind meine Fans ziemlich leicht zu beeindrucken. Und attraktiv. Und manchmal bin auch ich, das muss ich leider gestehen, ein leicht zu beeindruckender Mann.«
Am liebsten wäre ich über den Tisch gesprungen und hätte Nichols Jenks das leicht zu beeindruckende Gesicht in Fetzen gerissen. Ich war mir sicher, dass er für sechs grässliche Morde verantwortlich war. Jetzt verhöhnte er uns und die Opfer. Verdammtes Schwein!
»Sie geben also zu, dass Sie eine Beziehung mit dieser Frau hatten«, sagte Raleigh.
»Nicht so, wie Sie mir unterstellen.« Jenks seufzte. »Kathy war eine Frau, die hoffte, ihre vagen künstlerischen Bestrebungen durch eine Bekanntschaft mit jemandem, der schöpferisch tätig war, zu verwirklichen. Sie wollte selbst schreiben. Es ist nicht gerade Gehirnchirurgie, aber ich nehme an, wenn es so verdammt leicht wäre, hätten wir alle ein Buch auf der Bestsellerliste.«
Keiner von uns reagierte darauf.
»Wir haben uns unterhalten, uns im Lauf der Jahre auch ein paar Mal getroffen, aber weiter ist es nie gegangen. Das ist die Wahrheit.«
»So eine Art Mentor?«, meinte Raleigh.
»Ja, das ist richtig. Eine gute Wortwahl.«
Ich vermochte mich nicht länger zu beherrschen. »Haben Sie vielleicht rein zufällig am vergangenen Samstag in Cleveland für Kathy den Mentor gespielt, als sie ermordet wurde, Mr. Jenks?«
Jenks zuckte mit keiner Wimper. »Es hätte sein können, Inspector, wäre ich dort gewesen. Ich war nicht dort.«
»Wo waren Sie am vergangenen Samstagabend?«
»Verstehe ich Sie richtig?«, sagte er eisig. »Wollen Sie behaupten, ich sei ein Verdächtiger für diese Verbrechen?«
»Kathy Kogut hat geredet, Mr. Jenks.« Ich funkelte ihn wütend an. »Mit ihrer Schwester. Mir ihren Freundinnen. Wir wissen, wie Sie sie behandelt haben. Wir wissen, dass sie San Francisco verlassen hat, um Ihrer Dominanz zu entfliehen. Wir wissen, dass diese Beziehung bis zum Abend ihrer Hochzeit bestanden hat.«
Ich ließ Jenks nicht aus den Augen. Im Zimmer gab es nichts außer mir und ihm.
»Ich war nicht in Cleveland«, erklärte er. »Ich habe den Abend hier verbracht.«
Ich zählte ihm sämtliche Indizien auf. Von der Flasche Clos du Mesnil im Hyatt bis zu seiner Beteiligung an dem Immobilien-Fond, dem Sparrow Crest Vineyards gehörte, ferner die Tatsache, dass zwei der Doppelmorde mit Neun-Millimeter-Waffen begangen wurden, und dass er eine solche besaß.
Er lachte mich aus. »Ich hoffe, Sie gründen Ihre Verdächtigungen nicht darauf. Den Champagner habe ich vor Jahren gekauft.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht einmal, wo er ist. Wahrscheinlich in unserem Landhaus in Montana.«
»Ich nehme doch an, dass Sie das feststellen könnten«, sagte
Raleigh und erklärte, dass es ein Zeichen unseres Respekts sei, dass wir ihn bäten, ihn uns freiwillig auszuhändigen.
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, uns eine Haarprobe Ihres Bartes zu überlassen?«, fragte ich.
» Was? « Er begegnete meinem Blick mit offenem Hohn. Ich konnte mir vorstellen, dass Melanie Brandt diesen Blick gesehen hatte, als er auf sie losgegangen war. Und Kathy Kogut, als er auf ihren Kopf gezielt hatte.
»Ich glaube, dieses faszinierende Gespräch ist jetzt zu Ende«, sagte Nicholas Jenks. Dann streckte er die Hände aus. »Es sei denn, Sie wollen mich festnehmen. Mein Lunch wartet.«
Ich nickte. »Wir werden der Sache nachgehen müssen. Wegen Ihres Alibis und wegen der Waffe.«
»Selbstverständlich«, sagte Jenks und erhob sich. »Und sollten Sie noch weitere Informationen brauchen, können Sie sich jederzeit an meinen Anwalt wenden.«
Ich legte das Foto zurück in den Ordner, dann standen
Weitere Kostenlose Bücher