Der 1. Mord - Roman
und schüttelten den Kopf. »Wir sind so eine Art Club weiblicher Sherlock Holmes auf Mörderjagd«, sagte ich.
»Lindsay hat uns eingeschworen«, sagte Claire.
»Die Margarita-Soko? Das klingt gut«, meinte Jill begeistert.
»Böse Biester«, schlug Claire lachend vor.
»Eines Tages haben wir alle das Sagen«, meinte Cindy.
»Mordsweiber«, lautete ihr Vorschlag. »Das sind wir, und das tun wir.«
Wir blickten uns an. Wir waren kluge, attraktive Frauen, die sich nichts gefallen ließen. Wir würden das Sagen haben - eines Tages.
Die Kellnerin brachte unsere Drinks. Wir hoben vier Gläser und prosteten uns gegenseitig zu. »Auf uns!«
74
Auf dem Heimweg war ich richtig froh, dass ich Jill in die Gruppe gebracht hatte, doch es dauerte nicht lange, bis sich der Gedanke einschlich, dass ich immer noch etwas vor meinen Freunden geheim hielt.
Mein Piepser meldete sich.
»Was machst du gerade?«, fragte Raleigh, als ich ihn zurückrief.
»Ich war auf dem Heimweg. Total fertig .«
»Hast du Lust, dich ein bisschen zu unterhalten? Ich bin im Mahoney’s.« Das Mahoney’s war eine schummrige, stets gut besuchte Bar in der Nähe der Halle, wo üblicherweise Polizisten in ihrer Freizeit hingingen.
»Ich habe schon gegessen«, sagte ich.
»Komm trotzdem. Es geht um den Fall.«
Ich war nur wenige Minuten entfernt. Das Mahoney’s war auf der Brannan Street. Um zur Potrero Street zu gelangen, musste ich direkt vorbeifahren.
Ich stellte fest, dass ich wieder nervös war. Ich hatte Angst, dass wir uns nicht mehr an die offiziellen Regeln hielten, die besagten, dass Partner sich nicht auf eine Beziehung einlassen
durften. Und Menschen, deren Leben langsam verebbte, auch nicht. Mir war bewusst, dass alles möglich war, wenn ich die Dinge laufen lassen würde. Zwischen Chris Raleigh und mir war mehr, keine flüchtige Beziehung, bei der man eine Nacht miteinander verbrachte und am nächsten Tag alles ganz rational verdrängen konnte. So sehr ich ihn auch begehrte, ich musste mich zurückhalten. Ich hatte Angst, mich gehen zu lassen, ihm alles zu erzählen und ihn hineinzuziehen.
Ich war erleichtert, als ich sah, dass Raleigh vor der Bar auf mich wartete. Er kam zum Auto. Unwillkürlich stellte ich fest, dass er verdammt gut aussah - wie immer.
»Danke, dass ich nicht reingehen muss«, sagte ich.
Er beugte sich zum offenen Fenster herab. »Ich habe Nicholas Jenks mal unter die Lupe genommen«, sagte er.
»Und?«
»Der Kerl ist achtundvierzig, hat Jura studiert, aber das Studium nicht abgeschlossen. Hat schon im ersten Jahr angefangen, Romane zu schreiben. Die ersten beiden Bücher waren Ladenhüter. Dann kam dieser abartige Thriller Fadenkreuz und wurde ein Hit. Danach hat er die Juristerei endgültig an den Nagel gehängt.«
»Klingt wie eine gute Karriereentscheidung«, sagte ich und schob mir das Haar aus dem Gesicht.
»Da gibt es noch etwas, das du wissen solltest. Vor über fünf Jahren wurde die Polizei in sein Haus gerufen, wegen Ehestreitigkeiten.«
»Wer hat angerufen?«
»Seine Frau. Seine erste Frau.« Raleigh beugte sich näher herab. »Ich habe den Bericht rausgeholt. Die Polizisten, die hingefahren sind, haben sie als ziemlich schwer verletzt beschrieben. Zusammengeschlagen. Blutergüsse an den Armen und im Gesicht.«
Blitzartig kam mir ein Gedanke. Merrill Shortleys Worte über Kathys Geliebten. Er liebte abartige Sexspiele .
»Hat seine Frau Anzeige erstattet?«
Chris schüttelte den Kopf. »Nein, sie hat nichts unternommen. Seitdem ist er ganz groß rausgekommen. Sechs Bestseller. Filme, Fernsehen. Und eine neue Frau.«
»Das heißt, es gibt eine Verflossene, die vielleicht bereit ist, zu reden.«
Er machte ein zufriedenes Gesicht. »So, darf ich dich jetzt zum Essen einladen, Lindsay?«
Eine heiße Schweißperle brannte sich langsam einen Pfad über meinen Nacken. Ich wusste nicht, ob ich aussteigen oder sitzen bleiben sollte. »Chris, ich habe schon gegessen. Hatte eine Verabredung.«
»Jacobi?« Er grinste. Bei diesem Lächeln schmolz ich wie immer dahin.
»Eine Art Frauengruppe. Wir treffen uns einmal im Monat. Reden über unser Leben. Du weißt schon, Probleme mit der Kinderfrau, persönliche Fitnesstrainer, Landhäuser, Affären und solche Sachen.«
»Kenne ich jemanden davon?« Raleigh lächelte.
»Vielleicht mache ich dich eines Tages mit ihnen bekannt.«
Wir rührten uns nicht. Das Blut pochte in meiner Brust. Die Haare auf Raleighs Unterarm berührten sanft meinen Arm. Es
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