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Der 13. Brief

Titel: Der 13. Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Klassen
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gemacht?«
    Purer Hass glänzte in seinen Augen, als er mir sein Knie zwischen die Beine rammte. Hätte er mich nicht festgehalten, hätte ich mich vor Schmerz gekrümmt.
    Ich merkte, wie meine Kraft nachließ. Diesen Kampf verlor ich … Er würde mich vergewaltigen.
    Wie er Eva vergewaltigt hatte.
    Na los, du Dreckskerl, mach schon!
    Wenn du fertig bist, bringe ich dich um! Dann ist die Pause zu Ende, irgendjemand wird die Tür aufmachen und genau dann bringe ich dich um!
    Ich hatte mir schon hundertmal vorgestellt, wie es war, jemanden zu töten, mir überlegt, wie es klappen konnte. Jedes Mal, wenn mich mein Vater grün und blau geprügelt hatte.
    Ich hatte nur den Füller als Waffe, aber das würde reichen. Ich kannte die Stelle, die ich treffen musste, ich hatte oft genug draufgestarrt, bevor mich der Schlag ins Gesicht zur Seite geschleudert hatte.
    Ich fühlte Ahrends Glied hart zwischen meinen Beinen.
    »Ich bringe dich um«, versprach ich ihm.
    Leise klackte das Schloss der Tür.
    Ahrend fuhr hoch.
    Plötzlich war sein Gewicht von meinen Lungen verschwunden, für eine Sekunde lockerte sich sein Griff. Ich riss meine Hand los und stieß mit aller Kraft zu.
    Die scharfkantige Feder meines Füllers rammte sich an der Stelle in Ahrends Körper, an der der Hals in den Nacken überging. Ich wusste, ich hatte getroffen.
    Ich hatte den Faszienschlauch durchtrennt, der die lebenswichtigen Gefäße an dieser Stelle schützen sollte, wo sie gefährlich dicht unter der Haut lagen.
    Warmes Blut strömte über meine Finger meinen Arm hinunter und ließ den Federhalter glitschig werden. Ohne einen Laut brach Ahrend über mir zusammen, sein schwerer Körper sackte auf mich herab.
    Den Federhalter noch immer in die Wunde gepresst, stieß ich Ahrend von mir herunter. Mit einem dumpfen Poltern fiel er neben dem Tisch auf den Boden.
    Ich blieb liegen, wie gelähmt. Starrte in das flimmernde Licht der Neonröhren an der Decke.
    Meine Arme begannen zu zittern.
    Meine Beine auch.
    Vorsichtig löste Danner den Federhalter aus meinen verkrampften Fingern.
    Jetzt zitterte ich am ganzen Körper, ohne dass ich etwas dagegen unternehmen konnte.
    »Kannst du mich hören?«, fragte Danner, während er an meinem Hals nach meinem Puls suchte.
    Ich versuchte zu nicken, aber ich konnte die Bewegung nicht steuern.
    »Okay«, sagte Danner trotzdem. »Denkst du, du kannst dich hinsetzen?« Er griff mir unter die Achseln und zog mich hoch.
    Mir wurde bewusst, dass ich beinahe nackt war. Ich versuchte, meinen Pulli herunterzuziehen, aber alles klebte von Ahrends Blut. Mit der Hand drückte ich mein Knie auf den Tisch, um es am Beben zu hindern.
    Danner packte mich an den Schultern und zog mich an sich, ohne auf das ganze Blut zu achten. Er hielt mich fest und schaukelte mich beruhigend hin und her.
    Ich merkte, dass mir die Tränen über die Wangen liefen.
    »Hat er –?«, fragte Danner, ohne mich loszulassen.
    Ich versuchte, Nein zu sagen, aber meine Stimme wollte mir nicht gehorchen.
    Ich schüttelte den Kopf.

47.
    Der Krankenwagen brauchte fünf Minuten, der Notarzt sechseinhalb. Staschek schaffte es in sieben. Er starrte mich entsetzt an, während mir ein schmächtiger Rettungsassistent eine Blutdruckmanschette um den Oberarm schnallte. Vier Uniformierte standen ratlos hinter Staschek, weil er sich nicht rührte.
    Eine übermüdete junge Ärztin mit kurzem, rotem Haar und Brille drehte vorsichtig meine Hände hin und her und sprach dabei in ein Diktiergerät. Meine Handgelenke hatten sich bereits dunkelblau gefärbt.
    »Ich glaube, sie ist okay«, hörte ich Danner behutsam zu Staschek sagen.
    »Okay? Hast du gerade okay gesagt?« Stascheks Stimme drohte überzukippen. Sein Blick fiel auf Danners blutverschmierte Arme. »Was zum Teufel war hier los?«
    »Als ich reinkam, war Ahrend gerade dabei, Lila zu vergewaltigen.«
    »Und du hast –?«
    Danner schüttelte den Kopf.
    Es dauerte einen Augenblick, bis Staschek mich ansah. Als unsere Blicke sich trafen, wusste ich, dass er begriffen hatte.
    Scheiße, ja, ich hatte das Arschloch umgebracht! Ich hatte gewusst, wie es ging, ich hatte beschlossen, es zu tun, und dann hatte ich ihn umgebracht!
    Ich war eine Mörderin.
    Ich musste mich räuspern, bevor ich sprechen konnte.
    »Er hat Eva vergewaltigt«, berichtete ich dann. »Eva wollte es Lena erzählen, sie hat ihr einen Brief geschrieben. Aber Jendrick Haberland hat den Brief geklaut, wahrscheinlich kurz vor ihrem Tod. Dann haben Dominik und

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