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Der 13. Brief

Titel: Der 13. Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Klassen
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Orkan Eva aufgelauert und sie ist in Panik aus dem Fenster gesprungen, ohne Lena den Brief gegeben zu haben. Jendrick hatte nichts Besseres zu tun, als Ahrend damit zu erpressen, und der hat ihn aufgehängt. Ich schätze, Ahrend hat Evas Brief gefunden und vernichtet, denn sonst wäre man ja bei der Durchsuchung von Jendricks Zimmer darauf gestoßen. Ahrend hat Jendricks Abschiedsbrief geschrieben, ich habe seine Schrift vorhin auf Franzis Vokabeltest wiedererkannt.«
    »Legen Sie sich hin!«, befahl mir die Ärztin. »Sie haben einen Schock. Wir bringen Sie ins Krankenhaus, wir werden noch ein paar Aufnahmen machen, um innere Verletzungen auszuschließen.«
    Ich gehorchte widerwillig.
    »Dann muss ich wohl versuchen, das alles irgendwie Ahrends Witwe zu erklären«, murmelte Staschek müde.
    Ich horchte auf. Natürlich! Ahrends Frau!
    Jemand musste sie benachrichtigen.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie in Tränen ausbrechen würde.
    »Ich komme mit!« Ich setzte mich wieder auf.
    »Sie kommen ins Krankenhaus«, korrigierte mich die übermüdete Ärztin, griff meine Schulter und hätte mich um ein Haar umgeworfen.
    Wütend funkelte ich sie an und sie ließ meine Schulter schnell wieder los.
    »Vergiss es, Lila«, pflichtete Staschek ihr bei. »Du gehörst in ein Bett. Hast du überhaupt mitgekriegt, was dir gerade passiert ist?«
    »Mein Gott, Lenny, ich lebe noch!«, fuhr ich ihn an und versuchte aufzustehen. »Ben!«
    Doch Danner schwieg. An seiner ausdruckslosen Miene erkannte ich, dass er mich ebenfalls nicht mitnehmen wollte.
    »Hast du Angst, ich könnte wieder im Weg stehen?«, erkundigte ich mich gereizt.
    Er antwortete nicht gleich.
    »Du solltest vorher duschen«, sagte er endlich.
    Na also!
    »Aber …!«, wollte die Ärztin protestieren.
    »Haben Sie ihre Verletzungen aufgenommen?«, unterbrach Danner sie.
    Sie nickte.
    »Gut, Sie werden nämlich eine Aussage machen müssen. Also verschlampen Sie nichts.«
    In der Umkleidekabine der Sporthalle stellte ich die Dusche kochend heiß. Ich spülte Ahrends Blut von meinen Armen, meinem Hals, meinen Haaren und sah zu, wie das rötlich verfärbte Wasser über meine nackten Oberschenkel und die grauen Bodenfliesen floss und schließlich im Ausguss verschwand.
    Ich trug meine Sportsachen und keine Unterwäsche und auch Danner hatte seine Sportklamotten an, als wir mit Staschek zusammen an der Haustür der Ahrends klingelten.
    Uns öffnete der dürre Arzt mit der schlechten Haltung, Ahrends Freund, dieser Dr. Darmierzel. »Ja, bitte?«
    Staschek zückte seinen Dienstausweis: »Staschek, Kripo Bochum. Ist Frau Ahrend da?«
    Darmierzel schüttelte den Kopf: »Tut mir leid, Frau Ahrend ist nach wie vor nicht vernehmungsfähig.«
    »Es geht nicht um eine Vernehmung.«
    »Dann haben Sie erst recht keine Befugnis, sie zu sprechen!«
    Staschek ballte die Fäuste: »Ich habe noch ganz andere Befugnisse! Wenn Sie uns nicht sofort reinlassen, verhafte ich Frau Ahrend wegen Beihilfe zu verschiedenen Straftaten und lasse sie aufs Revier bringen. Und es ist mir scheißegal, wie sich das auf ihre Vernehmungsfähigkeit auswirkt!«
    Nun doch verunsichert, trat Darmierzel zur Seite. »Sie ist oben in ihrem Zimmer.«
    Der Arzt folgte uns zur Treppe, doch Danner hielt ihn zurück. »Ich glaube nicht, dass wir Ihre Hilfe brauchen, Doc.«
    »Regen Sie sie nicht auf«, warnte Darmierzel. »Rufen Sie mich, wenn sie nervös wirkt! Frau Ahrend neigt zu Wahnvorstellungen, wenn sie die Beruhigungsmittel nicht genommen hat.«
    Ich fragte mich, wie viel von dem, was der Dünne als Wahnvorstellungen bezeichnete, wirklich welche waren.
    Christa Ahrend saß in ihrem Bett, als wir das Zimmer betraten. Das Kopfende war aufgerichtet.
    Ihr schmales, weißes Gesicht verschwand zwischen ihrem struppigen, dunklen Haar und den dicken Federkissen. Im Fernseher auf dem Tischchen neben dem Fußende lief irgendeine Nachmittagstalkshow. Der Ton war zu laut und Christa Ahrend starrte auf den Bildschirm, ohne wirklich hinzusehen.
    Danner schaltete den Fernseher aus.
    Sie starrte weiter.
    »Frau Ahrend?« Staschek nahm ihre Hand, wohl nicht so sehr, um sie zur Begrüßung zu schütteln, sondern eher, um sich überhaupt bemerkbar zu machen. Ich registrierte, dass sich ihre Schulter ein wenig nach oben bewegte, obwohl die dünnen Finger der Frau wie leblos in Stascheks Hand lagen.
    »Es ist etwas passiert. Ihr Arzt sagt, Sie dürfen sich nicht aufregen, aber so eine Nachricht kann man nicht vorsichtig

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