Der 18 Schluessel
gegen die Tür zu hämmern und forderte Danyal auf, es ihr gleichtun. Schließlich hörte sie von draußen eine Stimme, die sie auf Italienisch ansprach. Eliana antwortete auf Englisch. „Brechen Sie das Auto auf ... wir sind hier eingeschlossen!“
Obwohl der Mann wahrscheinlich nicht verstand, was sie sagte, hörte sie ihn kurz darauf am Schloss der Schiebetür kratzen. Es dauerte einige Minuten, dann wurde die Tür aufgeschoben. Herrlich frische kalte Luft strömte in den Innenraum.
„Grazie ...“, sagte Eliana zu dem verdutzten Mann, der sich wahrscheinlich spätestens jetzt fragte, warum jemand sie und Danyal im Transporter eingeschlossen hatte. Trotzdem ging er einfach zurück zu seinem eigenen Auto. Anscheinend fragte man bei manchen Dingen in Rom lieber nicht weiter nach. Eliana warf einen Blick ins Fahrerhaus des Transporters. Chris saß nicht darin, und sie konnte ihn auch nirgendwo ausmachen. Sie wusste, es war Zeit zu verschwinden. Eliana versuchte sich so gut es ging zu orientieren. Etwa fünfzig Meter vor ihnen erkannte sie die fünf runden Bögen der Engelsbrücke, die sich über den Tiber rechts neben der Straße erstreckte. Auf der linken Seite erhob sich die Engelsburg, einst Mausoleum des Kaisers Hadrian und später Fluchtburg vieler Päpste, zu der eine Steintreppe am Straßenrand hinaufführte. Es dämmerte bereits und hatte angefangen zu schneien – ungewöhnlich für Rom. Allein dies wäre Grund genug für einen Stau gewesen, verursacht wurde er jedoch, wie Eliana jetzt erkannte, durch eine Straßensperre hinter der Brücke, an der jedes Auto kontrolliert wurde. Deshalb hatte Chris also gemacht, dass er davon kam. Ein Mann, der verärgert neben seinem Auto stand und darauf wartete, dass es weiter ging, sprach sie auf Englisch an, da er mitbekommen hatte, dass sie kein Italienisch verstand. „Das vatikanische Gendarmeriekorps Corpo della Gendarmeria zur Bekämpfung von Sabotage und für schnellen Zugriff.“ Eliana konnte erkennen, dass seine Laune auf dem Nullpunkt war. „Anscheinend gab es einen Zwischenfall in der Gemelli-Klinik.“
Sie folgte seinem Blick und atmete tief ein. Er beachtete sie nicht weiter und redete vor sich hin. „Ich frage mich, was für eine Geschichte der Vatikan dem Innenministerium aufgetischt hat, damit keine staatlichen Polizeikräfte eingesetzt werden.“
Eliana flüsterte Danyal zu: „Wir gehen die Treppe hinauf über den Piazza Ponte St Angelo und dann über die Brücke.“
Danyal nickte und sie drängten sich zwischen den wartenden Autos durch. Das wäre in Deutschland kaum möglich gewesen – sie wären sofort aufgefordert worden, gefälligst bei ihrem Wagen zu bleiben. Eliana war glücklich, dass sie Chris los waren, doch sie wusste, dass es weder für sie noch Danyal eine Verbesserung darstellte, wenn sie dafür der vatikanischen Gendarmerie in die Hände fielen. Tatsächlich hatten sich die in blaue Uniformen gekleideten Männer des Vatikans hinter der Brücke postiert und somit die Treppe zur Engelsburg nicht im Auge.Vielleicht lag es aber auch an dem immer dichter werdenden Schneetreiben, dass die Männer halbherzig vorgingen.
Eliana rannte mit Danyal die Treppe hinauf. Die Stufen waren glatt von der dünnen Schneedecke, doch sie achtete nicht darauf. Sie hatte es eilig, fortzukommen, weil sie befürchtete, Chris wäre vielleicht doch noch in der Nähe.
Vom Piazza der Engelsburg gingen sie weiter hinauf auf die Engelsbrücke. Eliana gab sich alle Mühe nicht zu rennen und sich möglichst unauffällig zu geben. Trotz ihrer Angst vor Chris betrachtete sie die wunderschönen Engelsstatuen von Bernini auf ihren Sockeln. Die Engelsbrücke galt als die schönste Brücke Roms, und Eliana fand, dass sie tatsächlich sehr schön war. Die Engel hielten jeweils Symbole der Passionsgeschichte in ihren Händen, vom Kreuz bis zur Dornenkrone, und die gesamte Brücke war für Verkehr gesperrt und nur zu Fuß zu erreichen, nachdem es im fünfzehnten Jahrhundert zu einer Massenpanik gekommen war, bei der über einhundert Menschen starben. Trotz des immer schlechter werdenden Wetters herrschte auf der Brücke noch viel Fußgängerverkehr – genug, um darin unterzutauchen und trotzdem so überschaubar, dass es leicht fiel, sich zu orientieren. Eliana wurde klar, dass sie sich im Augenblick kein besseres Versteck vor der Vatikangendarmerie oder vor Chris hätte aussuchen können. Von hier aus hatte er zudem einen guten Blick auf das Geschehen unter sich. Sie
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