Der 18 Schluessel
fortzuschaffen. Wer vermutete schon ein Mörderkommando von vier Ordensbrüdern in einem Lieferwagen. Dumm von euch ... ihr selbst habt Chris’ amerikanische Herkunft zur Täuschung anderer benutzt . Einer der Brüder öffnete die Schiebetür des Lieferwagens. Dann ging alles sehr schnell – so schnell, dass Eliana zuerst gar nicht begriff, was vor sich ging. Aus der Dunkelheit des Innenraumes schnellte eine Hand vor. Für den Bruchteil einer Sekunde starrte sie in ein kleines schwarze Loch. Es war der Lauf einer Pistole. Mit einer Reaktionsfähigkeit, von der sie nicht wusste, woher sie kam, gelang es Eliana, sich den Armen ihrer Bewacher zu entwinden und auf den Boden zu werfen.
Der Schuss ging nur knapp über ihren Kopf hinweg. Eliana glaubte, ihre Trommelfelle müssten platzen, so laut echote er in der Tiefgarage. Kurz darauf folgte ein zweiter Schuss, ihre beiden Bewacher sackten neben ihr zusammen, während Eliana panisch unter den Lieferwagen kroch, um sich aus der Schusslinie zu bringen. Sie starrte wie betäubt auf die Kopfschusswunden der toten Ordensbrüder. Die Art und Weise, wie die Kugel frontal in die Stirn eingedrungen war, erinnerte sie an jemanden. Sie wusste, wer geschossen hatte.
Chris schwere Schritte stampften über ihrem Kopf durch den Lieferwagen, bevor er hinaussprang, um sich den verbleibenden Ordensbrüdern zu stellen. Eliana sah Danyals nackte Füße zwischen den schwarz beschuhten seiner Bewacher. Sie waren Meuchelmörder und benutzten keine Schusswaffen, das war in diesem Augenblick Chris’ Vorteil ... aber dafür hatten sie noch immer Danyal. Chris und die Brüder befanden sich sozusagen in einer Patt-Situation, und genau so begannen sie sich zu umschleichen. Die Brüder nutzten Danyal als lebenden Schild gegen Chris’ Waffe. Eliana hielt in ihrem Versteck unter dem Wagen die Luft an. Wie lange behielten wohl beide Parteien die Nerven, bevor eine einen Vorstoß wagte. Eines stand fest. Niemand war bereit, Danyal dem anderen zu überlassen.
Direkt neben dem Lieferwagen lag einer der Männer Don Abeles, sein Schulterholster mit der Waffe in greifbarer Nähe. Eliana musste nur den Arm ausstrecken, die Waffe ziehen ...
Langsam tastete sie sich vorwärts, die gegenseitige Fixierung der Kontrahenten aufeinander bot ihr die nötige Ablenkung. Mit zitternden Fingern löste sie den Druckknopf des Riemens. Dann lag das kühle Metall schwer in ihren Händen. Ihr Atem ging flach und viel zu schnell. Was jetzt? Sie hatte gesehen, wie Chris seine Waffe nachgeladen und entsichert hatte, aber das war auch schon alles. War das Ding überhaupt geladen? Entsichern, schießen! Es war bestimmt nicht schwer, die Welt von diesen Scheißkerlen zu befreien ... oder?
Blieb noch die Frage, auf wen sie schießen sollte – Chris war nur ein einzelner Mann, ihre Chancen ihn auszuschalten, waren realistischer. Doch das brachte sie oder Danyal in keine bessere Lage. Die Ordensbrüder erschienen ihr zumindest im Augenblick als die größere Gefahr.
„Ihr habt euch nicht an die Regeln gehalten ...“, hörte sie Chris zu den Brüdern sagen. Er wollte sie verunsichern.
„Gott interessieren menschliche Regeln nicht“, antworteten sie ungerührt.
„Sogar der Papst und der Vatikan halten sich an gewisse Regeln! Ich glaube nicht, dass il papa euch Absolution für euren Alleingang erteilen wird.“
„Gott fragt nicht nach menschlichem Einverständnis ...“, gab einer der beiden wiederum kalt zu verstehen. „Wir werden die Welt verändern.“ Der Ordensbruder hatte sich in Rage geredet und zeigte mit seinem Finger auf Chris. „Kein Mensch kann sich Gottes Werk in den Weg stellen. Die Zukunft heißt Angelus Hydra ... du und deinesgleichen ... ihr ... seid ... verdammt!“ Er trat ein Stück weit von Danyal weg und bot damit seinen ungeschützten Oberkörper dar.
Eliana reagierte aus bloßem Überlebensinstinkt. Sie schoss ... der Rückschlag der Pistole ließ das Metall der Waffe an ihr Kinn schlagen und wiederum ihren Kopf an den Unterbau des Lieferwagens. Benommen blieb sie liegen. Es krachte ein zweiter Schuss, dann noch einer. Aber diese Schüsse kamen nicht von ihrer Waffe. Die beiden letzten Ordensbrüder sackten tödlich getroffen zusammen.
Ehe Eliana Zeit gehabt hätte aufzuatmen, packte sie eine Hand und zog sie grob unter dem Lieferwagen hervor – mit seinem schweren Stiefel trat Chris auf ihre Hand, bis Eliana vor Schmerz aufschrie und die Waffe losließ. Die Knochen ihrer Hand knirschten
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