Der 18 Schluessel
von wenigen Augenblicken mit unzähligen roten Punkten übersät. Sogar aus ihren Augen lief Blut. Es war, als brodele etwas im Körper des Mädchens, das kurz davor war, aus ihr herauszubrechen. Plötzlich spuckte sie einen großen Schwall Blut. Eliana sprang schrie: „Pater, tun Sie doch etwas!“
„Gott wird ihr helfen, Schwester ... das ist nur die erste Schale des Zornes, die über ihr ausgegossen wird – ein weiteres Zeichen dafür, dass die Apokalypse begonnen hat.“ Der Arzt blieb vollkommen ruhig, während er zum Tisch zurückging und seinen Koffer zu packen begann.
Eliana war wie erstarrt, während die junge Frau in ihren Todeskrämpfen lag. Was hatten sie dem Mädchen da gespritzt. Mittlerweile sah ihr Gesicht aus wie ein deformierter Klumpen Fleisch. Augen und Nase waren zugeschwollen mit Wucherungen und Blutblasen, die nacheinander aufplatzten. Eliana hielt sich die Hand vor dem Mund, um sich nicht übergeben zu müssen. Etwas Vergleichbares hatte sie noch nie zu Gesicht bekommen, außer bei den Special Effects von Horrorfilmen. Es war, als würde der gesamte Organismus des Mädchens sich in etwas Monströses verwandeln. Als ihre Qual für sie kaum noch erträglich sein konnte, stemmte sie sich ein letztes Mal gegen die Gurte, versteifte und sackte dann tot zusammen.
Pater Pascal und die anderen bekreuzigten sich, während Eliana das tote Mädchen anstarrte. Sie war hübsch gewesen, jetzt war noch nicht einmal mehr zu erkennen, dass sie ein Mensch gewesen war ... ein Mensch! Eliana atmete tief ein, als sie endlich verstand. „Es geht nicht darum, die Welt zu verändern, sondern die Menschen?“
Pater Pascal wandte sich zu ihr um. „Es ist der einzige Weg, Christine. Die ganzen Jahrhunderte hindurch hat die Kirche versucht, die Welt für die Menschen zu verbessern ... doch die wahre Seuche ist der Mensch selbst. Er ist ein grausames Wesen, mit abnormen Gelüsten und schlechten Gedanken von Wollust, Krieg und Abartigkeit. Die Welt krankt am Menschen, nicht umgekehrt.“
„Aber ... das ist die Natur des Menschen.“
„Christine ... du musst in Gott vertrauen, denn er hat uns das Heilmittel geschickt. Den Engel mit der Kette aus der Offenbarung des Johannes ... er wird das Böse in jedem Menschen fesseln und bezwingen. Er wird uns zurück ins Paradies führen.“
Der Engel ... Danyal ... Danyal war tatsächlich bei ihnen. Zurück ins Paradies führen! Woher kam ihr das bekannt vor? Sie konnte nicht klar denken. Sie wollte weglaufen, diesen Irrsinn hinter sich lassen, doch sie musste sich verstellen, wenn sie wissen wollte, wo Danyal war und was sie mit ihm getan hatten. Dem toten Mädchen konnte sie nicht mehr helfen. Sebastian und der Arzt machten sich daran, ihren Körper in das blutbesudelte Laken zu schlagen. Dann trugen sie die Tote aus dem Raum. Es stank mittlerweile erbärmlich, da sich ihr Darm und ihre Blase entleert hatten. Felice kam zu Eliana und legte ihr tröstend den Arm um die Schulter. Eliana hätte sie gerne abgeschüttelt, wagte es jedoch nicht. Sie war hier gefangen ... mit diesen Irren!
„Es ist erschreckend, und auch wir leiden jedes Mal, wenn es wieder misslingt ... aber es ist von Gott gewollt.“ Felice Stimme war voller religiöser Überzeugung.
Pater Pascal war ihrer Meinung. „Gott hat uns einen Engel gesandt ... unbelastet vom Sündenfall.“ Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und begann auf und ab zu laufen. „Wir kasteien uns seit Jahrhunderten, üben uns in Demut ... aber sieh dir die menschliche Rasse an, Christine. Selbst die gottesfürchtigsten Männer sind vor den Versuchungen Satans nicht gefeit. Es mangelt ihnen an Keuschheit und Demut. Sogar ihre Gedanken sind voll von Sünde.“ In seinen Blick trat Ekel. „Wir alle sind ... primitiv, wie sehr wir uns auch bemühen, es nicht zu sein. Die Engel jedoch sind rein. Äußerlich sind sie uns nicht unähnlich. Wir haben nun die einmalige Gelegenheit, die unvollkommene Schöpfung Mensch zu etwas Reinem und Schönem zu machen. Wir geben den Menschen ihre Unschuld zurück und erlösen sie von ihren Sünden!“
Felice Augen begannen zu funkeln, als sie flüsterte: „Stell es dir doch nur vor, Christine. Eine Welt ohne Grausamkeit, ohne Hass und ohne Gewalt ... ohne die primitiven Bedürfnisse der Menschen. Ein Paradies!“
Eliana fiel dazu nichts ein. Wie verblendet musste man sein, um auf solch eine Idee zu kommen!
„Leider ...“, fuhr Pater Pascal fort, „ ... gibt es noch Komplikationen,
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