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Der 18 Schluessel

Der 18 Schluessel

Titel: Der 18 Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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mit Gurten stand in der Mitte sowie ein Tisch, an dem ein Priester auf ihr Eintreffen gewartet hatte und einen schwarzen Arztkoffer öffnete. Er schien besorgt. „Wir können nicht mehr lange warten, das Hydra verliert sonst die Wirkung. Die Bedingungen, unter denen ich hier arbeiten muss, sind eigentlich nicht tragbar.“
    „Wir können sofort beginnen, Pater Francesco“, gab Pater Pascal ihm zu verstehen. Sofort schickte sich der Arzt an, eine Injektion in eine Spritze zu ziehen.
    Sebastian legte die junge Frau auf das Bett und fixierte sie mit den Gurten. Ihre Augen wanderten unruhig umher. Sie wehrte sich gegen die Ledergurte, aber nur halbherzig. Ihr Blick war wacher als im Auto – sie bekam mit, was um sie herum geschah. Pater Pascal trat an ihr Bett und nahm eine Phiole aus der Tasche seines schwarzen Anzugs hervor, von deren Inhalt er ein wenig auf seinen Daumen tropfen ließ. Sodann salbte er die Stirn der jungen Frau und sprach: „Durch diese heilige Salbung helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen, er stehe dir bei mit der Kraft des Heiligen Geistes: Der Herr, der dich von Sünden befreit, rette dich, in seiner Gnade richte er dich auf.“
    „Amen ...“, antworteten Felice, Sebastian und auch der Arzt wie aus einem Mund. Eliana begriff, dass Pater Pascal die Sterbesakramente über die junge Frau gesprochen hatte. Anscheinend verstand sie das auch, denn sie begann auf Italienisch zu flehen und an den Gurten zu zerren. Obwohl Eliana wenig verstand, war die Angst der Frau aus jedem Wort herauszuhören, und Eliana fiel es immer schwerer, einfach tatenlos zuzusehen.
    „Warum hat sie die Sterbesakramente erhalten? Sie sieht nicht aus, als wäre sie krank.“ Elianas Herz raste vor Anspannung – sie hatte das Gefühl, gerade selbst einen Mord zu begehen.
    Felice Augen blickten mit unnachgiebiger Härte auf das Mädchen hinunter. Eliana erkannte abgrundtiefen Hass und Wut darin. „Sie ist krank ... ihre Seele ist krank, und sie ist eine Sünderin! Zuerst hat sie Unzucht mit einem Mann getrieben, ohne dass sie mit ihm verheiratet war und dann die Frucht, die daraus hervorging, abtreiben lassen. Sie ist verdorben und schuldig. Der Satan wohnt in ihrem Leib, deshalb haben ihre Eltern sie uns überlassen ... sie sind gute und gläubige Christen und wollen die Seele ihrer Tochter retten.“
    „Aber ... ihr wollt sie doch nicht töten?“
    „Wir werden sie heilen ... auf die eine oder andere Art. Es liegt in Gottes Hand, ob sie seine Gnade auf Erden oder im Himmel erfahren soll“, flüsterte Felice und kniete dann nieder. Als sie bemerkte, dass Eliana stehen blieb, zupfte sie ihr am Rocksaum. Eliana fiel auf die Knie und faltete die Hände, wie Felice es tat. Sie konnte ohnehin kaum mehr stehen, so sehr zitterten ihr die Beine. Sie werden sie umbringen, und ich kann nichts tun, hämmerte ihr Verstand.
    Der Arzt ging mit der aufgezogenen Spritze zum Bett. Eliana erkannte eine durchsichtige grünliche Flüssigkeit in der Kanüle. Die junge Frau begann in Todesangst zu schreien und noch verzweifelter an den Gurten zu zerren, als er sich ihr näherte. Instinktiv wusste sie, dass diese Menschen Böses mit ihr vorhatten.
    „Die Buße wird dich von deinen Sünden reinwaschen“, versuchte Pater Pascal das Mädchen zu beruhigen. Sie hörte nicht auf ihn, kreischte und jammerte stattdessen, während die grüne Flüssigkeit aus der Injektionsspritze in ihrem Arm verschwand.
    „Was ist in der Spritze?“, flüsterte Eliana.
    „Das Heilmittel für die gesamte Menschheit“, antwortete Felice inbrünstig.
    Als der Arzt die Nadel aus dem Arm des Mädchens gezogen hatte, durfte Eliana wieder aufstehen. Zusammen mit Felice und Sebastian trat sie an das Bett. Dem Mädchen schien es gut zu gehen. Seine Augen sahen ängstlich in die Runde, dann blieben sie auf Eliana gerichtet. Vielleicht erinnerte die junge Frau sich daran, im Auto auf ihrem Schoß gelegen zu haben. „Per favore, Signora … Che dio abbia pietà di noi!” Gott sei uns gnädig! Eliana glaubte, ihr müsse das Blut in den Adern gefrieren, und sie könne keine Sekunde mehr tatenlos zusehen. Dann veränderte sich etwas im Gesicht der jungen Frau. Sie öffnete den Mund, brachte jedoch keinen Ton hervor. Ihre Arme und Beine zitterten, die Gurte schnitten in ihr Fleisch. Eliana wich einen Schritt zurück, unfähig, ihren Blick abzuwenden. Pflaumengroße Beulen bildeten sich von einer Sekunde auf die andere auf Armen und Gesicht, und die Haut war innerhalb

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