Der 4-Stunden-Koerper

gesund und leistungssteigernd sein.
    So weit, so gut. Ich bin aber auch der Ansicht, dass es für den Durchschnittsmenschen alles andere als einfach ist, vegetarisch zu leben. Ohne minutiöse Planung und ernährungswissenschaftliche Beratung bekommen die meisten Schwierigkeiten mit Muskelabbau, Leistungsschwäche und einer ganzen Latte von Nährstoffmängeln, die von schwach bis gefährlich reichen.
    Das Ganze darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen, und die meisten Leute haben nicht die Disziplin, penibel einen Ernährungsplan zu befolgen. Früher oder später bekommen sie dann ernste Schwierigkeiten.«
    Fleisch gegen Pflanzen – wie man die Kluft überbrückt
    Einige von Johns fleischessenden Anhängern gerieten über sein 28-Tage-Experiment in Rage. Einer ging so weit, dass er ihm per FedEx ein Bio-Rindersteak in Trockeneis schickte. Fleischfresser nehmen Vegetarismus bisweilen sehr persönlich.
    Auf der anderen Seite rissen ihn die eingefleischten Veganer förmlich in Stücke, weil er an ein paar Stellen Kompromisse eingegangen war und nicht zu 100 Prozent vegan gelebt hatte. Er bekam Hassbriefe.
    Wie üblich begriffen die Extremisten auf beiden Seiten nicht, worum es eigentlich ging.
    Es war nicht die Erklärung eines moralischen Standpunkts, sondern ein Experiment, aus dem die Puristen beider Lager viel lernen konnten.
    Die wichtigste Lektion für die militanten Veganer war, dass Allesfresser den Übergang zu einer fast ausschließlich pflanzlichen Ernährung durchaus rasch bewältigen können, wenn sie ein paar Zugeständnisse hinsichtlich der Proteine machen (etwa zwei bis drei Eier am Tag). Wenn dieser Kompromiss nicht gestattet ist, kann es Monate dauern, bis die Umstellung klappt. Häufig schafft man es auch gar nicht.
    Für die Alles- und Fleischfresser kann es unter den verschiedensten Gesichtspunkten vorteilhaft sein, eine vegane Ernährung in Betracht zu ziehen, selbst wenn es sich dabei nur um ein Experiment handelt: Was könnte ich denn essen, wenn ich 28 Tage lang kein Fleisch zur Verfügung hätte?
    John nennt ein paar Bereiche, in denen richtige Veganer (die organisierte und informierte Minderheit) 99 Prozent der Fleischesser schlagen:
     
    »Richtige Veganer essen im Gegensatz zu den meisten Allesfressern in der Regel vollwertige, naturbelassene und lokal produzierte Produkte. Darunter fallen Dinge wie ungeröstete Nüsse und Körner, Vollkornprodukte wie Reismelde und Amaranth und eine lokal angebaute Gemüse- und Früchtevielfalt. Das ist alles, was sie essen, also achten sie darauf, dass sie es auch richtig machen.
    Als Allesfresser muss ich Folgendes sagen: In unserem Bestreben, ein Drittel unseres Tellers mit tierischem Fleisch zu füllen, vergessen wir bisweilen, womit die anderen zwei Drittel gefüllt werden sollten. Das kann ein schwerer Fehler sein, der unsere Verdauung und damit unsere Gesundheit gefährdet.
    Richtige Veganer verwenden außerdem regelmäßig mehr Zeit darauf, sich über die Herkunft ihrer Nahrungsmittel zu informieren. Mit anderen Worten: Es ist ihnen wichtig zu wissen, welche Produkte aus welchen Regionen der Welt stammen, welche Produkte zu bestimmten Jahreszeiten Saison haben und welche Methoden für den Anbau gesunder Lebensmittel am besten sind.
    Das ist nicht nur umweltfreundlich und sehr gesund, sondern auch ziemlich interessant. «

    Rohkost und Pottengers Katzen: Allheilrezept oder falsch interpretierte Wissenschaft?
    Als Francis Jr. 1932 in Kalifornien seinen Doktor machte, verbrachte er zunächst zehn Jahre mit dem Studium von Katzen. Von 900 Katzen über drei Generationen, um genau zu sein. Pottengers Experimente werden oft von Rohkostfanatikern als Beweis für die Überlegenheit der Rohkost ins Feld geführt.
▶ Experiment Nr. 1: Rohes Fleisch und gekochtes Fleisch. Pottenger fütterte eine Gruppe der Katzen mit einer Diät aus zwei Dritteln rohem Fleisch, einem Drittel Rohmilch und Öl aus Dorschleber. Eine zweite Gruppe bekam zwei Drittel gekochtes Fleisch, ein Drittel Rohmilch und Öl aus Dorschleber. Die mit rohem Fleisch gefütterten Katzen waren in jeder Hinsicht gesund und normal. Die mit gekochtem Fleisch gefütterten Katzen zeugten Nachkommen mit Knochendeformationen, Herzproblemen, Augenproblemen, multiplen Infektionen, Anfälligkeiten, Allergien und Lähmungen. Oft gab es schon bei der Geburt Komplikationen.
▶ Experiment Nr. 2: Diesmal arbeitete Pottenger mit vier Gruppen von Katzen. Die erste bekam zwei Drittel Rohmilch, ein Drittel