Der 48-Stunden-Mann (German Edition)
ihre Geheimnisse verraten?
Die Fragen konnte sie sich nicht beantworten.
Leise weinte sie weiter. Sie weinte über die Wahrheit, die er ausgesprochen hatte, weinte wegen der Freundlichkeit, die in seinen Worten lag, und weil sie erkannte, dass er sich in einem Punkt irrte. Es gab keine Wand mehr. Die hatte er selbst längst eingerissen. Und als es geschah, hatte sie es nicht einmal gemerkt.
Es gab nichts mehr, hinter dem sie sich verstecken konnte. Kein Entkommen vor der Gewissheit, dass sie ihn liebte – gleichgültig, wer er sein mochte, was er in der Vergangenheit getan hatte oder in Zukunft tun würde.
14. KAPITEL
N ick ging in die Küche und schenkte sich ein Glas Wasser ein, obwohl er eigentlich gar keinen Durst hatte. Während er dort stand und in kleinen Schlucken trank, sagte er sich, dass er sich anstellte wie ein Idiot. Oder schlimmer noch. Er verhielt sich wie ein Teenager bei seinem ersten Date.
Hannah und er waren heute Nachmittag ein Liebespaar geworden. Er hatte sie berührt, sie geschmeckt und sie beide ins Paradies getragen. Was geschah nun?
Sollte es bei diesem einen Mal bleiben? Bedeutete es ihr überhaupt etwas? Er stellte das Glas auf den Tresen und schloss die Augen. Er war nicht fair. Er wollte, dass ihr Liebesspiel für Hannah alles bedeutete, ohne dass er selbst dazu bereit wäre, eine solche Feststellung für sich zu treffen. Das Risiko wollte er nicht eingehen.
Während er sich noch sagte, dass es eine schlechte Idee war, während er sich noch warnte, dass sie ihn völlig überraschen könnte, während er sich noch darauf einstellte, erfolglos wieder abziehen zu müssen, drehte er sich um und ging zum Schlafzimmer.
In der Tür blieb er stehen. Sie saß auf der Bettkante und starrte auf ihre Hände.
„Hannah?“
Sie hob den Kopf und schaute ihn an. Ihre langen dunklen Haare umrahmten lose ihr Gesicht und die Schultern. Sie verzog leicht den Mund, und Fragen standen in ihren Augen.
Das Herz wurde ihm schwer. Also hatte sie noch einmal nachgedacht. Mehr noch, sie wollte ihn nicht und wusste nicht, wie sie ihm das beibringen sollte. Er war sich gar nicht bewusst gewesen, dass er gehofft hatte, mit ihr zusammendie Nacht zu verbringen, bis er die Enttäuschung fühlte. Gerade noch konnte er es vermeiden, laut zu stöhnen.
„Ich habe dein Gespräch mit Louise mitbekommen“, sagte sie leise. „Du hast mir nie davon erzählt.“
Nick versuchte sich zu erinnern, was er ihrer Mutter gesagt hatte. „Du meinst das Hotel garni?“
„Ja, das auch, aber eigentlich meine ich etwas anderes. Woher weißt du von meiner Arbeit im Krankenhaus?“
Er lehnte sich an den Türrahmen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Vor ein paar Monaten hatte ein Freund von mir dort ein krankes Kind. Ich wollte es besuchen und sah dich auf derselben Station aus dem Fahrstuhl steigen.“ Er fühlte sich leicht verlegen. „Ich konnte mir nicht vorstellen, was du dort tust, also habe ich eine Krankenschwester gefragt. Sie hat es mir erzählt.“
Hannah nickte. „Ich konnte mir nicht erklären, woher du das wissen konntest, es sei denn, du hättest mich verfolgt. Aber das ist eigentlich nicht dein Stil. Du schleichst nicht im Dunkeln herum, sondern trittst vor und sagst, wer und was du bist.“
Autsch. Vielleicht meinte sie es sogar als Kompliment, aber es traf ihn wie ein Peitschenschlag. Er versteckte sich im Dunkeln … versteckte die Person, die er wirklich war. Obendrein zwang er sie dazu, alles infrage zu stellen, woran sie glaubte. Dazu hatte er kein Recht … und dennoch hatte er keine andere Wahl.
Sie verschränkte die Finger fest ineinander und sah ihn weiterhin unverwandt an. „Woher wusstest du von der anderen Sache? Von dieser … Mauer.“
Nick wollte zu ihr gehen und sie in die Arme nehmen. Er wollte ihr versprechen, immer für sie da zu sein und sie vor der Welt zu beschützen. Aber die Person, vor der er sie am meisten schützen musste, war er selbst.
„Es ist nicht schwer zu erkennen, dass du dich vor der Welt zurückziehst, Hannah. Du möchtest dazugehören, aber du fürchtest dich davor, verletzt zu werden. Das geht allen so. Bei dir ist es mir aufgefallen, weil du in anderen Dingen so stark bist. Es ist dein einziger Schwachpunkt.“
„Ich glaube, du konntest es sehen, weil du hingeschaut hast.“
Damit hatte sie ihn. Er musste mit sich kämpfen, um nicht zurückzuschrecken. „Das auch.“
„Glaubst du wirklich, dass ich ein großes Herz
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