Der 7. Lehrling (German Edition)
wohl. Du bist die Einzige in unserem Kreis, die über derartige Fähigkeiten verfügt.“ Dann wurde er plötzlich ernst, und über seine Stirn zogen sich tiefe Falten. „Der Wahrheit halber sollte ich Dir allerdings sagen, dass es noch einen Zauberer gibt, den wir kennen und der ebenso begabt ist wie Du.“ Er wandte sich wieder ab und blickte ins Feuer.
Amina hielt es kaum noch aus. „Nun sag schon, wer ist es? Wann kann ich ihn treffen?“
Korbinian schüttelte den Kopf. Er wandte den Blick nicht von den Flammen ab. „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ihr euch jemals trefft. Es ist der
schwarze Magier
.“
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Amina und Milan hatten sich im Speisesaal in eine ruhige Ecke zurückgezogen und verbrachten den Abend damit, über die bevorstehenden Ereignisse zu sprechen. Amina wich nicht eine Sekunde von Milans Seite.
Natürlich hatte Amina Milan von dem Gespräch mit Korbinian erzählt, aber so sehr es sie selbst auch beschäftigte, wollte sie doch ihren Liebsten nicht mit Dingen belasten, die noch ein gutes Stück in der Zukunft lagen.
Milan war ein wenig nervös. Noch vor Sonnenaufgang wollte er mit denen, die bereits in Filitosa angekommen waren, in Richtung Enden aufbrechen. Er hatte bereits am Nachmittag gepackt und im Anschluss daran kontrolliert, ob auch die anderen an alles gedacht hatten. Jetzt hätte er eigentlich Freizeit gehabt, aber seine Gedanken kreisten unentwegt um die Befreiung. Er erzählte Amina davon.
Amina spürte, was in Milan vorging. Sie wollte ihn in seinen Gedanken nicht stören, schließlich war sein Vorhaben von enormer Wichtigkeit für ihre Gemeinschaft. Als Milan irgendwann schwieg und gedankenverloren in die Tischkerze blickte, kuschelte sie sich einfach in seinen Arm und genoss seine Nähe.
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Der nächste Morgen begann damit, dass Meara zwei Dinge feststellte. Zum einen hatte sie viel länger geschlafen, als sie wollte, und zum anderen nahm sie jetzt zum ersten Mal die Veränderungen auf ihrer Karte wirklich wahr. Das hatte sie natürlich mit Amina gemeinsam gemacht, aber in der halbdunklen Scheune hatte sie gestern Nacht nichts mehr erkennen können. Auf ihrem Laufzettel waren jetzt alle Dörfer ohne Farbe, nur südostwärts von Enden leuchtete ein grüner Punkt auf – ihr Treffpunkt mit York. Von Filitosa aus war ein Pulk roter Punkte auf dem Weg nach Nordwesten – das mussten Milan und seine Begleiter sein.
„Das wird ein Gewaltritt“, sagte sie mit verzogenem Gesicht.
Ylva nickte. „Ganz sicher brauchst Du zwei Tage; aber das Pferd ist stark und ausdauernd, das kann ich Dir versichern.“
Sie verabschiedeten sich herzlich, dann brachen sie beide auf. Ylva nach Filitosa, Meara in Richtung des grün leuchtenden Punktes auf ihrer Karte.
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Adina und Grian wanderten singend auf einem schönen Waldweg. Das bedeutete eigentlich, dass Adina sang und Grian lauthals versuchte mitzumachen.
Hätte Quentin gewusst, wo sie waren, dann wären Erinnerungen in ihm wach geworden: Sie gingen genau den Weg entlang, den Quentin auch schon genommen hatte, als er von zuhause fort musste. Quentins Dorf lag allerdings etwas weiter im Süden und hatte glücklicherweise von dem Plünderungszug der
Horden
nur die Gerüchte mitbekommen.
Es war schon einige Zeit nach Mittag, als Adina die Präsenz eines Magiers spürte. Obwohl das Gefühl für sie eigentlich keine Gefahr bedeutete, ging sie mit Grian vom Weg herunter und versteckte sich im Gebüsch. Adina legte ihren Zeigefinger auf die Lippen und bedeutete Grian, leise zu sein. Die hielt das alles für ein spannendes Spiel und schwieg artig, gespannt darauf, wie es weitergehen würde.
Im Trab kam Giocanda den Weg entlanggeritten. Giocanda war eine Schneidergesellin, die noch zwei Positionen weiter außen als Nahir unterwegs gewesen war. Als Adina sah, dass sonst niemand in der Nähe war, trat sie mit Grian auf dem Arm auf den Weg hinaus.
Giocanda kannte Adina natürlich aus der Bäckerei. Freudig und zugleich offensichtlich verwirrt wegen des kleinen Mädchens sprang sie aus dem Sattel. „Sieht so aus, als würde mein Weg nach Filitosa ein wenig beschwerlicher als der Deine“, scherzte sie, während sie Grian unter dem Kinn kitzelte und sie so zum Lachen brachte. „Aber wenn ich euch beide so sehe, dann weiß ich schon, warum ich das Pferd abgeben sollte. Wenn Du mit dem kleinen Krümel hier die ganze Strecke zu Fuß laufen müsstest ...“ Giocanda beendete den Satz mit einem Seufzer. Dann wechselte sie
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