Der 7. Lehrling (German Edition)
kamen die drei Fremden sechs oder sieben Serpentinen oberhalb ihrer Position aus einer Baumgruppe heraus den Berg hinabgesprengt.
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Milan und seine Begleiter trabten schweigsam einen Pfad entlang, den der Schmiedegeselle gut kannte. Er war denselben Weg bereits vor ein paar Wochen geritten, um zu seinem Platz auf der
12-Uhr-Speiche
zu gelangen. Für die nächsten zwei Nächte brauchten sich die Befreier keine Sorgen um Lagerplätze oder Trinkwasser zu machen, Milan konnte sich noch genau an die richtigen Stellen erinnern. Erst in zwei Tagen mussten sie von seinem früheren Weg nach Nordwesten abbiegen. Auf diese Weise hofften sie, den
Horden
ein wenig den Weg abschneiden zu können.
Von Zeit zu Zeit kamen die Reiter ihrer Vorhut, um Bericht zu erstatten. Bislang hatten sie keinen einzigen Menschen auf ihrem Weg entdeckt, aber Milan bestand weiterhin auf der Vorsichtsmaßnahme. Die Bevölkerung war sicher noch aufgeregt wegen der
Horden
. Und da sie im Gegensatz zu den fremden Kriegern eine eher kleine Gruppe waren, wollte Milan nicht riskieren, von wütenden Bürgern aufgehalten zu werden, die sie für Plünderer hielten.
Nicht, dass sie wehrlos gewesen wären. Aber für sie zählte jede Stunde, und eine Auseinandersetzung hätte sie nur Zeit gekostet.
Milan drehte sich im Sattel zu seinen Begleitern um. „Noch zwei Stunden Tageslicht. Dann noch ein bisschen weiter, und wir haben unseren Lagerplatz erreicht. Will vorher noch jemand eine Pause?“
Entschlossene Gesichter blickten ihm entgegen. Kaum merkliches Kopfschütteln hier und da. Milan drehte sich wieder nach vorn und tätschelte seinem Rappen den Hals. Er lächelte zufrieden – eine gute Mannschaft!
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Grian sang nun schon seit mehr als einer Stunde die Melodie eines Kinderliedes, das Adina ihr versuchte beizubringen. Die Melodie war schon fast richtig, aber mit dem Text klappte es noch nicht so gut, was Grian allerdings nicht im Geringsten störte. Fröhlich trällerte sie ihren Kauderwelsch vor sich hin.
Hinter Grian saß Adina im Sattel und gab dem Pferd die Richtung vor. Mindestens zum zehnten Mal dachte sie darüber nach, wie viele Meilen sie heute noch schaffen konnten und wann sie in Filitosa eintreffen würde. Sie war immer wieder zum gleichen Ergebnis gekommen: Noch eine Nacht würden sie auf der Reise verbringen, und bereits morgen Abend würden sie in Filitosa sein! Adina freute sich unendlich auf ihre Schwester, die sie nun schon so lange nicht mehr gesehen hatte. Was Amina wohl zu Grian sagen würde?
In den Dörfern, durch die die beiden ritten, wurden sie meistens mit großen Augen begafft. Es war eben sehr ungewöhnlich, dass eine junge Frau mit einem kleinen Kind allein unterwegs war. Und das auch noch zu Zeiten, in denen fremde
Horden
durch die Lande zogen. Aber hier und da wurden sie auch freundlich empfangen. Eine alte Frau schenkte Adina und Grian sogar ein großes Stück frisch gebackenen Kuchen, als sie sich am Dorfbrunnen erfrischten. Alles in allem war Adina zufrieden. Und ab morgen Abend würden sie sich um nichts mehr Sorgen zu machen brauchen. Dann würden sie im sicheren Schoß Filitosas angekommen sein!
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Meara legte ihrem Pferd die Hand auf die Nüstern und hoffte, dass das Tier ruhig bleiben würde, bis die Reiter vorüber waren. Als sie vor kaum fünf Minuten erkannt hatte, dass die drei Reiter zu den
Horden
gehörten, musste alles sehr schnell gehen. Sie stürmte zu ihrem Pferd, zog es schnell außer Sichtweite vom Weg, band es wieder fest und eilte dann wieder zurück, um ihre Spuren zu verwischen.
Als sie völlig außer Atem wieder bei dem Tier angekommen war, waren auch die fremden Krieger schon fast da. Meara zitterte vor Aufregung. Aus ihrem Versteck heraus konnte sie den Weg und damit auch die Reiter nicht sehen. Sie musste sich auf ihr Gehör verlassen.
Mit dumpfem Donnern ihrer Hufe preschten die Pferde heran. Meara hörte einen kurzen Ruf, und unmittelbar danach fielen die Pferde zuerst in Trab und dann in Schritt. Die Krieger ritten langsam unter das schattige Blätterdach.
Obwohl es unter den Bäumen nicht sonderlich warm war, lief Meara der Schweiß von der Stirn. Jetzt mussten die Reiter ungefähr dort sein, wo sie vom Weg ab und zwischen die Bäume gegangen war. Gebannt lauschte sie mit angehaltenem Atem auf die Hufgeräusche.
Die drei Pferde gingen weiter, und ganz langsam machte sich Erleichterung in ihr breit, als plötzlich ihr Pferd den Kopf schüttelte und unruhig mit
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