Der 7. Lehrling (German Edition)
und Meara über die bevorstehende Befreiungsaktion. Erst als die immer dünner werdende Sichel des Mondes nach Mitternacht langsam unterging, wurde es still im Heuschober.
Ein seltsamer Vorschlag und gefährliche Situationen
Amina saß mit Korbinian und Linnea in der Bibliothek zusammen. Korbinian hatte für ihr Gespräch eine kleine Sitzecke neben einem Kamin ausgewählt, aus dem ein knisterndes Feuer behagliche Wärme in den Raum warf. Amina fühlte sich unbehaglich, denn sie wusste nicht, warum Korbinian sie zu dem Gespräch gebeten hatte. Und auch aus Linnea war nichts herauszubekommen gewesen. Nervös rutschte sie in ihrem Sessel hin und her.
Korbinian schaute ins Feuer. Er überlegte, wie er das Thema an Amina herantragen konnte, ohne sie zu erschrecken. Schließlich zuckte er mit den Schultern. Es würde so oder so eine ziemliche Überraschung für das junge Mädchen werden … Der alte Zauberer holte tief Luft und lächelte Amina an.
„Sicher fragst Du Dich schon die ganze Zeit, warum wir Dich hergebeten haben, oder?“
Amina nickte, sagte aber nichts, sondern schaute Korbinian weiter wartend an. Dieser fuhr nach einer kleinen Pause fort. „Nun, seit wir Deine besondere Begabung entdeckt haben, beobachte ich Dich sehr genau. Nein, nein …“, winkte er ab, als Amina ihn erschrocken ansah, „… Du musst Dich nicht fürchten. Ich beobachte Dich so genau, weil ich kaum glauben kann, wie schnell Du Dich entwickelst. Mit welcher Leichtigkeit Du die schwierigsten Zauber lernst und wie unglaublich groß Deine Kraft ist …“
Amina war sprachlos. Sie hatte das alles nie so empfunden, als ob es etwas Besonderes wäre. Sicher, solche Sachen wie die Kontaktaufnahme konnte nicht jeder, vielleicht sogar niemand außer ihr, aber dafür konnte sie selbst wahrscheinlich viele andere Sachen nicht …
Erwartungsvoll blickte sie weiter zu Korbinian, aber jetzt kam Linneas Stimme aus dem Hintergrund. „Mein Kind, Du musst verstehen lernen, dass Du tatsächlich außergewöhnlich bist. Du beherrscht schon jetzt Zaubersprüche, die andere selbst mit jahrelangem Üben nicht hinbekommen. Und je länger ich das sehe, umso sicherer bin ich mir, dass Du eine Zukunft vor Dir hast, deren Ausmaße wir alle miteinander im Moment nur erahnen können.“
Verwirrt drehte Amina sich um und fragte nach: „Aber wie soll diese Zukunft denn aussehen? Linnea, kannst Du nicht etwas deutlicher reden?“ Ihr Kopf flog wieder zum Oberhaupt der Magier herum. „Oder Du, Korbinian? Ihr macht mich ja ganz wahnsinnig!“
Korbinian erhob sich, stützte eine Hand auf den Kaminsims und blickte nachdenklich ins Feuer. Leise begann er zu erklären: „Alle Magier haben unterschiedlich starke Begabungen, das wirst Du auch schon festgestellt haben. Und für gewöhnlich gibt es Einzelne, die aus der Menge herausragen. So wie Linnea. Oder der
Kreis der Vierzehn
; alles sehr begabte Magier. Oder York. Oder Meara. Das ist alles ganz normal.“ Korbinian drehte sich zu Amina um. „Aber dann gibt es noch ganz selten solche Magier, gegen die selbst die Fähigkeiten der Begabten verblassen wie die Sonne im Nebel. Und damit sind wir bei Dir angekommen.“
Amina starrte Korbinian fassungslos an. Sie wollte etwas sagen, aber es fiel ihr nichts ein. Nur ein undeutliches Krächzen quälte sich über ihre Stimmbänder. Ihre Gedanken rasten wild durcheinander.
Linnea stand wie immer bei ihrem Schützling und legte ihr beruhigend die Hände auf die Schultern. „Es ist nichts, wovor Du Angst haben musst, Kleines. Du musst zwar erst einmal lernen, damit umzugehen. Aber Angst brauchst Du nicht zu haben. Wichtig ist nur, dass Du es weißt. Und dass wir bald überlegen müssen, wie Deine weitere Zukunft aussieht.“
Endlich gelang es Amina, ihre Gedanken in eine halbwegs ordentliche Bahn zu zwingen. „Warum sollte sich etwas ändern?“
„Weil“, antwortete Linnea, „es die reine Verschwendung wäre, Dich als Metzgergesellin durch die Lande ziehen zu lassen. Deine Fähigkeiten sind ein großes Glück für uns! Und um der Gemeinschaft am besten dienen zu können, müsstest Du hier in Filitosa bleiben und fleißig studieren. Als Magierin – nicht als Metzgerin. Und darüber sollst Du Dir bitte in der nächsten Zeit Gedanken machen.“
Amina war bei dem Gedanken nicht wohl, auch wenn sie sich natürlich sehr geehrt fühlte. „Aber ich bin doch nicht die Einzige – das kann ja wohl nicht sein.“
Korbinian lächelte sie an. „Doch, meine Liebe, so ist es
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