Der 7. Lehrling (German Edition)
die Krieger wieder unser Land verlassen. Wir reiten am Schluss der Streitmacht, gleich vor den Gefangenen. Auf die Pferde, Ihr Nichtsnutze, wir brechen gleich auf!“
Vor Freude brüllend schwangen sich die Söldner in die Sättel. Medard zog sich schnell in die Höhle zurück und berichtete den anderen, was er gehört hatte. Es war klar, dass es in wenigen Minuten weitergehen würde.
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Milan stand vor der Schmiede und sah ungeduldig dabei zu, wie zwei der jüngeren Lehrlinge ein Hufeisen bei seinem Rappen ersetzten.
Gegen Abend sollten die Ersten aus der Gruppe der Befreier ankommen. Am liebsten wollte er sofort mit ihnen weiterreiten, aber in einem Gespräch hatte Korbinian ihn zu Recht ermahnt, den Ankömmlingen wenigstens eine Nacht Ruhe zu gönnen.
Nachdem das neue Eisen saß, ritt Milan zu Yorks Unterkunft und suchte anhand einer Liste die Gegenstände, Pulver und Flüssigkeiten zusammen, die York bei Amina bestellt hatte. Stück für Stück stellte er alles auf den Tisch in Yorks Zimmer. Als er fertig war, musste er feststellen, dass ein Pferd allein das Sammelsurium nicht transportieren konnte, Milan musste es auf mehrere Reiter aufteilen. Mit einem nicht gerade angenehmen Wunsch für York auf den Lippen verließ er dessen Unterkunft und warf wütend die Tür hinter sich zu. Draußen traf er auf Amina, die ihn skeptisch musterte.
„Was für eine Laus ist Dir denn über die Leber gelaufen?“
„Wofür braucht York bloß das ganze Zeug? Damit kann man ja drei Hexenküchen ausstatten!“, wetterte Milan los. „Ich sollte mir wohl am besten noch einen Wagen besorgen, nur damit komme ich erst in drei Wochen bei ihm an!“
Wortlos nahm Amina Milan in die Arme und hielt ihn eine kleine Weile an sich gedrückt. Dann sagte sie leise: „Beruhige Dich! Du weißt doch gar nicht, was York vorhat. Und hat er schon jemals schlechte Ideen gehabt?“
Milans Zorn verschwand so schnell, wie er gekommen war. Er hob Amina hoch und küsste sie. Dann lächelte er sie an: „Du hast recht, mein Herz! Wenn ich Dich nicht hätte …“
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Meara war zur Hälfte den Hügel hinuntergegangen, sodass sie noch ein gutes Stück die Straße auf und ab sehen konnte, aber auch schnell am Fahrweg war, wenn ihre Nachbarin Ylva ankommen würde. Dort harrte sie jetzt schon seit dem Mittag aus. Weiterzugehen traute sie sich nicht. Es war mehr als offensichtlich, dass irgendetwas passiert war, und sie wollte wenigstens die Gelegenheit nutzen, um Ylva zu fragen, was sie wusste. Die Sonne sank immer weiter dem Horizont entgegen und hatte ihn schon fast berührt, als Meara auf der Straße nach Enden endlich eine Bewegung wahrnahm. Sie beschattete die Augen gegen die nun fast waagerechten Sonnenstrahlen aus dem Westen und schaute den Weg entlang. Sie hatte sich nicht getäuscht: Es war Ylva!
Ylva ließ sich aus dem Sattel fallen und begrüßte Meara herzlich. Die hatte eigentlich nur damit gerechnet zu erfahren, dass die Suche vorbei war, und staunte nun nicht schlecht, dass Ylva ihr einen neuen Auftrag überbrachte.
„Und was machst Du jetzt?“, wollte Meara von Ylva wissen. „Gehst Du nach Filitosa?“
Ylva nickte. „Ja, ich habe noch keine neue Aufgabe, also werde ich mal in Filitosa nach dem Rechten sehen. Aber sicher nicht mehr heute“, sie reckte sich müde. „Weißt Du in der Nähe ein lauschiges Plätzchen für die Nacht?“
Meara lächelte. „Das sollte kein Problem sein: Gestern Nacht habe ich ganz wundervoll in einem Heuschober geschlafen. Wenn wir uns beeilen, sind wir noch vor Einbruch der Dunkelheit dort!“
Ylva sprang auf. „Na dann los!“ Zusammen stiegen sie den Hügel hinauf, auf dessen anderer Seite das Nachtlager wartete.
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Amina blieb nur noch eine Karte zu aktualisieren: die von Meara. Wenn das erledigt war, hatte sie für heute Feierabend. Ein letztes Mal an diesem Tag schloss Korbinian den
Kreis der Vierzehn,
und die Reise in Gedanken begann.
Meara war mit Ylva am Heuschober angekommen und hatte natürlich von ihr bereits die Neuigkeiten gehört. Trotzdem ließ sie sich jetzt von Amina alles noch einmal erklären, damit sie ja nichts Wichtiges übersah. Sie war furchtbar aufgeregt: Die Suche war ja schon ein richtiges Abenteuer gewesen, aber was jetzt kam, sprengte alle ihre Vorstellungen! Auch sie hatte ein mehr als unangenehmes Gefühl, als Amina praktisch durch sie hindurch die Karte veränderte.
Noch lange nachdem Amina sich wieder zurückgezogen hatte, sprachen Ylva
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