Der 7. Lehrling (German Edition)
von Blumen übersäten Garten. Freundliche Menschen überall. Quentin dachte fast, er würde träumen. Er war in Balsberg angekommen!
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Milan ließ sich erschöpft auf den laubbedeckten Boden fallen. Er war seit zehn Stunden ohne Pause unterwegs und ziemlich erschöpft. Aber da es bis zum Einbruch der Nacht noch zwei bis drei Stunden waren, konnte er nicht lange verschnaufen. Hastig trank er ein paar Schlucke Wasser aus dem kleinen Bach, an dem er sich befand. Dann füllte er seine Flasche auf.
Nur ein paar Minuten noch! Milan legte sich auf den Rücken und sah in das Blätterdach des Waldes hinauf. Was war nur in Filitosa geschehen? Ein Überfall? Hielten die Schutzzauber nicht mehr? Er zermarterte sich schon den ganzen Tag lang den Kopf, aber er fand keinen wirklich guten Grund, warum ausgerechnet aus Filitosa der Ruf gekommen war. Das war doch das Zuhause aller Magier. Das bestgehütete Geheimnis in diesem Land! Sollte trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch jemand dahintergekommen sein? Naja, nachdenken konnte er auch unterwegs noch! Ächzend rappelte sich Milan hoch und klopfte die Blätter von seiner Hose.
Dann ging es weiter.
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Quentins Stimmung war bei Weitem nicht mehr so gut wie zu dem Zeitpunkt, als er durch das Stadttor gegangen war. Er hatte nun schon bei fünf Schänken, drei Gasthäusern und verschiedenen anderen Geschäften nachgefragt. Aber niemand hatte eine Arbeit für ihn. Quentin war der Verzweiflung nahe.
Irgendwie musste doch etwas zu finden sein! Seine Vorräte waren aufgebraucht, und außerdem wusste er nicht, wo er schlafen sollte. Das Leben in der großen Stadt hatte er sich wirklich anders vorgestellt!
Eine Zeitlang hatte Quentin Straße um Straße abgesucht, aber mittlerweile irrte er ziellos in der Stadt umher und entfernte sich dabei immer weiter vom Zentrum. Die Geschäfte waren spärlicher geworden. Längst war der Abend angebrochen.
Quentin kam an einem riesigen neuen Kornspeicher vorbei, an dem emsig gebaut wurde. Fragen kostet nichts, dachte er bei sich und suchte nach einem Handwerksmeister. Aber leider bekam er auch hier keine Arbeit. Enttäuscht ging er weiter.
Neben dem neuen Kornspeicher war ein älteres, viel kleineres Gebäude. Auch hier wurde Getreide gelagert. Quentin setzte sich an die Wand des kleinen Speichers und dachte nach. Er war müde. Seine Füße taten weh. Er lehnte den Kopf an die Wand und schloss die Augen.
Da hörte er leise ein ihm wohlbekanntes Geräusch. Es war der Klang von aufeinanderreibenden großen Steinscheiben. Quentin sprang auf und schaute suchend umher. Dann hatte er nur wenige Häuser entfernt sein neues Ziel entdeckt.
Aus einem aufgestauten Bach floss Wasser auf ein großes Schaufelrad, das sich gemächlich drehte. Dieses Schaufelrad lief auf einer Welle, die durch ein Mauerloch im Inneren des Hauses verschwand. Quentin wusste genau, wie es drinnen aussehen würde: Auf der Welle würde ein senkrechtes Zahnrad befestigt sein, das in ein waagerechtes Zahnrad griff und dieses drehte. Unterhalb des waagerechten Zahnrades würde sich eine mächtige Steinscheibe befinden, die über eine andere, noch größere Steinplatte mit den ihm so wohlvertrauten Geräuschen immer im Kreis herum rieb. Und zwischen den beiden Steinen wurde Korn zu dem gemacht, was er kannte, solange er denken konnte: Mehl.
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Eine Mühle! Hoffnungsvoll ging Quentin auf die Eingangstür zu und trat ein. Er sah einen kräftigen Mann oben auf einer Bühne über den Mühlsteinen stehen. Der Mann schüttete gerade Korn in einen Trichter, an dessen unterem Ende es aus einem kleinen Loch zwischen die Mühlsteine rieselte.
Außer dem Mann war niemand zu sehen. Quentin wartete geduldig, bis der Müller den Sack in den Trichter geleert hatte und wieder von der Bühne herunterstieg. Dann sprach er ihn an. „Guten Tag, Müllermeister! Ich bin Quentin und suche Arbeit. Habt Ihr vielleicht etwas für mich zu tun? Ich bin schon seit vielen Tagen auf Wanderschaft, habe nichts mehr zu essen und auch kein Dach über dem Kopf.“
Der Müller schaute Quentin grübelnd an. „So so. Du bist wohl zuhause ausgerissen, was?“ „Nein, so ist es nicht“, widersprach Quentin und erzählte dem Müller, warum er auf Wanderschaft war. Die Sache mit den Gegenständen, die ihm Geschichten erzählten, ließ er allerdings aus. Als er geendet hatte, sah ihn der Müller nachdenklich an.
„Also gut“, sagte er, „Ich denke, ich kann es mit Dir versuchen. Mein zweiter
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