Der 7. Lehrling (German Edition)
eingetreten wäre, aus dem Fenster. Enttäuscht ließ er den Vorhang wieder fallen. Es regnete seit einer Woche ununterbrochen.
Leise zog Quentin sich an und schlich sich nach unten. Finja sollte ruhig noch ein wenig liegen bleiben. In der Zwischenzeit wollte er das Frühstück machen. Als er die Asche aus dem Ofen kehrte, um ein neues Feuer anzuzünden, ging hinter ihm die Küchentür auf.
„Du bist ja schon auf, Quentin“, sagte Falk erstaunt. „Guten Morgen.“
„Euch auch einen guten Morgen“, flüsterte Quentin. „Ich war schon wach und wollte Frühstück machen.“
„Das ist nett. Komm, ich helfe Dir ein wenig, dann ist alles fertig, wenn Finja gleich herunterkommt.“ Gemeinsam machten sie alles für das Frühstück bereit.
Als Finja herunterkam, erschrak Quentin ein wenig. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen, und ihr Gesicht war merkwürdig grau. Sie aß nichts, saß nur da und trank einen Tee. Als Quentin sie besorgt ansah, lächelte sie angestrengt. „Es ist nichts, Quentin. Nur eine kleine Erkältung.“ Ihre matten Augen bewiesen das Gegenteil.
Auch Falk war besorgt. „Finja, Du bleibst wohl besser heute im Haus. Noch lieber wäre es mir, Du würdest im Bett bleiben. Die Besorgungen kann Quentin übernehmen. Bitte.“
Finja willigte ein. „Na gut. Die Besorgungen kann Quentin machen. Aber ins Bett gehe ich sicher nicht, davon wird das Haus nicht sauber und die Wäsche auch nicht.“
Falk nickte Quentin mit ernstem Blick zu und Quentin nickte zurück. Es bedurfte keiner Worte. Ihm war klar, dass seine Tätigkeiten im Haus sich nicht nur auf das Einkaufen beschränken würden.
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Irgendwie schaffte es Quentin über den Tag, Finja ihre Arbeit abzunehmen. Jedenfalls das meiste davon. Oft, wenn er ihr eine Sache abnehmen wollte, die sie bereits angefangen hatte, wollte sie mit ihm schimpfen. Aber sein bittender Blick ließ ihren Ärger jedes Mal verfliegen, und sie ergab sich in ihre aufgezwungene Untätigkeit.
Quentin ging zum Markt und kaufte ein. Als er zurückkam, nahm er Finja das Messer aus der Hand und schnitt das Brot für das zweite Frühstück weiter. Anschließend schälte er Kartoffeln für das Mittagessen. Kochte sie. Holte Schnittlauch aus dem Garten, hackte ihn klein und rührte ihn unter den Quark für das Essen. Nach dem Mittagessen wusch er ab.
Finja saß zuerst auf der Küchenbank und sah ihm zu. Es war ihr gar nicht recht, dass Quentin ihr die ganze Arbeit abnahm, aber sie hatte nicht genug Kraft, sich dagegen zu wehren. Nach dem Mittagessen fragte Quentin sie, ob sie sich nicht ein wenig hinlegen wolle. „Aber nur kurz, dann muss ich die Wäsche machen“, antwortete sie.
Als Quentin eine Stunde später nach Finja sah, um ihr einen Tee zu bringen, schlief sie unruhig. Er ging wieder hinunter. Danach putzte er die Küche und die Stube. Fegte seine Kammer aus. Holte trockene Wäsche vom Speicher und legte sie zusammen.
Später am Nachmittag kam Falk herein. „Finja schläft“, beantwortete Quentin seinen suchenden Blick. „Sie schwitzt sehr und wälzt sich ständig herum. Ich habe ihr schon eine trockene Decke gegeben.“
Falk blickte besorgt. „Wenn es bis morgen nicht besser wird, muss ich den Bader holen. Aber erst einmal lassen wir sie schlafen. Schlaf ist meist die beste Medizin ...“ Falk hörte sich an, als würde er selbst an seinen Worten zweifeln. Grübelnd ging er wieder hinüber in die Mühle.
Quentin machte den Haushalt, so gut er konnte. Als ihm nichts mehr einfiel, was sonst noch zu tun war, fing er an, die Küchenmesser am Wetzstahl zu schleifen. Falk kam wieder herein. Er hatte früher als sonst das Wasserrad angehalten.
„Nichts funktioniert heute“, schimpfte er leise. „Ich habe sogar einmal vergessen, einen neuen Mehlsack unter den Mühlstein zu hängen.“ Missmutig setzte er sich auf die Küchenbank. „Wie geht es Finja?“
„Als ich das letzte Mal oben war, war sie kurz wach. Ich habe ihr etwas Tee zu trinken gegeben. Dann ist sie gleich wieder eingeschlafen. Ich glaube, es geht ihr wirklich nicht gut ...“
Falk nickte. „Danke, dass Du Dich um alles hier im Haus kümmerst. Du machst das wirklich prima! Und wenn Du etwas nicht kannst, dann lass es einfach liegen. Wir machen es dann zusammen. In Ordnung?“
Quentin nickte.
„Medard isst heute Abend nicht bei uns. Er ist schon nach Hause gegangen. Er sagte, Du hättest schon genug zu tun, er könne sich sein Brot heute auch allein machen.“
„Das hat er
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