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Der 7. Lehrling (German Edition)

Der 7. Lehrling (German Edition)

Titel: Der 7. Lehrling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Hesse
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es also tatsächlich geschafft, die Kräuter zu sammeln. Guter Junge! Wie lange hatte sie eigentlich geschlafen? Für den Weg hatte er sicher mehr als zwei Tage gebraucht. Zwei Tage ... Das Letzte, woran sie sich erinnern konnte, war ein Gespräch mit Falk, nachdem Quentin weggegangen war. Dann nichts mehr. Wie lange war das jetzt her?
    Als sie weiter darüber nachdachte, fiel ihr plötzlich auf, dass das dumpfe Pochen aus ihrem Kopf verschwunden war. Sie legte die Handbeuge auf ihre Stirn – kein Fieber mehr! War das möglich?
     
    Finja setzte sich langsam auf. Auf dem Nachttisch standen zwei volle Becher mit Tee, beide längst kalt. Aber das machte ihr nichts aus, viel zu groß war ihr Durst. Sie trank, bis nichts mehr da war.
    Dann wischte sie mit der Hand die Krümel von ihrem Kopfkissen und aus dem Bett. Das alles ging sehr langsam, und Finja merkte deutlich, dass sie noch lange nicht gesund war. Aber sie fühlte sich unendlich viel besser als ihre letzten verschwommenen Erinnerungen an drückende Kopfschmerzen und krampfartige Hustenanfälle. Husten? Auch der schien wie weggeblasen.
    War das alles ein Traum? Und wenn schon. Wenn es einer war, dann wollte sie ihn noch ein wenig festhalten. Finja ließ sich langsam auf ihr Kissen zurücksinken und schloss die Augen.
Dann will ich diesen Traum so lange träumen, wie ich kann.
    Mit einem Lächeln auf den Lippen fiel sie in einen tiefen, erholsamen Schlaf.
     
    #
     
    Amina saß aufrecht in ihrem Bett im Haupthaus, das Kopfkissen in den Rücken geschoben, und hörte sich mit niedergeschlagenem Blick seit einer Viertelstunde die Moralpredigt von Korbinian an. Worte wie „zu jung“, „viel zu anstrengend“, „gefährlich“ wiederholten sich bereits zum dritten oder vierten Mal. Aber was hätte sie denn machen sollen? Das Flehen, das sie in ihrem Kopf gehört hatte, war so dringend, so verzweifelt gewesen! Wie hätte sie sich anders entscheiden sollen? Korbinian und die anderen konnten doch nicht ernsthaft erwarten, dass sie einen anderen Magier in einer Notsituation vertrösten würde. Dass er warten sollte, bis sie ein paar Jahre älter war! Und überhaupt: Wer sonst hätte denn helfen können?
    Natürlich blieben noch einige Fragen zu beantworten, vor allem:
Wer
hatte da um Hilfe gerufen? Und
von wo
?
    Amina konnte sich nur erinnern, dass die Bilder und der Hilferuf plötzlich da gewesen waren. Aus welcher Richtung sie kamen oder ob der Ruf von einem Zauberer oder einer Hexe ausgesandt worden war, wusste sie nicht. Sie hatte nur die vage Vorstellung von einem tief aus dem Herzen kommenden „Danke!“, bevor die Erinnerungen sich in Schwärze auflösten und erst auf Linneas Bett wieder klarer wurden. Warum hackten aber jetzt alle auf ihr herum? Wenn Milan jetzt bei ihr wäre, er würde sie sicher verstehen.
     
    Zwischen zwei Sätzen stellte Korbinian fest, dass er offenbar seit einigen Minuten gegen eine Wand redete. Amina hörte ihm nicht mehr zu. Ein wenig verärgert stand er auf, nickte Linnea zu und verließ Aminas Schlafkammer. Samuel war mit ihm hinausgegangen und räusperte sich nun, als sie einen langen Gang hinunterschritten. Korbinian sah ihn erwartungsvoll an.
    „Sicher, Korbinian, wir hatten alle Angst um sie. Aber versuch doch bitte auch, es einmal aus ihrer Sicht zu betrachten. Natürlich hat sie sich aus Unerfahrenheit völlig überanstrengt. Aber im Kern war ihre Handlung völlig richtig. Niemand von uns – vorausgesetzt, wir würden diese Art der Kontaktaufnahme überhaupt beherrschen – hätte anders gehandelt, oder? Die Tatsache, dass Amina jung ist, macht ihr Vorgehen nicht falsch. Nur ungeschickt.“
    Korbinian blieb stehen und sah Samuel an. „Du hast recht. Ich war so sehr in Sorge, dass ich das völlig vergessen habe.“
    Samuel lächelte ihn verschmitzt an. „Du solltest vor allem nicht vergessen, ihr genau das zu sagen. Zum Beispiel, wenn Du ihr das Mittagessen bringst.“
    Korbinian lächelte zurück, während sie weitergingen. „Was hast Du noch gleich gelernt? War es Zimmermann oder war es Diplomat? Manchmal bin ich mir nicht ganz sicher.“
     
    #
     
    Erschöpft von einem langen Tag fiel Meara auf ihr Bett. Sie hatte Unterkunft in einer Herberge gefunden, die an der Kreuzung zweier größerer Fahrwege lag. Vierzehn Tage war sie nun schon unterwegs. Nicht, dass das Wandern ihr etwas ausmachte. Aber die immer wiederkehrende Enttäuschung, wenn sie in einem Ort ankam und erneut keine Präsenz spürte, war schon sehr

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